"Ich wünschen allen Erstklässlerinnen und Erstklässlern, dass sie trotz allem einen schönen Start in ihre Schulzeit erleben. Und sie können sicher sein: Gott wird sich um sie sorgen,“ sagt Landesbischof Ralf Meister.
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Zum Schulanfang verschenkt Landesbischof Ralf Meister in diesem Jahr 40.000 Mützen in Beanie-Form an die Erstklässlerinnen und Erstklässler. Auf den Mützen ist das Motto der diesjährigen Einschulungsaktion der Landeskirche „Beschützt“ abgedruckt. Die Mützen werden in über 650 Kirchengemeinden der Landeskirche Hannovers in den Einschulungs-Gottesdiensten verteilt. In diesem Jahr ruft die Landeskirche dazu auf, mit den Kollekten aus den Gottesdiensten Flüchtlingsschulen im Libanon zu unterstützen.
Die kleinste Bestellung kam auch in diesem Jahr wieder aus Baltrum: Da dort die Sommerferien immer nur vier Wochen dauern, haben drei Kinder im Gottesdienst in der Inselkirche schon ihre Mützen erhalten. Die größte Einzellieferung ging nach Georgsmarienhütte: Dort erhalten 320 Kinder die Einschulungsmützen. Jedem Geschenk liegt eine begleitende Broschüre für Eltern zum Religionsunterricht bei, die gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirche in Niedersachsen herausgegeben wird.
Für die Kirchengemeinden stellt die Landeskirche auch passend zur Aktion Plakate, Handzettel und Postkarten sowie einen Gottesdienstentwurf zum Download zur Verfügung. Der Entwurf berücksichtigt die besonderen Bedingungen und Schutzmaßnahmen in der Corona-Zeit. Bei Gottesdiensten in geschlossenen Räumen wird zum Beispiel auf das gemeinsame Singen verzichtet.
Landesbischof Ralf Meister sagt zur Einschulung: „Es wird für Kinder, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer in diesen Tagen ein besonderer Schulanfang sein. Ich wünschen allen Erstklässlerinnen und Erstklässlern, dass sie einen behüteten Start in ihre Schulzeit erleben. Und sie können sicher sein: Gott wird sich um sie sorgen.“
In diesem Jahr schlägt die Landeskirche den Kirchengemeinden vor, die Kollekten der Einschulungsgottesdienste für evangelische Flüchtlingschulen im Libanon zu sammeln. Die Evangelische Kirche in Syrien und dem Libanon (NESSL) betreibt vier Schulen für Kinder aus Familien, die wegen des Bürgerkriegs aus Syrien in den Libanon geflüchtet sind und dort in Camps leben. Seit einigen Jahren unterstützt die Landeskirche diese Schulen finanziell. In diesem Jahr ist die Situation im Libanon durch die Corona-Pandemie, den drohenden Staatsbankrott und die verheerende Explosion in Beirut am 4. August zusätzlich angespannt. 400 Familien, deren Kinder eine dieser Flüchtlingsschulen besuchen oder die Flüchtlinge aufnehmen, versorgt die NESSL aktuell mit Basispaketen. Sie enthalten die Nahrungsmittel und Hygieneartikel.
Die Schulanfangs-Aktion der Landeskirche gibt es seit dem Amtsantritt von Landesbischof Ralf Meister im Jahr 2011. In den vergangenen Jahren bekamen die Kinder zur Einschulung u.a. ein Bügelbild, einen Flugdrachen, eine Magnettafel, einen reflektierenden Engel für den Schulranzen und ein Mini-Memory. (Pressestelle der Landeskirche)
Osnabrück/Hannover. Aus Sicht von Landesbischof Ralf Meister hat der Mensch ein Recht auf Selbsttötung. "Wobei ich hier Recht nicht juristisch meine, sondern theologisch als eine Möglichkeit verstehe", sagte Meister der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). In der Debatte um eine Neuregelung der Sterbehilfe in Deutschland äußerte der Theologe Zweifel, "dass ein Gesetz das eindeutig definieren kann".
