Landesbischof Meister und sein Team hatten die Synodal*innen der 26. Landessynode zu einem Empfang in der Bischofskanzlei eingeladen. Der Garten war geschmückt, ein Pizzawagen und ein kaltes Buffett vom Küchenteam des Landeskirchenamtes standen bereit, das Wetter war wunderbar winterlich.
Landesbischof Meister sagt: „In der Evangelischen Kirche in Deutschland tragen Synode, Rat, Kirchenkonferenz und Kirchenamt gemeinsam Verantwortung. Ich bin beschämt über das Vorgehen und die Kommunikation rund um den Rücktritt von Annette Kurschus als Ratsvorsitzende und beziehe mich als Mitglied der Kirchenkonferenz in meine Kritik ausdrücklich mit ein.
Den Rücktritt an sich stelle ich nicht in Frage, aber den Prozess der Abstimmung, Kommunikation und Beteiligung aller Akteurinnen und Akteure.
Ich kenne nicht die innersten Abläufe im Vorfeld des Rücktrittes. Aber aus meiner Sicht haben wir hier die Betroffenen sexualisierter Gewalt aus dem Blick verloren. Das wiegt schwer.
Und wir haben es zugleich nicht geschafft, die Ratsvorsitzende in dieser kritischen Zeit als Kirchenleitung vertrauensvoll zu begleiten. In einem Prozess, der im Kern die Glaubwürdigkeit unserer Kirche betrifft, frage ich mich: Wo waren die Stimmen – auch meine eigene -, die sich um die notwendige Transparenz in der Kommunikation, eine differenzierende Sicht und geistliche Nachdenklichkeit bemüht haben? Wir müssen uns mit dem, was in den vergangenen Monaten geschehen ist, mit aller Sorgfalt auseinandersetzen.“
In der hannoverschen Landeskirche kandidieren mehr Menschen für die Kirchenvorstandswahl im kommenden März als erwartet. Nur zwei Prozent der rund 1.200 Kirchengemeinden hätten es nicht geschafft, genügend Kandidaten aufzustellen, sagte Landesbischof Ralf Meister in seinem Bericht vor der Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche. Dies seien deutlich weniger, als die Landeskirche nach Zwischengesprächen mit den Gemeinden befürchtet habe.
Laut Meister stellen sich in der Landeskirche etwa 7.400 Menschen zur Wahl. 68 Kandidatinnen und Kandidaten seien jünger als 18 Jahre, zwei Kandidaten träten im Alter von 88 Jahren an. Er kenne keine andere zivilgesellschaftliche Organisation, die in ihren Leitungsgremien ein solches Altersspektrum abbilde, freute sich Meister.
Die Kandidatensuche sei auch deshalb erfolgreich verlaufen, weil rechtliche Hürden herabgesetzt wurden, sagte der Landesbischof. Im Mai hatte das Kirchenparlament das Mindestalter für Kirchenvorsteher auf 16 Jahre heruntergesetzt. Nach dem neuen Kirchengesetz können Kandidaten künftig nur für drei Jahre kandidieren, statt für die volle Amtsperiode von sechs Jahren.
Bei der letzten Kirchenvorstandswahl 2018 mussten nach Angaben der Landeskirche noch rund 10.000 Kirchenvorstands-Posten per Wahl besetzt werden. Durch Gemeindefusionen und -kooperationen sei diese Zahl in den vergangenen Jahren um etwa 25 Prozent reduziert worden.
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ist mit rund 2,3 Millionen Mitgliedern in 1.219 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee die größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Die hannoversche Landessynode tagt noch bis zum Freitag im diakonischen Henriettenstift in Hannover.
Landesbischof Ralf Meister hat der Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vorgeworfen, Annette Kurschus vor ihrem Rücktritt als Ratsvorsitzende der EKD den Rücken nicht genügend gestärkt zu haben. „Das Verhalten der EKD-Synode und anderer kirchenleitender Akteure war erbärmlich“, sagte Meister am Rande der hannoverschen Landessynode vor Journalisten. Den Rücktritt an sich stellt er nicht infrage, bezeichnete aber die kirchliche Krisenkommunikation rund um das Ermittlungsverfahren in Siegen als „vollkommen unzureichend“.
