Mit einer Andacht haben die Schülerinnen und Schüler des achten Jahrgangs der Evangelischen IGS Wunstorf heute ihres getöteten Mitschülers gedacht. „Es verschlägt uns die Sprache. Wir finden kaum die richtigen Worte in diesen Tagen. Wir legen unsere Verzweiflung und unsere Ratlosigkeit zusammen. Es kann nicht sein, es darf und soll nicht sein. Die tiefe Traurigkeit darüber, dass ein Mitschüler tot ist, getötet worden ist“, sagte Landesbischof Ralf Meister. „Mit allem Weinen verbunden ist die Hoffnung, dass Gott einmal alle Tränen trocknen wird. Gott nimmt euch in den Arm und teilt eure Tränen. Er wird uns heilen.“
In einem Statement äußerten sich inzwischen auch mit Finn Scheibe und Tim-Lukas Schubert zwei Mitglieder der Schülervertretung: „Wir sind zutiefst erschüttert über den tragischen Tod unseres Mitschülers. Natürlich haben ihn manche besser gekannt als andere und jeder geht mit diesem Verlust auf seine eigene Weise um. Es hat uns alle schockiert, dass so etwas in unserem Umfeld geschehen ist. Vor allem sind wir getroffen, weil er noch sein ganzes Leben vor sich hatte. Deshalb wünschen wir der Familie in diesen Zeiten viel Kraft und viel Beistand.“
"Auschwitz bleibt uns anvertraut. Es gehört zu uns wie uns die übrige Geschichte gehört. Mit ihr in Frieden zu leben, ist eine Illusion." Mit diesen Worten erinnert Siegfried Lenz an die Schrecken der deutschen NS-Vergangenheit. Ihre Aufarbeitung war sein großes Anliegen.
Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Konzentrationslager von Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder wurden in Auschwitz ermordet. Ein unsagbares, unverstehbares Verbrechen an Jüdinnen und Juden, an Sinti und Roma und allen anderen Menschen, die im nationalsozialistischen Weltbild keine Menschen sein sollten.
"Wenn Verstehen unmöglich ist, dann ist Wissen notwendig, denn was geschehen ist, könnte zurückkehren." So stellt der italienisch-jüdische Schriftsteller Primo Levi fest, der sich unter den Befreiten befand. "Es ist passiert, also kann es wieder passieren."
Als Christinnen und Christen müssen wir mit tiefer Erschütterung feststellen, dass der christliche Glaube die damaligen Verbrechen nicht verhindern konnte. Mehr noch, Kirchen und ihre Mitglieder haben daran mitgewirkt, Judenhass und Menschenverachtung selbst verbreitet, Nächstenliebe und Mitgefühl außer Kraft gesetzt und damit Schuld auf sich geladen; Schuld an den Menschen und ebenso an Gott wie am eigenen Glauben.
Auschwitz bleibt uns anvertraut. Es gehört zu unserer Geschichte und es ist unsere Pflicht davon zu sprechen und es im Wissensbestand der Weltgesellschaft zu verankern. Mit dieser Geschichte in Frieden zu leben, ist eine Illusion. Als die Nachfahren der Täterinnen und Täter sind wir in der Pflicht, damit Schuldige der vergangenen und gegenwärtiger Verbrechen nicht davonkommen und sich die Schrecken der Geschichte nicht wiederholen.
Die Landeskirche Hannovers trauert um den ehemaligen Landessuperintendenten des Sprengels Calenberg-Hoya, Hein Spreckelsen. Der Theologe starb am 25. Januar 2023 in Nienburg im Alter von 88 Jahren. „Mit Hein Spreckelsen verlieren wir einen hoch engagierten Theologen, der in seinen unterschiedlichen Ämtern viel in unserer Kirche bewirkt hat. Er war Gemeindepastor, Standortpfarrer für die Bundeswehr, Superintendent, Landessuperintendent und Mitglied des Konvents des Klosters Loccum. Wir sind Gott dankbar für seinen Dienst “, sagt Landesbischof Ralf Meister.