"Denkbar wäre so etwas wie eine Beratungspflicht, wenn möglich zusammen mit Angehörigen und Ärzten", sagte Meister. "Wir sollten alle Möglichkeiten eröffnen, dass ein Leben bis zum letzten Atemzug lebenswert bleibt", forderte er. Zugleich sei Respekt vor jenen gefordert, die den Zeitpunkt ihres Todes selbst wählen wollen und um angemessene Hilfe bitten.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar das seit 2015 geltende Verbot organisierter Hilfe beim Suizid gekippt. Das Gesetz sei verfassungswidrig, weil es das allgemeine Persönlichkeitsrecht einschränke, urteilten die Karlsruher Richter. Entgegen einer gemeinsamen kritischen Stellungnahme der Spitzen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte Meister das Urteil begrüßt, weil es zeige, dass die Würde des Menschen auch dessen Selbstbestimmungsrecht beinhalte.
Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Landesbischof, er sei gegen jede Form von geschäftsmäßiger Assistenz zum Suizid. "Die vom Verfassungsgericht gekippte Gesetzgebung reichte jedoch nicht aus, um diese Fragestellung umfassend zu klären, sagte Meister.
Er distanziere sich von dem "heroischen Begriff der Selbstbestimmung", wie er in dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts entfaltet werde, sagte er. "Doch es bleibt für mich auch festzuhalten, dass die Selbstbestimmung immer eine relationale ist, die im Gegenüber zu Gott und Menschen lebt. Sie mit naturrechtlichen Kategorien ohne die Billigkeit der konkreten menschlichen Situation zu erfassen, ist meines Erachtens nicht ausreichend", erläuterte Meister.
"Wenn mir Gott das Leben schenkt, hat er mir auch die Berechtigung zur Gestaltung dieses Lebens gegeben. Doch diese Selbstbestimmung hat immer mit Beziehung zu tun – gerade auch mit der Beziehung zu Gott und den Menschen, die mir wert und teuer sind," sagte Meister. Die Möglichkeit der Selbstbestimmung umfasse die Berechtigung zur Gestaltung, sei aber immer eingebunden in ein Beziehungsgeschehen.
Meister nannte als "beste Konsequenz des Verfassungsgerichtsurteils "offen und ehrlich darüber zu sprechen, wie Menschen in dieser Gesellschaft sterben und wie sie sterben wolle. Auf die Frage, ob es Ärzten erlaubt sein sollte, ein tödliches Medikament zu verabreichen, sagte Meister: "Ja. Genau über diesen Punkt sollten Gesetzgeber und Ärztekammer sprechen."
Seit rund einem halben Jahr prägt die Corona-Pandemie nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Neben Einschränkungen in Schulen, Kitas, und Kultureinrichtungen, für den Handel und die Gastronomie, sind auch die Kirchen weiterhin von den Schutzmaßnahmen betroffen - wenn auch längst nicht mehr so stark wie in der Zeit des Lockdowns. In der Phase des Übergangs aus dem kurzfristigen Management der akuten Krise in die "neue Normalität" - dem längerfristigen Leben mit dem Covid-19-Virus - schaut Landesbischof Ralf Meister auf bevorstehende Herausforderungen für Kirchen, Gesellschaft und Wirtschaft. Ein Gespräch über erstarkenden Gemeinsinn, die Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation der Ökonomie und die Bedeutung von Kirchengemeinden als Blaupausen für Solidarität, soziales Engagement und gelingende Sinnsuche in unsteten Zeiten.
epd: Ziemlich genau ein halbes Jahr hat uns die Corona-Pandemie jetzt im Griff, und allmählich schalten wir aus dem Modus der akuten Krisenbewältigung in die vielbeschworene "neue Normalität" um. Herr Meister, das ist womöglich ein guter Zeitpunkt, Sie zu fragen: Welche bleibenden Erkenntnisse haben Sie bis hierhin gewonnen?