„Wir sind auf dem Weg zu einer gnadenlosen Kirche“, kritisierte Meister. Kurschus sei „von allen kirchenleitenden Personen im Stich gelassen“ worden. Dabei habe sie als Ratsvorsitzende vor der EKD-Synode „einen sehr angemessen, sehr guten Bericht“ vorgelegt. Dieser habe gezeigt, dass Kurschus ihrer Verantwortung im Zusammenhang von Vertuschungsvorwürfen gerecht geworden sei. „An ihrer Aufrichtigkeit habe ich keinerlei Zweifel. Ich persönlich behalte eine hohe Anerkennung für Annette Kurschus“, betonte der Landesbischof.
Die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus hatte am 20. November ihren Rücktritt erklärt. Hintergrund waren Vorwürfe, die 60-jährige Theologin sei nicht transparent mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt umgegangen, den die „Siegener Zeitung“ unmittelbar vor der EKD-Synodentagung öffentlich gemacht hatte. Dadurch war massiver Druck auf die westfälische Präses Kurschus entstanden, die den Beschuldigten aus früheren Tätigkeiten in Siegen sehr gut kennt.
Leere Umzugskartons und jede Menge Bastelmaterial. Die Aufgabe der Konfirmandinnen und Konfirmanden: Gestaltet den Karton so, wie ihr euch das Jenseits vorstellt. Erst Zögern. Und dann entstehen helle, bunte und fröhliche Räume. Der Himmel nach dem Tod. Bilder der Ewigkeit.
Ältere Menschen dagegen glauben weniger an ein Leben nach dem Tod als jüngere. Das hat eine aktuelle Befragung unter Kirchenmitgliedern herausgefunden.
Ich glaube, dass das Leben nicht mit dem Tod endet. Für mich ist das ein großer Lebenstrost. Gerade wenn ich, wie viele andere, in diesen Tagen die Gräber von Familienangehörigen oder guten Freunden besuche. Aber auch, wenn ich auf die vielen Untaten, die Gewalt schaue in der Welt. Jeder, jede wird sich einmal vor Gott verantworten müssen.
Vor einigen Jahrzehnten war es noch normal, zu Hause zu sterben. Im Kreis der Familie. Man nahm Abschied mit vertrauten Bibelversen. Es ist wichtig, dass wir die Hoffnungen mit den Jahren nicht verlieren, sondern dass sie Teil unseres Lebens werden.
An einer der "Jenseitskisten" der Konfirmanden stand in feinen Buchstaben einer der schönsten biblischen Hoffnungsverse aus dem letzten Buch der Bibel: "Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!"
Landesbischof Ralf Meister sagt zum Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus:
„Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Annette Kurschus. Für mich persönlich ist ihre Aufrichtigkeit nicht in Frage gestellt. Sie hat Verantwortung übernommen, damit der Weg, den wir als Evangelische Kirche in der Aufarbeitung von Sexualisierter Gewalt in den letzten Jahren gegangen sind, fortgesetzt werden kann. Das gilt besonders für die Zusammenarbeit mit Betroffenen von Sexualisierter Gewalt. Wir müssen hier konsequent umsetzen, was wir uns als Kirche vorgenommen haben. Diese Zusammenarbeit und das Bemühen um Vertrauen sind entscheidend dafür, dass Aufarbeitung gelingt.“
Ganz Deutschland liest vor: Der bundesweite Vorlesetag ist Deutschlands größtes und bekanntestes Lesefest. Auch in Dedensen bei Seelze wurde am Freitag geschmökert. Fast zwei Dutzend Kindergartenkinder aus der „Buddelburg“ und dem Dorfkindergarten sind in die Lesestube ins Pfarrhaus der Ev.-luth. Kirchengemeinde Dedensen gekommen, um gemeinsam mit Landesbischof Ralf Meister den wütenden Affen Jim Panse zu bändigen.
„Jim ist mies drauf“ - so heißt das Kinderbuch, dessen Cover die kleinen Zuhörer bereits erahnen lässt, wie es um Jim Panses Laune bestellt ist. Der Affe zieht eine gefährliche Fratze findet einfach alles doof, „die Sonne scheint zu hell und die Bananen sind zu süß.“ Und er kann seinen Freunden partout nicht erklären, warum er so schlecht drauf ist. Die versuchen ihn aufzumuntern, ihn zum Tanzen, Hüpfen und Singen anzustiften.
