Landesbischof Ralf Meister sagt zum Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus:
„Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Annette Kurschus. Für mich persönlich ist ihre Aufrichtigkeit nicht in Frage gestellt. Sie hat Verantwortung übernommen, damit der Weg, den wir als Evangelische Kirche in der Aufarbeitung von Sexualisierter Gewalt in den letzten Jahren gegangen sind, fortgesetzt werden kann. Das gilt besonders für die Zusammenarbeit mit Betroffenen von Sexualisierter Gewalt. Wir müssen hier konsequent umsetzen, was wir uns als Kirche vorgenommen haben. Diese Zusammenarbeit und das Bemühen um Vertrauen sind entscheidend dafür, dass Aufarbeitung gelingt.“
Ganz Deutschland liest vor: Der bundesweite Vorlesetag ist Deutschlands größtes und bekanntestes Lesefest. Auch in Dedensen bei Seelze wurde am Freitag geschmökert. Fast zwei Dutzend Kindergartenkinder aus der „Buddelburg“ und dem Dorfkindergarten sind in die Lesestube ins Pfarrhaus der Ev.-luth. Kirchengemeinde Dedensen gekommen, um gemeinsam mit Landesbischof Ralf Meister den wütenden Affen Jim Panse zu bändigen.
„Jim ist mies drauf“ - so heißt das Kinderbuch, dessen Cover die kleinen Zuhörer bereits erahnen lässt, wie es um Jim Panses Laune bestellt ist. Der Affe zieht eine gefährliche Fratze findet einfach alles doof, „die Sonne scheint zu hell und die Bananen sind zu süß.“ Und er kann seinen Freunden partout nicht erklären, warum er so schlecht drauf ist. Die versuchen ihn aufzumuntern, ihn zum Tanzen, Hüpfen und Singen anzustiften.
Dem Landesbischof ist das mit den Vorschulkindern einmal mehr gelungen. Gemeinsam mit den quirligen Fünf- und Sechsjährigen, die es sich auf dem Boden auf Sitzkissen gemütlich gemacht haben, ist er in die Abenteuerwelt von Jim Panse eingetaucht und gleich ein bisschen darüber ins Philosophieren gekommen, wie sich schlechte Laune anfühlt, ob schlechte Laune wirklich immer schlecht ist und wie man mit seinen Gefühlen umgehen kann.
„Das Buch ist witzig und macht deutlich, dass man Gefühle ausdrücken und zulassen darf“, sagt Nicole Schwarzer, Referentin für Bücher- und Medienarbeit im Haus kirchlicher Dienste. Zusammen mit den Gastgeberinnen Therese Jakob und Ruth Rosenau aus dem Büchereiteam hat sie sich bewusst für den Titel entschieden.
Für Therese Jakob sind Veranstaltungen wie der Vorlesetag von großer Bedeutung. Nach der Pandemie sind die Besucherzahlen in der Lesestube zurückgegangen, vor allem die älteren Menschen aus dem Dorf sind weggeblieben. Umso wichtiger sei es, so die 64-Jährige, sich junge Familien ins Haus zu holen. „Wir lesen jede Woche mit den Dedensener Grundschulen und Kitas, viele Jungen und Mädchen kommen mittlerweile auch mal nachmittags mit Eltern und Geschwistern vorbei, um sich Bücher auszuleihen“, sagt Therese Jakob und kommt ins Schwärmen. „Lesen schafft einen Raum, man taucht ab in eine andere Welt, in Geschichten und Abenteuer.“ Und dafür könnten sich trotz Tonies und iPads immer noch viele Kinder begeistern.
Eine von ihnen ist die fünfjährige Sophia, die heute mit den Kindergartenfreunden aus der Buddelburg zum Vorlesetag kommt. „Ich mag am liebsten Märchen und verkleide mich als Schneewittchen“, erzählt das Mädchen. Aber auch für den grummeligen Schimpansen Jim Panse kann sich Sophia begeistern.