Meister: Über allem steht für mich die positive Erkenntnis, dass wir es als Gesellschaft geschafft haben, das Gemeinwohl über die Bedürfnisse des Einzelnen zu stellen. Die meisten Menschen haben die Einschränkung individueller Freiheit nicht nur akzeptiert, sondern üben sich freiwillig und aus tiefer Überzeugung in Rücksicht vor dem Nächsten, der womöglich schwächer, verwundbarer ist als sie selbst. Mitzuerleben, wie mitmenschlich es in Corona-Krise ganz überwiegend zugeht, bewegt mich. Und es gibt mir Hoffnung, zumal ich mit derart viel Gemeinsinn nicht zwingend gerechnet hätte.
epd: Wieso nicht?
Meister: Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von einem fast überbordenden Individualismus. Die persönliche Freiheit - und damit auch eine gewisse Ungebundenheit - schien beinahe das höchste aller Güter. Jetzt in der Krise wächst neues Bewusstsein für gesellschaftlichen Zusammenhalt, dafür, dass im Umgang mit dem Nächsten unser Bestes verlangt wird. Diese Haltung brauchen wir dringender denn je.
epd: Weshalb?
Meister: Weil die Pandemie viele ernste Fragen aufgeworfen hat. Fragen, die weit über den gegenwärtigen Ausnahmezustand hinausgehen, darunter durchaus Systemfragen. Ich denke an die noch nicht abzusehenden wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Zum einen werden gewaltige politische und finanzielle Anstrengungen unternommen, um drastische Einbrüche zu verhindern. Schnelle Maßnahmen, die auch kurzfristig wirksam sein müssen, um vor allem auch soziale Verwerfungen zu mildern. Zugleich steht in dieser Zeit, in der ohnehin viel infrage steht, auch die viel grundlegendere, viel langfristigere Frage im Raum, ob wir so weiter wirtschaften können wie bisher. Oder ob wir die nachhaltige Transformation vieler Wirtschaftszweige - etwa Mobilität, Energiesektor, Handel - jetzt nicht forcierter angehen müssen.
epd: Ist das jetzt, da es vor allem darum geht, erst einmal Schlimmeres zu verhindern, nicht etwas zu viel verlangt?
Meister: Wann, wenn nicht jetzt? Gerade jetzt ist das Problembewusstsein geschärfter denn je. Die Automobilkrise stellt Grundfragen an unsere Mobilität. Die Missstände in der Fleischwirtschaft stellen Fragen an unseren Konsum auf Kosten von Tieren, Menschen und der Umwelt. Und das sind ja nur zwei Beispiele für hochproblematische Entwicklungen, die lange bekannt waren, aber nun, in der Krise, gewaltigen Handlungsdruck erzeugen. In diesem Druck liegt auch eine Chance: Jetzt, da sich die Probleme nicht mehr beiseiteschieben lassen, müssen wir gründlicher, wahrhaftiger über unsere Form des Wirtschaftens nachdenken. Wir müssen dabei auch unsere entfesselte Wachstumslogik, die zunehmende Ökonomisierung all unserer Lebensbereiche infrage stellen. Und auch unsere ganz persönliche Haltung zu Konsum und Komfort.
epd: Zugleich hat diese Wachstumslogik für breiten Wohlstand in der Gesellschaft gesorgt. Sägen wir durch ihre Infragestellung nicht den Ast ab, auf dem wir sitzen - mit womöglich verheerenden Folgen für die Schwächsten in der Gesellschaft?
Meister: Natürlich besteht die Gefahr, dass soziale Brüche, die in der Corona-Krise ebenfalls offenkundiger werden, sich weiter vertiefen. Deshalb muss eben dieser gestärkte Gemeinsinn, von dem ich eingangs sprach, weiter an Bedeutung gewinnen. Dieser Gemeinsinn darf ruhig auch darin zum Ausdruck kommen, dass Erfolgreiche und Vermögende bereit sind, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Wirtschaftsforscher fordern bereits seit längerem einen noch stärkeren Dialog über gesellschaftliche Verantwortung mit Vermögenden.
epd: Also etwa durch eine Reichensteuer?