Dem Landesbischof ist das mit den Vorschulkindern einmal mehr gelungen. Gemeinsam mit den quirligen Fünf- und Sechsjährigen, die es sich auf dem Boden auf Sitzkissen gemütlich gemacht haben, ist er in die Abenteuerwelt von Jim Panse eingetaucht und gleich ein bisschen darüber ins Philosophieren gekommen, wie sich schlechte Laune anfühlt, ob schlechte Laune wirklich immer schlecht ist und wie man mit seinen Gefühlen umgehen kann.
„Das Buch ist witzig und macht deutlich, dass man Gefühle ausdrücken und zulassen darf“, sagt Nicole Schwarzer, Referentin für Bücher- und Medienarbeit im Haus kirchlicher Dienste. Zusammen mit den Gastgeberinnen Therese Jakob und Ruth Rosenau aus dem Büchereiteam hat sie sich bewusst für den Titel entschieden.
Für Therese Jakob sind Veranstaltungen wie der Vorlesetag von großer Bedeutung. Nach der Pandemie sind die Besucherzahlen in der Lesestube zurückgegangen, vor allem die älteren Menschen aus dem Dorf sind weggeblieben. Umso wichtiger sei es, so die 64-Jährige, sich junge Familien ins Haus zu holen. „Wir lesen jede Woche mit den Dedensener Grundschulen und Kitas, viele Jungen und Mädchen kommen mittlerweile auch mal nachmittags mit Eltern und Geschwistern vorbei, um sich Bücher auszuleihen“, sagt Therese Jakob und kommt ins Schwärmen. „Lesen schafft einen Raum, man taucht ab in eine andere Welt, in Geschichten und Abenteuer.“ Und dafür könnten sich trotz Tonies und iPads immer noch viele Kinder begeistern.
Eine von ihnen ist die fünfjährige Sophia, die heute mit den Kindergartenfreunden aus der Buddelburg zum Vorlesetag kommt. „Ich mag am liebsten Märchen und verkleide mich als Schneewittchen“, erzählt das Mädchen. Aber auch für den grummeligen Schimpansen Jim Panse kann sich Sophia begeistern.
„Vorlesen verbindet“ – in Dedensen war das Motto des diesjährigen Vorlesetages auf jeden Fall Programm. Trotz randvollem Terminkalender hat sich der Landesbischof wieder ein gutes Stündchen für den Aktionstag freigeschaufelt. „Weil mir das Vorlesen selbst so viel Spaß macht“, sagt Ralf Meister. „Kirche ist doch eine große Erzählgemeinschaft und mit der Weihnachtsgeschichte haben wir schließlich die berühmteste Geschichte der Welt erzählt.“ Wichtig sei nur, dass man mit seiner Botschaft kleine und große Menschen erreiche, so Meister. Zum diesjährigen Vorlesetag hat das auf jeden Fall geklappt, denn wenn der Landesbischof eines aus dem Vormittag mitgenommen hat, dann gute Laune und viele kleine Freunde. Sogar der muffige Jim Panse kann auf der letzten Buchseite wieder lachen.
Quelle: Tanja Niestroj/EMA
Landesbischof Ralf Meister war beim diesjährigen Vorlesetag zu Gast in Dedensen bei Seelze.
Zum 9. November: Landesbischof Ralf Meister im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst
Landesbischof Ralf Meister hat in Israel studiert und sich dafür eingesetzt, dass die enge Verbindung zwischen Christentum und Judentum in der Verfassung der hannoverschen Landeskirche verankert ist. Zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht in der NS-Zeit macht sich der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) große Sorgen, dass Juden in Deutschland heute wieder zunehmend eingeschüchtert und bedroht werden.
epd: Herr Meister, vor 85 Jahren brannten in ganz Deutschland die Synagogen. Heute werden auf den Straßen wieder judenfeindliche Parolen gebrüllt. Ist der 85. Jahrestag der Reichspogromnacht eine Mahnung für uns heute?
