Auf den ersten Blick könnte man meinen: Es ist nicht zu retten, das Gebäude aus den 50er Jahren. Mit normalen Gasheizungen ist es kaum effizient zu wärmen, zwischen den riesigen, einfach verglasten einfachen Fensterscheiben sammelt sich Feuchtigkeit, die Putz und Mauerwerk angreift. Ein Gemeindehaus, wie es ähnlich in vielen Orten zu finden ist. Die Überlegungen zum Abriss und für einen kleineren Neubau liefen bereits, als 2020 Julia Matthias in den Kirchenvorstand der Stadtkirchengemeinde Rotenburg kam. Und die hauptamtliche Energieberaterin sagte: „Stop. Wo ist denn das Anlagekonzept, habt Ihr eine Sanierung nicht mal durchdacht?“ Schließlich sei nicht alles schlecht: der Dachboden dick gedämmert und der Keller absolut in Ordnung. Landesbischof Ralf Meister hat seine Klimatour fortgesetzt, dieses Mal im Kirchenkreis Rotenburg. Und ist dabei auf wahre Schätze gestoßen. Ein Dach für alle, Lösungen für ein viel zu großes Pfarrhaus und ein Friedhof als Erholungsort.
Was gehört für Sie zum Sommer? Kühle Limonade mit ein wenig Zitrone? Blauer Himmel und ein leichter Wind? Leichte Schuhe oder Barfußlaufen? Das Gefühl von Freiheit, wenn die Koffer gepackt werden? Fahrradtouren, Bahnreisen, Autofahrten in den Urlaub? Wie schön ist es doch, dass wir wieder reisen können.
Reisen ist gut biblisch. In der Bibel sind die Menschen viel unterwegs. Nicht nur die herausragenden Gestalten wie Abraham, Mose, Jesus oder Paulus, sondern auch viele andere Männer und Frauen machen sich in der Bibel auf den Weg. Mirjam zieht Pauke schlagend vor dem Volk Israel her. Die Weisen aus dem Osten kommend sind auf der Suche nach dem neuen König. Jesus wandert durch Galiläa, Paulus bricht zu Missionsreisen über Kleinasien und Griechenland bis nach Rom auf. Landkarten in den älteren Bibelausgaben auf den letzten Seiten beschreiben diese Reisen. Die meisten Reisenden gehen zu Fuß - andere reisen auf Lasttieren, Pferden und Eseln. Manchmal auch per Schiff. Die Frauen und Männer der Bibel brechen auf, lassen los, ziehen weiter. Sie tun das nicht, weil sie unbedingt verreisen wollen oder weil sie Urlaub haben, sondern weil sie eine Botschaft haben. Sie hören eine innere Stimme, sie bekommen einen Auftrag.
„Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde" (Gen 12,1). So heißt es für Abraham. Man mag sich fragen, was diesen alten Mann, fünfundsiebzig Jahre ist er alt, dazu bewog, noch einmal in seinem Leben aufzubrechen. Und doch zeigt er: Glaube hat viel mehr mit dem Aufbrechen als mit dem Einnehmen von Orten und Standpunkten zu tun. Abraham glaubte. Ohne Weg kein Glaube und ohne Glauben kein Weg. Kann es einen Glauben geben, der nicht in Bewegung ist, kann es ein Leben im Glauben geben, das starr und unbeweglich bleibt?
„Sich regen bringt Segen“ heißt es im Volksmund. Sich regen meint nicht nur die Arbeit, die tägliches Brot ist. Sich regen beginnt im Herzen. Der Segen ist an das Aufbrechen gebunden, nicht an das Verharren. Neue Gedanken wagen, der anderen Meinung ohne Furcht begegnen und doch kein Glaubensbekenntnis aus der eigenen Überzeugung machen. Das gelingt im Urlaub so viel leichter. Vielleicht, weil wir nicht mehr im Gewohnten sind. Das macht freier.
Vom dänischen Religionsphilosoph Sören Kierkegaard ist der Ausspruch überliefert: „Verliere nie die Lust am Gehen! … Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen, und ich kenne keinen noch so schweren Kummer, den man nicht weggehen kann".
So wünsche ich Ihnen einen gesegneten Weg durch den Sommer!
„Es ist leider eingetreten, was einige zuvor befürchtet hatten: Kurz vor der Sommerpause und inmitten so vieler anderer großen Probleme war kein geeigneter Zeitpunkt für den Abschluss einer Debatte, die sich der zentralen Frage widmet, wie Fürsorge und Lebensschutz mit der Selbstbestimmung des Menschen verbunden werden können.
Dass weder der eine noch der andere Antrag überzeugen konnte, ist vielleicht auch ein Spiegelbild der großen Verunsicherung und der Ängste unserer Gesellschaft im Umgang mit dem Tod. Auch darüber müssen wir miteinander ins Gespräch kommen.
Gleichwohl: Niemand hat es sich leicht gemacht. Die Ernsthaftigkeit und Offenheit, mit der die allermeisten Mitglieder des Bundestages diesen Gesetzesvorlagen begegneten, war sehr angemessen. Sie zeigen, wie diese Entscheidungen unsere Kultur der Barmherzigkeit und des Lebensschutzes berühren und auch verändern werden - auch wenn uns das Ergebnis nun vor große Herausforderungen stellt.
Umso mehr begrüße ich die so überwältigte Mehrheit für den gemeinsamen Antrag beider Gruppen, die Bundesregierung möge bis zum Sommer 2024 einen Gesetzentwurf und eine Strategie zur Suizidprävention vorlegen. Ein bundesweiter Präventionsdienst, der rund um die Uhr für Menschen mit Suizidgedanken oder deren Angehörige online und telefonisch erreichbar ist, wäre ein zentraler Fortschritt zum Lebensschutz, zu dem auch die Kirchen ihren Beitrag leisten können.
Dass dieses Gesetz nun auf den Weg kommt, beruhigt mich sehr und ist für unsere Arbeit eine große Unterstützung.“
"Es gibt in der Geschichte Momente, wo man den Frieden nur dann erzwingen kann, wenn man den Feind militärisch stoppt.“ Die aus Russland stammende Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa hat sich klar für westliche Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine ausgesprochen. Die russische Armee begehe unvorstellbare Verbrechen auch gegen Frauen und Kinder, sagte die 74-jährige Historikerin und Germanistin beim Hanns-Lilje-Forum in Hannover: „Wir haben es hier mit dem Bösen in absolut reiner Form zu tun, das bereit ist, Menschen einfach zu vernichten, wenn sie sich nicht seinem Willen fügen.“
Es müsse alles getan werden muss, „um das Böse zu stoppen“, betonte die im deutschen Exil lebende Menschenrechtlerin vor rund 250 Besucherinnen und Besuchern bei der Veranstaltung der evangelischen Hanns-Lilje-Stiftung in der Marktkirche. „Und das kommt nicht aus irgendwelchen Verhandlungen. Mit diesem Bösen kann man keine Verhandlungen führen.“
Scherbakowa ist Mitbegründerin der Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die 2021 von Obersten Gericht in Russland aufgelöst und 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. In Hannover berichtete sie, wie „Memorial“ 1989 begann, die Verbrechen des Stalinismus aufzuarbeiten. Für Millionen von Todesopfern habe es damals keinerlei Gedenken gegeben. „Doch die Aufarbeitung war viel schwieriger, als wir uns das vorgestellt haben.“ Die Idee der Freiheit sei schon bald ins Hintertreffen geraten gegenüber dem Nationalpatriotismus des russischen Präsidenten Putin.
Auch Landesbischof Ralf Meister befürwortete Waffenlieferungen an die Ukraine. „In besonderen Situationen, wenn Menschen unmittelbar Gewalt angetan wird, kann man ihnen zur rechtserhaltenden Gewalt auch Waffen geben“, sagte er auf dem Podium. Das oberste Ziel müsse aber immer sein, Frieden zu ermöglichen. Die evangelische Friedensethik stecke an dieser Stelle in einem Zwiespalt, räumte er ein. Der Bischof hatte im Frühjahr die ukrainische Stadt Odessa besucht.
Die Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen bei Celle, Elke Gryglewski, warnte vor einer Ausweitung von Waffenlieferungen durch den Ukraine-Krieg. „Es macht mir Sorgen, dass im Windschatten der nötigen Waffenlieferungen an die Ukraine die Bundesrepublik als Waffenexporteur wieder auf einen der ersten Plätze gerutscht ist“, sagte sie. Waffen würden dann zugleich auch in jede Menge anderer Kriegsgebiete in der Welt geliefert. Dort würden dann mit deutschen Waffen völlig andere Konflikte ausgetragen. „Ich wünsche mir einen differenzierten Blick, dass genau so etwas nicht passiert.“
epd Niedersachsen-Bremen
Den NDR-Zwischenruf von Ralf Meister zu "Memorial" am 3. Juli hören Sie hier
Insgesamt 40 Studierende sind mit dem Studienpreis des Klosters Loccum ausgezeichnet worden. Landesbischof Ralf Meister überreichte in einem feierlichen Gottesdienst die Urkunden für besondere Studien- und Prüfungsleistungen. Der Preis geht auf Alt-Landesbischof Eduard Lohse zurück und richtete sich bislang ausschließlich an Theologiestudierende. In diesem Jahr wurden erstmals auch 16 Studierende der Fächer Religionspädagogik und Soziale Arbeit der Hochschule Hannover prämiert.
Landesbischof Ralf Meister erinnerte sich in seiner Predigt an die eigene Studienzeit. Und an Udo Lindenberg, der 1976 von der Suche nach dem „richtig verschärften Leben“ sang. Diese Suche führe gerade in Übergangszeiten zu wichtigen Erkenntnissen. „Das Studium ist so eine typische Phase. Eine Übergangszeit in das kommende, neue und noch völlig unbekannte eigene Leben am Ende der Ausbildung“, sagte Meister. Die Kirche sei froh um die Studierenden und wolle sie über den finanziellen Beitrag hinaus unterstützen, versprach der Landesbischof. „Wir sind dankbar, junge, engagierte Menschen in unseren Reihen zu haben, von denen wir gewiss sind, sie sehen mehr, sie schauen weiter, als wir es können.“
„Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, den Studienpreis um die Studierenden der Hochschule zu erweitern und bin dankbar, dass der Konvent des Klosters Loccum der Idee zugestimmt hat“, sagte Oberkirchenrat Mathis Burfien, der unter anderem Beauftragter für die ehemalige Evangelische Fachhochschule Hannover ist. „Der Preis nimmt damit die verkündigenden Berufsgruppen der Pastorinnen und Pastoren und Diakoninnen und Diakone in unserer Landeskirche in den Blick. Ich halte das für ein wichtiges Zeichen für die Zukunft unserer Kirche.“
Seit 2007 wurden mehr als 500 angehende Theologinnen und Theologen für hervorragende Ergebnisse bei der Sprachprüfung oder der Zwischenprüfung ausgezeichnet. Wer Pastorin oder Pastor werden will, muss in den ersten Semestern Latein, Griechisch und Hebräisch lernen. Das Preisgeld beträgt 500 Euro. Seit 2021 werden die Preise nicht nur innerhalb der Hannoverschen Landeskirche vergeben, sondern Studierende aus allen Kirchen, die im Predigerseminar Loccum ausbilden (Braunschweig, Bremen, Oldenburg, Schaumburg-Lippe).
Die Lüneburger Gymnasiastin Chiara Jung aus Lüneburg hat den ersten Platz beim 11. Landeswettbewerb Evangelische Religion belegt, bei dem Landesbischof Ralf Meister Jurymitglied ist. Chiara Jungs Arbeit unter dem Titel „Was ist der Mensch? - Leidensfähigkeit des Menschen“ habe durch Neugierde, Offenheit für andere Meinungen und tiefgründigen Forschergeist bestochen, sagte die Schirmherrin des Wettbewerbs, die Virologin Sandra Ciesek, bei der Preisverleihung in der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover.
Insgesamt hatten sich 363 Schüler und Schülerinnen mit 142 Einzel- und Gruppenbeiträgen an dem von der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ausgelobten Wettbewerb beteiligt. Vergeben wurden insgesamt acht Preise mit einer Dotierung von jeweils 100 bis 600 Euro.
Als Verfasser des besten Gruppenbeitrags kürte die Jury vier Schülerinnen und Schüler des Helmstedter Gymnasiums am Bötschenberg. Ihr Beitrag unter dem Titel „Die Rolle des Menschen im Leben“ zeichne sich durch einen „klar erkennbaren roten Faden“ und ihre Methodenvielfalt aus, hieß es. Die Arbeit umfasste den Angaben zufolge ein selbst geschriebenes Lied, ein Gemälde, einen Essay, einen Poetry Slam, einen Flyer und einen Podcast.
Landesbischof Meister laudatierte die 2. Preisträgerin Anja Eggers in der Kategorie Einzelbeitrag für ihren Beitrag "Das Selbst des Menschen" und betonte in seiner Würdigung: "Sie haben diesen Weg des Fragens und Suchens gewagt, mit Gründlichkeit und Tiefgang. Im Laufe Ihrer Arbeit schaffen Sie es, Ihre eigenen Fragen und Thesen wiederholt kritisch zu reflektieren und Ihr Denken neu auszurichten. Was für ein wertvoller Prozess, nicht nur für einen jungen Menschen! Würden wir uns diese Zeit des Nachdenkens doch gönnen vor unseren vorschnellen Antworten, unseren achtlosen Posts und digitalen Kommentaren."
Landesbischof Ralf Meister hat den Deutschen Evangelischen Kirchentag kritisiert, er habe sich bislang nicht mit Fällen sexualisierter Gewalt in seinem Rahmen befasst. Auch der Kirchentag in der vergangenen Woche in Nürnberg habe das Thema nur sehr am Rande behandelt, sagte Meister am Samstag beim regionalen Ökumenischen Kirchentag in Osnabrück.
In den 1970er Jahren seien auch auf Kirchentagen Gruppen aufgetreten, die Sexualität mit Kindern propagiert hätten. „Der Kirchentag hat das bis heute nicht geschafft, das aufzuarbeiten“, sagte Meister während einer Podiumsdiskussion. Er versprach, beim kommenden Kirchentag in Hannover werde sich das ändern. Das Großereignis soll vom 30. April bis zum 4. Mai 2025 in der niedersächsischen Landeshauptstadt gefeiert werden.
Meister betonte, vor 40 Jahren sei in der evangelischen Kirche die Freiheit hochgehalten worden. Dadurch sei es auch zu sexualisierter Gewalt gekommen. „Die große Freiheit führte zu einer Übergriffskultur.“
Der Kölner Stephan Rixen, Jurist und Mitglied des Deutschen Ethikrats, forderte den Staat auf, sich mehr in die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den Kirchen einzumischen. Die Kirchen dürften nicht damit durchkommen, sich auf ein eigenes Datenschutzrecht zu berufen, das dem Schutz der Institution diene.
Karl Haucke, ebenfalls aus Köln, verlangte als Betroffener von beiden Kirchen, nicht länger die Deutungshoheit über die Fälle sexualisierter Gewalt für sich zu reklamieren. Stattdessen sollten die Betroffenen angehört und ernst genommen werden. Die katholische Kirche forderte er auf, Machtstrukturen zu verändern, anstatt sich „hinter der Scham zu verstecken“. Haucke ist Betroffener körperlicher, sexualisierter und spiritueller Gewalt in einem katholischen Ordensinternat.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat gezeigt, wie zerbrechlich der Friede ist. Und wie schwer er wiederzufinden ist, wenn er einmal verlorenging. Auf dem Podium "Frieden durch Teilhabe" beim Ökumenischen Kirchentag in Osnabrück diskutierte im Blick auf die Ukraine, aber auch auf die weltweite Friedensordnung.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat Waffenlieferungen in die Ukraine gegen Kritik verteidigt. Er könne den Menschen in der Ukraine nicht sagen, dass sie sich gewaltfrei gegen Drohnenangriffe und Raketen aus Russland wehren sollten, sagte Pistorius am Samstag in Osnabrück beim regionalen Ökumenischen Kirchentag. Dieser Krieg habe im russischen Präsidenten Putin einen eindeutigen Aggressor. „Putin hat keine Hemmungen, Menschen zu töten.“
Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden und der katholische Ex-Generalvikar des Bistums Osnabrück, Theo Paul, forderten Pistorius auf, mehr zu differenzieren. Es sei wichtig, auch die zerstörerischen Folgen des Krieges und eines neuen Wettrüstens für die Ukraine selbst und beispielsweise für Länder in Afrika zu bedenken, sagte Bei der Wieden. Wichtig seien Versöhnungsprozesse auch während des Krieges.
Pistorius entgegnete, er würde sich einen schnellen Weg zu Friedensverhandlungen wünschen. Den sehe er aber derzeit nicht. „Das Streben nach Differenzierung von Dingen, die sonnenklar sind, verwischt die Verantwortlichkeiten.“
Landesbischof Ralf Meister votierte anders als die anderen leitenden Theologen. Er stimmte Pistorius zu und sagte, mitten im Krieg sei nicht die Zeit, Begriffe von Versöhnung und Vergebung in den Mund zu nehmen. „Wenn Menschen ihr Land verteidigen wollen, muss ich ihnen das zugestehen und ihnen die Hilfe geben, dass sie das tun können.“
Alt-Bundespräsident Christian Wulff (CDU) warnte davor, den Frieden in der Europäischen Union als selbstverständlich zu betrachten. Die Strahlkraft der westlichen Demokratien habe in den vergangenen zehn Jahren abgenommen. „Wenn die Menschen sich nicht engagieren, werden wir in die Gefahr kommen, dass der Frieden nicht bleibt.“
Die Podiumsteilnehmenden diskutierten vor mehr als 800 Zuhörenden. Der Ökumenische Kirchentag in Osnabrück wurde aus Anlass des Jubiläums „375 Jahre Westfälischer Frieden“ gefeiert.