Meister: Wie auch immer man es konkret nennen mag: Soziale Gerechtigkeit wird immer auch im Steuersystem erkennbar werden.
epd: Welche Rolle kann die Kirche in dieser von Unsicherheit, aber auch von Übergang und sich abzeichnendem Wandel geprägten Zeit übernehmen?
Meister: Zunächst einmal: Hoffnung vermitteln. Gottvertrauen, und darin das Vertrauen, dass wir auch in dieser Phase der Ungewissheiten getragen und geborgen sind. Hoffnungsstiftende Verkündigung bleibt eine zentrale Aufgabe der Kirche. Und die Seelsorge ist die Muttersprache unserer Kirche. Darüber hinaus kann Kirche aber auch zu einer starken Kraft im Wandel werden. Sie kann Mahner, Mittler und Motor sein.
Zum einen auf der institutionellen Ebene, als verlässliches Gegenüber von Politik, Verbänden und gesellschaftlichen Interessengruppen. Aber auch als beharrliche Stimme im großen Diskurs. Eine Stimme, die auf Wahrhaftigkeit, Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit pocht. Die ethische Brüche und Schieflagen anspricht und durchaus auch mal das eine oder andere gesellschaftliche Beruhigungspflaster abreißt.
Zum anderen beweist Kirche aber auch vor Ort handfest, dass sie ein Motor für Kreativität und Veränderung, für nachhaltiges Denken und Handeln ist. Wie das geht, zeigen Zigtausende Kirchengemeinden allein in Deutschland. Das sind nicht nur geistliche Kraftorte, sondern auch Zentren des sozialen und kulturellen Lebens im Dorf, im Stadtviertel. Gemeinschaften, die sich einsetzen für die Flüchtlingshilfe, den Umweltschutz, die Unterstützung armer und bildungsferner Menschen, die gemeinsam singen und feiern: Das sind nur einige Facetten von Gemeinde. Dort ist an gutem, nachbarschaftlichem Leben im kleinen Maßstab zu erleben, was ich mir für die ganze Gesellschaft wünsche.
epd: Klar, dass dieses nachbarschaftliche Leben in Zeiten von Abstandsgebot und Hygieneregeln erschwert ist. Aber hätten die Kirchen deshalb ganz schließen müssen, obwohl die Baumärkte offen hatten? Dafür gab es ja auch Unverständnis.
Meister: Manche mögen uns vorwerfen, dass wir da zu bereitwillig, sozusagen zu staatstreu gewesen sind. Und persönlich bin ich gewiss nicht glücklich über die Schließungen unserer Kirchen. Aber egal, welche Entscheidung wir getroffen hätten: Keine wäre in dieser Zwickmühle wirklich befriedigend gewesen. Unter schwierigsten Voraussetzungen haben wir abgewogen und vernünftig entschieden, niemandes Gesundheit aufs Spiel zu setzen.
Als wir das beschlossen haben, waren viele Risiken, etwa des Singens, noch nicht einmal vollständig bekannt. Wäre ein Gottesdienst zu einem Hotspot für die Verbreitung des Virus geworden, hätte das eine Tragweite für unser gottesdienstliches Leben gehabt, die ich mir gar nicht ausmalen mag. Und die Kritik an unserer vermeintlich zu passiven Haltung lässt außer Acht, wie schnell und kreativ in vielen Kirchengemeinden neue, ansprechende Formen von Verkündigung entwickelt worden sind.
epd: Schmerzhaft ist auch der dramatische Mitgliederschwund in den Kirchen, wie die jüngsten Zahlen einmal mehr deutlich machen. Ist es da nicht folgerichtig, über gelockerte oder temporäre Formen der Mitgliedschaft, eine Kultussteuer für alle Bürger oder eine "Kirchensteuer light" nachzudenken?