Ralf Meister: Die Aktualität des Gedenktags macht mir, ehrlich gesagt, Angst. Es sollte selbstverständlich sein, dass jüdisches Leben hier in Deutschland unbeschwert möglich ist. Das ist es aber ganz und gar nicht. Es ist unerträglich, wenn mitten in deutschen Städten antisemitische Parolen gegrölt und plakatiert werden, wenn Synagogen, jüdische Friedhöfe und Mahnmale polizeilich beschützt werden müssen, wenn jüdische Eltern Angst haben, ihre Kinder in Kitas und Schulen zu schicken.
epd: Was kann jeder Einzelne tun, um sich gegen Judenhass zu wenden?
Meister: Jeder und jede von uns hat eine besondere Verantwortung, sich in der Erinnerung an die schreckliche Geschichte der Deutschen im Umgang mit Jüdinnen und Juden für ein Miteinander aller Menschen im Geist der Nächstenliebe einzusetzen. Ob jemand gläubig ist oder nicht: Wir müssen alle mithelfen, das Land des einstigen Nazi-Terrors zu einem Land des friedlichen Miteinanders und gegenseitigen Respekts zu machen und als solches zu erhalten. Da darf es nicht beim Reden bleiben, sondern wir müssen auch ganz praktisch schauen: Wo können wir Begegnungen organisieren? Wo brauchen jüdische Menschen bei uns Unterstützung? Wie können wir wirkungsvoll widersprechen, wenn wir antisemitischen Parolen hören? Wo leisten wir vielleicht unbewusst antisemitischen Narrativen Vorschub? Und als Kirche müssen wir immer wieder klar und deutlich sagen: Antisemitismus ist Gotteslästerung.
epd: Gibt es etwas, das Ihnen aktuell Hoffnung macht?
Meister: Ich bin schon ziemlich desillusioniert, gerade auch, wenn ich die aktuellen Statistiken zu antisemitischen Straftaten sehe. Aber: Es gibt auch viele gute und wirkungsvolle Initiativen. Etwa an Schulen, wo die ganze Schulgemeinschaft gezielt, kontinuierlich und mit viel Engagement gegen Antisemitismus arbeitet. Davon brauchen wir auch an anderen Stellen mehr, und da müssen die Kirchen, aber auch staatliche Stellen und weitere Player sich stärker engagieren als bisher. Mit Blick auf Hannover können wir uns glücklich schätzen über den so engen und vertrauensvollen Austausch mit unseren jüdischen Geschwistern.
NDR-Zwischenruf von Landesbischof Ralf Meister am 5. November:
Diese Tage und Wochen zerreißen mich. Mein Mitgefühl, meine Sorge mit den Menschen im Nahen Osten kommen Tag und Nacht nicht zur Ruhe. „Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk, dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ heißt es in Psalm 85.
Ja, könnte ich doch hören. Der grauenhafte Angriff der Hamas-Terroristen, dieser Mörderbande, geht mir nicht aus dem Kopf. Wieviel Böses, wieviel Wut und Zorn steckt im Menschen. Und nun, durch den Angriff der israelischen Streitkräfte auf den Gazastreifen, um den Hamas-Terror zu beenden, sorgt mich das -zigtausendfache Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung.
Immer wieder telefoniere ich mit meinem Freund in Israel. Er ist so alt wie ich, muss nicht mehr in der Armee dienen. Aber er hat vier Kinder, um die er sich Sorgen macht. Er ist für mich wie ein Bruder, seit ich vor fast 40 Jahren in Jerusalem studiert habe. Stundenlang erzählt er von dem Schock in Israel und fragt mich: Wie können wir mit jemandem verhandeln, der doch nur unsere Vernichtung will? Ich weiß darauf keine Antwort.
Seit einer Woche wohnt bei uns, auf Einladung meiner Frau eine staatenlose Palästinenserin in unserem Haus. Sie ist gekommen nach einem glänzenden Schulabschluss in Bethlehem, um in Hannover Medizin zu studieren. Wir kennen ihren Vater, ihre Geschwister. Nun ist sie Teil unserer Familie.
Wir sind verbunden mit Menschen auf beiden Seiten, zwischen denen Krieg und Terror, Vergeltung und Unterdrückung herrscht. Warum kann die Menschheitsfamilie keinen Frieden schaffen? Warum nicht? „Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet …“