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Kinder und Jugendliche als ersten Schwerpunkt

Mon, 27 Jul 2020 13:02:25 +0000 von . Bischofskanzlei

© Jens Schulze
Ethikinitiative nimmt die Arbeit auf

Home-Schooling, überlastete Alleinerziehende, Isolation. Die neu gegründete Niedersächsische Ethikinitiative will sich seinem ersten Themenschwerpunkt widmen: der Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Zeiten der Pandemie. 
 
Im Schatten der großen politischen Entscheidungen seien oft Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von der Teilhabe am öffentlichen Leben ausgeschlossen worden. Dabei sei sie ganz besonders angewiesen auf Bildung, Spiel und Sport und auf Kontakt untereinander, heißt es in einem „Diskussionsbeitrag der Initiative Niedersächsischer Ethikrat“ zur Perspektive junger Menschen in der Corona-Krise.


Die Initiative wurde von vier Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen  – Landesbischof Ralf Meister, Bischof Dr. Franz-Josef Bode aus Osnabrück, der Präsidentin der Niedersächsischen Ärztekammer, Dr. Marina Wenker und der SPD-Landtagsabgeordneten und Ärztin Dr. Thea Wernstedt. Im Gremium selbst arbeiten für die evangelische Kirche Dr. Stephan Schaede (Direktor der Ev. Akademie Loccum) und Dr. Christoph Künkel (ehem. Vorstandssprecher des Diakonischen Werkes in Niedersachsen).
 Man wolle sich öffentlich zu ethischen und sozialpolitischen Fragen äußern, die sich im Zusammenhang mit der Pandemie ergeben, so Wenker auf der konstituierenden Sitzung des Rates.

Wie weiter nach der Schule?

Als erstes Thema nimmt der Rat also die Situation der Jugendlichen in den Blick. Dr. Christoph Künkel erklärte, dass zum Beispiel die Situation von Lehrlingen von der Politik und Verbänden gesehen werden müsse. „Die jungen Leute sind fertig mit der Schule, aber wegen der Krise bieten die Betriebe deutlich weniger Lehrstellen an. So sitzen die Jugendlichen zwischen den Stühlen.“ Auch die zusätzlichen Herausforderungen, die auf die Familien mit Kindern zukamen, etwa mit der Aufgabe des Home-Schoolings, hätten sich vor allem am „bundesdeutschen Standardmodell von Familie“ orientiert, zitiert das Niedersächsische Ärzteblatt Dr. Franz-Josef Bode, auf der konstituierenden Sitzung des Rates. 

So lautet die Frage des Gremiums: „Was oder wen haben wir am wenigsten bedacht und beachtet?“, so Künkel. Es solle darum mehr Acht gegeben werden auf die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Leute während einer Krise und auf die Bildungschancen. Auch der Situation der Familien müsse stärke Rechnung getragen werden, so das Diskussionspapier des Rates. „Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind nicht nur Adressaten staatlicher Maßnahmen, sondern aktiv zu beteiligende Mitglieder der Gesellschaft“, so der Rat.

Fehler nicht wiederholen in zweiter Welle

Der Politik sei laut Künkel aber kein Vorwurf zu machen. Sie habe in der Not handeln und Fehler in Kauf nehmen müssen. Aber bei einer eventuellen zweiten Welle der Pandemie sollte die Fehler nicht ein zweites Mal gemacht werden. 

Dass die Politik auch anders kann, habe sich zum Beispiel im Umgang mit Wohnungslosen in Hannover gezeigt. Auch sie sei eine Gruppe, die leicht übersehen wird.  „Da hat die Politik erkannt, dass sie niemanden im Rahmen des Lockdowns nach Hause schicken kann, der kein Zuhause hat“, sagt Künkel. „Darauf hat die Stadt den wohnungslosen Menschen Räume in den Jugendherbergen angeboten.“
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