Meister: Sicher sind derartige Überlegungen nicht unberechtigt. Zugleich sollte man sich davon aber nicht allzu viel versprechen. Etwa, dass mehr Menschen kommen oder gar reguläre Kirchensteuerzahler werden. Denn wer im Kirchenchor mitsingen oder sich in der Kleiderkammer, bei der Hausaufgabenhilfe oder in der Flüchtlingsarbeit der Gemeinde engagieren will, tut das heute schon - auch als Nichtmitglied.
epd: Also muss sich Kirche kampflos damit abfinden, kontinuierlich zu schrumpfen?
Meister: Keineswegs. Wir "kämpfen" durchaus. "Kämpfe den guten Kampf des Glaubens", heißt es in der Bibel. Wir machen sowohl als Institution als auch in den Gemeinden gute Arbeit. Nur wird das nicht automatisch mit Eintritten honoriert. Das ist manchmal frustrierend. Aber es raubt uns doch nicht die Gewissheit, dass unsere Botschaft bestens in diese Welt, in diese Zeit passt! Daran ist nicht zu rütteln, egal wie groß wir sind.
Home-Schooling, überlastete Alleinerziehende, Isolation. Die neu gegründete Niedersächsische Ethikinitiative will sich seinem ersten Themenschwerpunkt widmen: der Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Zeiten der Pandemie.
Im Schatten der großen politischen Entscheidungen seien oft Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von der Teilhabe am öffentlichen Leben ausgeschlossen worden. Dabei sei sie ganz besonders angewiesen auf Bildung, Spiel und Sport und auf Kontakt untereinander, heißt es in einem „Diskussionsbeitrag der Initiative Niedersächsischer Ethikrat“ zur Perspektive junger Menschen in der Corona-Krise.
Die Initiative wurde von vier Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen – Landesbischof Ralf Meister, Bischof Dr. Franz-Josef Bode aus Osnabrück, der Präsidentin der Niedersächsischen Ärztekammer, Dr. Marina Wenker und der SPD-Landtagsabgeordneten und Ärztin Dr. Thea Wernstedt. Im Gremium selbst arbeiten für die evangelische Kirche Dr. Stephan Schaede (Direktor der Ev. Akademie Loccum) und Dr. Christoph Künkel (ehem. Vorstandssprecher des Diakonischen Werkes in Niedersachsen). Man wolle sich öffentlich zu ethischen und sozialpolitischen Fragen äußern, die sich im Zusammenhang mit der Pandemie ergeben, so Wenker auf der konstituierenden Sitzung des Rates.
„So schmeckt der Sommer!“ Über einige Jahre summte uns eine Eiswerbung die Antwort ins Ohr. Eis und Sommer, Sonnenschein und freie Zeit – das gehört zusammen. Sommerzeit ist gnädige Zeit, ist Leichtigkeit und Lebensfreude. Die Tage ausklingen lassen, ihre Schönheit genießen auf der Terrasse am Abend. Am nächsten Morgen die Frische einatmen, die sich über Nacht breit gemacht hat und die Kühle ins Haus lassen. So schmeckt der Sommer.
Zum Sommer gehört auch eines der meistgesungenen Lieder aus unserem Gesangbuch: „Geh aus mein Herz und suche Freud!“ Die meisten können es auswendig, zumindest die ersten Strophen. Ein fröhliches Loblied auf die Natur. Ein Freund erzählte mir jüngst, als er bei einem Spaziergang mit Kollegen umherzog und dieses Lied sang, hatten einige Tränen in den Augen, weil es das erst Mal in diesem Jahr war, dass sie diesen Klassiker lauthals intonieren konnten. In diesem Jahr zieht ein „Aber“ durch die Strophen dieses Liedes und durch den Sommer. Traurigkeit über verlorene Tage, für die der Sommerurlaub an fernen Orten geplant war. Schmerzvolle Erinnerungen an Monate, in denen persönliche Begegnungen fehlten, an die alleingelassenen Eltern, nahe Angehörige. Und trotzdem: Die Schwalben jagen durch die Luft, der Lavendel blüht und duftet, Sommergewitter ziehen übers Land. Es ist Sommer. Ein Sommer in dem viele Menschen Trost brauchen.
Paul Gerhardt lädt uns ein. Oder besser: Wir selbst müssen uns einladen. Welche Bilder sammeln wir, die bedeutsam und tröstend sind? Paul Gerhardt und die Menschen seiner Zeit dachten bei dem Wort „Schwalbe“ nicht nur an den Zugvogel, sondern auch daran, dass die Schwalbe ein Bild für Christus ist. Die nistende Schwalbe ist in der Bibel Sinnbild für die Geborgenheit des Gottsuchers bei Gott (Ps 84,4), ihr Zwitschern ein Bild für inniges Beten (Jes. 38,14). Paul Gerhardt lenkt unseren Blick auf die Schafe und ihre Hirten. „Ich bin der gute Hirte“ lesen wir im Johannesevangelium. Und die „Schafe hören meine Stimme, … und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“
Die Natur ist wahrlich nicht nur voller Harmonie, auch das Covid-19 ist ein Teil der Natur. Aber die Schöpfung kann uns in die Schönheit des Lebens einführen und zugleich für unsere Endlichkeit sensibilisieren. Wir gehen hinaus und schicken unser Herz auf die Suche. Wir ermuntern uns selbst: Geh! Die sommerliche Veränderung beginnt mit einer Selbstaufforderung. Aufbrechen und eigenen Sommerbilder suchen. Tröstende Bilder. Hoffnungsvolle.
Aus dem Michaeliskloster in Hildesheim kam die Idee, unter #GehAusMeinHerz in den sozialen Netzwerken Bilder dieses Trostes zu sammeln. Wenn Sie digital unterwegs sind: Machen Sie doch mit!
Ob digital oder analog: Trostsuchende sind wir in diesem Sommer und schicken unser Herz auf die Reise. Und wir werden einen Vorgeschmack auf Gottes Ewigkeit finden: Seine Gnad´.
Andacht zur Eröffnung der Tagessitzung der 26. Landessynode
Wie lange noch? Es ist die Frage, die wir in diesen Wochen am häufigsten stellen. Eine Frage die eine neue Bedeutung bekommen hat. Wie lange noch? Wie lange noch, bis der Impfstoff kommt? Wie lange noch bis zur Herdenimmunität? Wie lange noch ohne Handschlag, ohne Umarmung? Wie lange noch verzichten auf fröhliche Feiern im großen Freundeskreis, auf das Abendmahl mit einem Gemeinschaftskelch? Wie lange noch bis zu einer „normalen“ Synode?
Diese Frage umgreift alles. Sie bestimmt die Politik, die uns mit terminierten Verordnungen stückweise aus den Einschränkungen entlässt und uns zugleich fortwähren daran erinnert, was alles noch nicht möglich ist. Wie lange noch?
Sie bestimmt die Wirtschaft, die, am Leben erhalten durch Kurzarbeitergeld, Überbrückungskredite, Hilfsfonds, hofft, dass das Virus schnell besiegt wird und der Konsum, die Produktion, der Handel wieder beginnen können. Aber wann? Aber wann?
Mein Sohn hat in diesem Jahr sein Abitur gemacht, ohne Abi-Ball, Zeugnisausgabe in Gruppen in der Turnhalle. "Corona-Abi", wie es jetzt schon landläufig genannt wird. Nicht nur für die Abiturienten wird dieses Schuljahr vermutlich das außergewöhnlichste sein, das sie erlebt haben. Die Meinungen über die Lernerfolge im Home-Schooling gehen weit auseinander.
Fest steht aber, dass Kinder und Jugendliche zu den Verlierern dieser Krise gehören. Die notwendigen Maßnahmen des Lockdown waren ein schwerer Angriff auf ihre Lebenswelt. Diese Lebenswelt müssen wir jetzt wieder in den Blick nehmen. Englische Vokabeln, der Satz des Pythagoras und die Erklärung der Photosynthese sind wichtig.