Hein Spreckelsen wurde am 5. Dezember 1934 in Wesermünde als Sohn eines Pastors geboren. Nach dem Abitur in Bremerhaven studierte er Evangelische Theologie und Kunstgeschichte in Marburg, Heidelberg, Basel und Göttingen und war dann Vikar in Bremervörde und im damaligen Predigerseminar Hildesheim. 1961 wurde er in Diepholz zum Pastor ordiniert und arbeitete als Gemeindepastor in der St. Nicolai-Kirchengemeinde in Diepholz und als Pfarrer am dortigen Bundeswehrstandort. 1970 ging er als Pastor nach Juist, 1976 wurde er Superintendent des Kirchenkreises Bremervörde. 1984 berief ihn der Kirchensenat der Landeskirche Hannovers zum Landessuperintendenten des Sprengels Calenberg-Hoya. Während der Amtszeit von Hein Spreckelsen umfasste der Sprengel die Kirchenkreise Grafschaft Schaumburg, Hameln-Pyrmont, Syke-Hoya, Nienburg, Springe und Stolzenau-Loccum. 1999 ging Spreckelsen, der auch Mitglied im Konvent des Klosters Loccum gewesen ist, in den Ruhestand. Auch nach seinem aktiven Dienst war er vielfach engagiert. So arbeitete er noch einige Jahre im Vorstand der Deutschen Seemannsmission mit, hielt Vorträge, predigte und war in Nienburg in der Reihe der Museumsgottesdienste aktiv.
Hein Spreckelsen hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder.
Nach dem Fund des Leichnams eines mutmaßlich getöteten 14-jährigen Schülers aus Wunstorf bei Hannover herrscht Entsetzen an der Evangelischen Integrierten Gesamtschule in Wunstorf. Der Jugendliche war Schüler an der IGS, wie die hannoversche Landeskirche als Trägerin der Schule am Mittwochabend mitteilte.
„Die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und alle Mitarbeitenden sind entsetzt, fassungslos und unendlich traurig über das, was geschehen ist“, sagte Gesamtschuldirektorin Elke Rothämel. Für alle Schülerinnen und Schüler biete die IGS aktuell Gesprächsmöglichkeiten und Rückzugsräume an, um sie in dieser Situation zu begleiten. Seelsorgerinnen und Seelsorger seien ebenfalls vor Ort.
Am Freitag wird es an der Schule für die Jugendlichen des betroffenen Jahrgangs eine nicht öffentliche Andacht zum Gedenken an den verstorbenen Schüler geben, die Landesbischof Ralf Meister zusammen mit der zuständigen Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track halten wird. Landesbischof Ralf Meister sagte: „Meine Gedanken und Gebete sind bei der Familie des getöteten Jugendlichen und bei der Schulgemeinschaft der Evangelischen IGS.“
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„In der Erinnerung geben wir den Toten die Würde wieder, die ihnen unsere Vorväter und -mütter genommen haben“, sagte Landesbischof Ralf Meister heute bei einem Besuch der Konzentrationslager in Auschwitz. Im Rahmen eines Vorbereitungstreffens für die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau im September 2023 nahmen sich alle Delegierten Zeit, den wohl schrecklichsten Tatort der NS-Verbrechen zu besichtigen, an dem 1,1 Millionen Menschen, die allermeisten davon Jüdinnen und Juden, ermordet wurden. Zusammen mit dem Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, hielt Landesbischof Meister eine kurze Andacht an dem internationalen Denkmal auf dem Gelände des Vernichtungslagers Birkenau (KZ Auschwitz II). „Das wirklich Irrationale und tatsächlich Unerklärbare“, zitierte Meister angesichts der durchgeplanten Tötungsmaschinerie den Schriftsteller und KZ-Überlebenden Imre Kertész, „ist nicht das Böse. Im Gegenteil, es ist das Gute.“
Text: Frank Hofmann, Pressesprecher der VELKD
Quelle: Frank Hofmann/VELKD
Landesbischof Kramer und Landesbischof Meister in Auschwitz
Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte erstmals wieder der traditionelle Epiphanias-Empfang mit Gästen aus Politik und Gesellschaft im Kloster Loccum stattfinden.