„Vorlesen verbindet“ – in Dedensen war das Motto des diesjährigen Vorlesetages auf jeden Fall Programm. Trotz randvollem Terminkalender hat sich der Landesbischof wieder ein gutes Stündchen für den Aktionstag freigeschaufelt. „Weil mir das Vorlesen selbst so viel Spaß macht“, sagt Ralf Meister. „Kirche ist doch eine große Erzählgemeinschaft und mit der Weihnachtsgeschichte haben wir schließlich die berühmteste Geschichte der Welt erzählt.“ Wichtig sei nur, dass man mit seiner Botschaft kleine und große Menschen erreiche, so Meister. Zum diesjährigen Vorlesetag hat das auf jeden Fall geklappt, denn wenn der Landesbischof eines aus dem Vormittag mitgenommen hat, dann gute Laune und viele kleine Freunde. Sogar der muffige Jim Panse kann auf der letzten Buchseite wieder lachen.
Zum 9. November: Landesbischof Ralf Meister im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst
Landesbischof Ralf Meister hat in Israel studiert und sich dafür eingesetzt, dass die enge Verbindung zwischen Christentum und Judentum in der Verfassung der hannoverschen Landeskirche verankert ist. Zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht in der NS-Zeit macht sich der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) große Sorgen, dass Juden in Deutschland heute wieder zunehmend eingeschüchtert und bedroht werden.
epd: Herr Meister, vor 85 Jahren brannten in ganz Deutschland die Synagogen. Heute werden auf den Straßen wieder judenfeindliche Parolen gebrüllt. Ist der 85. Jahrestag der Reichspogromnacht eine Mahnung für uns heute?
Ralf Meister: Die Aktualität des Gedenktags macht mir, ehrlich gesagt, Angst. Es sollte selbstverständlich sein, dass jüdisches Leben hier in Deutschland unbeschwert möglich ist. Das ist es aber ganz und gar nicht. Es ist unerträglich, wenn mitten in deutschen Städten antisemitische Parolen gegrölt und plakatiert werden, wenn Synagogen, jüdische Friedhöfe und Mahnmale polizeilich beschützt werden müssen, wenn jüdische Eltern Angst haben, ihre Kinder in Kitas und Schulen zu schicken.
epd: Was kann jeder Einzelne tun, um sich gegen Judenhass zu wenden?
Meister: Jeder und jede von uns hat eine besondere Verantwortung, sich in der Erinnerung an die schreckliche Geschichte der Deutschen im Umgang mit Jüdinnen und Juden für ein Miteinander aller Menschen im Geist der Nächstenliebe einzusetzen. Ob jemand gläubig ist oder nicht: Wir müssen alle mithelfen, das Land des einstigen Nazi-Terrors zu einem Land des friedlichen Miteinanders und gegenseitigen Respekts zu machen und als solches zu erhalten. Da darf es nicht beim Reden bleiben, sondern wir müssen auch ganz praktisch schauen: Wo können wir Begegnungen organisieren? Wo brauchen jüdische Menschen bei uns Unterstützung? Wie können wir wirkungsvoll widersprechen, wenn wir antisemitischen Parolen hören? Wo leisten wir vielleicht unbewusst antisemitischen Narrativen Vorschub? Und als Kirche müssen wir immer wieder klar und deutlich sagen: Antisemitismus ist Gotteslästerung.
epd: Gibt es etwas, das Ihnen aktuell Hoffnung macht?
Meister: Ich bin schon ziemlich desillusioniert, gerade auch, wenn ich die aktuellen Statistiken zu antisemitischen Straftaten sehe. Aber: Es gibt auch viele gute und wirkungsvolle Initiativen. Etwa an Schulen, wo die ganze Schulgemeinschaft gezielt, kontinuierlich und mit viel Engagement gegen Antisemitismus arbeitet. Davon brauchen wir auch an anderen Stellen mehr, und da müssen die Kirchen, aber auch staatliche Stellen und weitere Player sich stärker engagieren als bisher. Mit Blick auf Hannover können wir uns glücklich schätzen über den so engen und vertrauensvollen Austausch mit unseren jüdischen Geschwistern.
NDR-Zwischenruf von Landesbischof Ralf Meister am 5. November:
Diese Tage und Wochen zerreißen mich. Mein Mitgefühl, meine Sorge mit den Menschen im Nahen Osten kommen Tag und Nacht nicht zur Ruhe. „Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk, dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ heißt es in Psalm 85.
Ja, könnte ich doch hören. Der grauenhafte Angriff der Hamas-Terroristen, dieser Mörderbande, geht mir nicht aus dem Kopf. Wieviel Böses, wieviel Wut und Zorn steckt im Menschen. Und nun, durch den Angriff der israelischen Streitkräfte auf den Gazastreifen, um den Hamas-Terror zu beenden, sorgt mich das -zigtausendfache Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung.