Aber Kinder und Jugendliche haben noch etwas anderes verloren: Soziale Kontakte und das Einüben sozialen Lebens. Lebensgefährlich, wenn hinter verschlossenen Türen Gewalt und Missbrauch freie Bahn hatten und haben. Die Sorge, dass die Dunkelziffer hoch ist, steigt mit den schrecklichen Missbrauchsmeldungen dieser Woche.
"Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen". Dieses afrikanische Sprichwort hat seine Aktualität nicht verloren. Kinderrechte sind Menschenrechte. Sie zu schützen ist die Aufgabe einer ganzen Gesellschaft.
"Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen", heißt es in der Bibel. Die Rechte und das Wohlergehen der Kinder sind ein wichtiger Maßstab für die Menschlichkeit unserer Gesellschaft. Kinder brauchen Räume für ein gelingendes Leben haben; und dort wird etwas vom Reich Gottes spürbar. Nehmen wir sie in den Blick: Es sind "unsere" Kinder.
Landesbischof Ralf Meister im "Zwischernruf" am 5. Juli 2020 auf NDR Niedersachsen
Die Corona-Krise ist für viele Schüler und Schülerinnen eine besondere Herausforderung. Denn nicht jeder hat zu Hause die technische Ausstattung oder die nötige Betreuung, um beim "Homescooling" mitzuhalten. Für sie bieten die Kirchen jetzt besondere Hilfen an.
Die Kinder sollen in den Lernräumen Hilfe bekommen, etwa durch ehrenamtliche "Lernpaten", durch Computer-Arbeitsplätze oder durch spielerische Angebote, in denen Gelerntes vertieft wird. "Es geht uns darum, ein Betreuungsangebot zu schaffen, das die Eltern entlastet und von den Kindern Druck nimmt", unterstrich Landesbischof Ralf Meister aus Hannover. Eines der Ziele sei, Schulstoff nachzuholen, der in den vergangenen Wochen gar nicht oder nur teilweise vermittelt worden sei. "Aber mindestens ebenso wichtig ist es, dass Kinder spielen können, sich mit anderen austauschen und dass Menschen da sind, die Zeit haben, ihnen zuzuhören."
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers hat im vergangenen Jahr rund 50.600 Mitglieder verloren. Damit hat sich der Mitgliederrückgang beschleunigt. 2018 lag er noch bei 47.000 Mitgliedern. Ende 2019 gehörten der Kirche zwischen Elbe und Ems 2,48 Millionen Mitglieder an, wie sie am Freitag in Hannover mitteilte. Im Jahr zuvor waren es 2,53 Millionen, ein Rückgang um knapp zwei Prozent. Allein durch Austritte verlor die größte Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) rund 30.500 Mitglieder. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von 16,6 Prozent. EKD-weit stieg die Zahl der Kirchenaustritte auf einen historischen Höchststand.
Landesbischof Ralf Meister sagte, ihn hätten die neuen Entwicklungen bedrückt und auch enttäuscht. "Die Arbeit der Kirche ist gut. Und wenn man dann solche Zahlen bekommt, dann fasst einen das schon richtig an." Kirche sei allerdings die Institution des Optimismus und der tiefen Hoffnung, betonte der Theologe. Auch mit weniger Mitgliedern wolle die Kirche ihrem Auftrag treu bleiben: "Wir arbeiten nicht für uns. Wir arbeiten für diese Welt und für das Miteinander von Menschen in Frieden und in Gerechtigkeit. Und davon nimmt nicht eine Spur ab, wenn Menschen aus der Kirche austreten."
Der große Gedanke hinter der Kirche sei Solidarität, betonte Meister. Jeder, der als Kirchenglied Kirchensteuer zahle, denke weit über seine Kirchengemeinde hinaus auch an das, was in einem anderen Ortsteil oder auf anderen Kontinenten passiere. "Und ich glaube, dieser Solidargedanke - der ist so enorm wichtig - den brauchen wir in unserer Gesellschaft ganz besonders." (epd Niedersachsen-Bremen)