Ministerpräsident Weil nutzte die Gelegenheit zu einem Appell für mehr Rücksichtnahme. „Wir haben nicht das Recht, unsere Freiheit auf dem Rücken von anderen Menschen auszuleben, auch nicht auf dem Rücken nachfolgender Generationen“, mahnte Weil am Freitag beim traditionellen Epiphanias-Empfang der Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum. Landesbischof Ralf Meister betonte die verbindende Kraft der Religion und fand kritische Worte für die Superreichen der westlichen Welt.
Vor rund 130 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Religion betonte Weil: „Ein ungezügelter Egoismus nach dem Motto 'Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht', kann nicht der Maßstab für unser Zusammenleben sein.“ Der Ministerpräsident ergänzte: „Schrankenlose Freiheit kann niemand von uns beanspruchen.“
Als negatives Beispiel nannte er die Ereignisse der Silvesternacht, in der an vielen Orten die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten mit Böllern und Raketen beschossen wurden. Derartige Exzesse seien kaum zu begreifen. „Aber es ging den Randalierern offenbar auch um ein großes persönliches Vergnügen. Und dieses Vergnügen war ihnen wichtiger als alle Gefahren, Schäden und Risiken, die sie damit ausgelöst haben.“
Landesbischof Meister sagte, trotz aller Krisen und Umbrüche in den Kirchen sei ihm um die Zukunft des Christentums nicht bange. Es gebe gute Gründe, sehr kritisch auf die eigene Institution zu schauen und sie zu verändern. Dennoch sehe er, „dass die religiösen Überzeugungen auch innerhalb eines säkular werdenden Landes sich weiterhin hartnäckig halten“. Sie könnten ethische Orientierung im Leben geben: „Mit aller wissenschaftlicher Expertise können wir sagen, was wir tun können, aber noch nicht, was wir tun sollen.“
Religionen seien nur dann stark, wenn sie dem Leben, der Schöpfung und allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Planeten dienten, sagte Meister: „Erst dann dienen sie Gott.“ Im Blick auf Superreiche, die er „westliche Oligarchen“ nannte, kritisiere der Landesbischof: „Die Kombination von viel Besitz und fehlender sozialer Verantwortung wird immer größer.“
Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte der Empfang erstmals wieder in den Räumen des mehr als 850 Jahre alten Zisterzienserklosters stattfinden. Die Gäste saßen im Refektorium, dem ehemaligen Speisesaal der Mönche mit hohen gotischen Gewölben. Der historische Raum strahlt in neuem Glanz, denn das Kloster wurde in den vergangenen Jahren grundlegend saniert. Der Empfang gilt traditionell als landespolitischer Starttermin des jeweils neuen Jahres.
Landesbischof Ralf Meister richtet in diesem Jahr ganz speziell an die in Deutschland lebenden Menschen aus der Ukraine einen Weihnachtsgruß. Darin heißt es unter anderem: „Wir hören, unter welchen Bedingungen Kinder in der Ukraine zur Welt kommen: Ohne zuverlässige Versorgung mit Licht und Wärme. Manche werdenden Mütter verlassen die Ukraine: Hochschwanger gehen sie ohne die Väter in ein Land, das sie nicht kennen, um ihre Kinder zur Welt zu bringen. Eine Zeit von Krieg und Flucht ist über Europa gekommen.“ Und weiter: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie während dieser Feiertage ein wenig von Gottes Nähe erleben können. Mögen Sie in Deutschland Menschen finden, die zu Geschwistern im Glauben und zu Freundinnen und Freunden für Sie werden. Ich wünsche Ihnen Kraft und eine beständige Hoffnung.“
Der Gesamttext ist als Download auf der Website der Landeskirche Hannovers zu finden und ist dort zeitnah auch in russischer und ukrainischer Sprache abrufbar sein. Dort finden Sie überdies das Lied „Stille Nacht“ in Ukrainisch mit Aussprachehilfe sowie den dazugehörigen Noten. Kirchengemeinden erhalten über diese Website auch Hinweise, wie sie mit christlichen Geflüchteten aus der Ukraine Weihnachten feiern können.
Die orthodoxe Mehrheit der Menschen in der Ukraine feiert Weihnachten nach dem julianischen Kalender, also am 7. Januar. Die Mitglieder der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche allerdings feiern nach dem gregorianischen Kalender, also am 25. Dezember. In der Ukraine sind beide Tage Feiertage.
Mit ihrer diesjährigen bundesweiten Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ will die evangelische Kirche Mut in Krisenzeiten machen. Das Motto laute „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“, schreibt der hannoversche Landesbischof Ralf Meister als Botschafter in einem Grußwort zu der Aktion, die vom 22. Februar bis zum 10. April geplant ist. Offiziell eröffnet wird sie den Angaben zufolge am 26. Februar mit einem ZDF-Fensehgottesdienst aus der St.-Ansgar-Kirche in Oldenburg.
„In dunklen Zeiten braucht es Licht, um den Mut nicht zu verlieren“, blickte Meister voraus. Die Aktion lade dazu ein, von Aschermittwoch bis Ostern genau hinzuschauen, so etwa auf Ängste, „und auf das, was uns trägt und Kraft gibt“. In den sieben Fastenwochen gehe es nicht allein um innere Erleuchtung, sondern auch um die Ausstrahlung auf andere. Die Fastenzeit sei kein Verzicht um des Verzichts willen: „Sie führt uns Tag für Tag zu neuen Erfahrungen.“
Sieben Wochenthemen begleiten die Aktion. Sie lauten „Licht an!“, „Meine Ängste“, „Was mich trägt“, „Und wie ich strahle!“, „Wir gehen gemeinsam“, „Durch die Nacht“ und zum Abschluss „In den Morgen“. Teilnehmende können sich zu Fastengruppen zusammenschließen oder auch für sich alleine den Fastenkalender nutzen, das zentrale Element der Aktion.
Die Fastenaktion wurde 1983 gegründet. Koordiniert wird sie von einem Projektbüro im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt am Main. Die Fastenaktion wird mit einem Gottesdienst eröffnet am Sonntag, 26. Februar, ab 9.30 Uhr in der evangelischen Kirche St. Ansgar in Oldenburg. Das ZDF überträgt live, Landesbischof Meister wird in diesem Gottesdienst predigen.
Ökumenische Akzente und Klarheit in den eigenen Positionen
Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) hat mit Trauer und Anteilnahme auf den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. reagiert.
Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister, würdigte Benedikt „als einen tiefgründigen Denker und Theologen, als einen frommen Menschen, dessen ganzes Bestreben es war, in der Nachfolge Jesu zu leben. Seine Klarheit in den eigenen Positionen verband er mit eindeutigen ökumenischen Akzenten“. Auch als Papst sei er der wissenschaftlich denkende Theologe geblieben, der vor seiner Amtszeit an mehreren Universitäten, vor allem in Tübingen und Regensburg, gelehrt habe. Als Präfekt der Glaubenskongregation und damit Hüter der römisch-katholischen Lehre sei er kein einfacher Gesprächspartner gewesen und forderte die evangelischen Kirchen mit seinen Positionen heraus. In ihm habe die lutherische Kirche einen versierten Kenner Martin Luthers als Gegenüber gehabt, der insbesondere die Frage des Reformators nach einem gnädigen Gott betonte. Unvergessen bleiben die Begegnungen anlässlich seiner Besuche in Deutschland 2006 und 2011. Großen Respekt zollte der Leitende Bischof in seiner Würdigung auch der Entscheidung Papst Benedikts, 2013 aus gesundheitlichen Gründen zurückzutreten. Dies sei ein Schritt gewesen, mit dem er auch das Papstamt in seiner Menschlichkeit sichtbar gemacht habe.
Hannover, 31. Dezember 2022 Pressestelle der VELKD Dr. Frank Hofmann