Immer wieder telefoniere ich mit meinem Freund in Israel. Er ist so alt wie ich, muss nicht mehr in der Armee dienen. Aber er hat vier Kinder, um die er sich Sorgen macht. Er ist für mich wie ein Bruder, seit ich vor fast 40 Jahren in Jerusalem studiert habe. Stundenlang erzählt er von dem Schock in Israel und fragt mich: Wie können wir mit jemandem verhandeln, der doch nur unsere Vernichtung will? Ich weiß darauf keine Antwort.
Seit einer Woche wohnt bei uns, auf Einladung meiner Frau eine staatenlose Palästinenserin in unserem Haus. Sie ist gekommen nach einem glänzenden Schulabschluss in Bethlehem, um in Hannover Medizin zu studieren. Wir kennen ihren Vater, ihre Geschwister. Nun ist sie Teil unserer Familie.
Wir sind verbunden mit Menschen auf beiden Seiten, zwischen denen Krieg und Terror, Vergeltung und Unterdrückung herrscht. Warum kann die Menschheitsfamilie keinen Frieden schaffen? Warum nicht? „Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet …“
Landesbischof Ralf Meister war zur Rübenernte zu Besuch auf dem Hof von Familie Bleckwenn.
Der Betrieb liegt in der Hildesheimer Börde in der Gemeinde Schellerten. Die Familie bewirtschaftet den Betrieb seit dem frühen 18. Jahrhundert bereits in 12. Generation. 2006 wurde mit weiteren neun Landwirten die Betriebsgemeinschaft DexTerra gegründet. Auf ihren Ackerflächen mit dem überwiegend schweren Lößboden werden neben den Kartoffeln für Agrarfrost Weizen, Zuckerrüben, Mais und Gerste angebaut. Der Besuch bot die Möglichkeit, sich über nachhaltige Ackerbaunutzung zu informieren.
Das Foto zeigt Landesbischof Meister mit Helmut Bleckwenn.
Nach siebenjähriger Bau- und Planungszeit ist Reformationstag in der evangelischen Marktkirche in Hannover das umstrittene Reformationsfenster des Künstlers Markus Lüpertz eingeweiht worden. Das Kunstwerk bringe Irritationen mit sich und ermögliche so einen „anderen Blick auf Martin Luther“, sagte Landesbischof Ralf Meister im Einweihungsgottesdienst vor rund 800 Besuchern: „Wir sehen einen getriebenen, von Selbstzweifeln geplagten Menschen, innerlich zerrissen.“ Das rege dazu an, über das eigene Leben und die eigene Existenz nachzudenken.
Unter den Besucherinnen und Besuchern des Festaktes war neben dem Künstler Lüpertz auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der das Kunstwerk angeregt hatte. Um das mehr als 13 Meter hohe Buntglasfenster in der Südfassade der spätgotischen Backsteinkirche hatte es zwischenzeitlich kontroverse Diskussionen und einen Rechtsstreit gegeben, der bis zum Oberlandesgericht Celle führte. Kritiker wollten die Installation des Fensters verhindern.
Das Fenster zeigt eine große, weiße Figur, die den Reformator Luther (1483-1546) darstellen soll, dazu weitere Motive zur Reformation wie eine Schriftrolle, Kreuze und ein Tintenfass. Die Kosten belaufen sich auf 208.000 Euro. Ursprünglich wollte Altkanzler Schröder das Fenster durch eingeworbene Spenden bezahlen. Doch nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine wurden diese Gelder wegen Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin für die Ukraine-Hilfe umgewidmet. Seither sammelt die Kirche selbst Spenden für das Fenster, um das Kunstwerk zu finanzieren.
In seinem Amt als Leitender Bischof der VELKD entpflichtete Landesbischof Ralf Meister in Nürnberg den bayrischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in einem Festgottesdienst in der Nürnberger St. Lorenz Kirche und führte dessen Nachfolger Christian Kopp als neuen Landesbischof ein. Der Gottesdienst wurde im Bayrischen Fernsehen übertragen.
Der VELKD gehören sieben lutherische Landeskirchen mit rund 7,8 Millionen evangelischen Christen und Christinnen in Deutschland an.
Der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag 2025 in Hannover steht unter der Losung "mutig – stark – beherzt" (1.Kor 16,13-14). Das haben Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund und Generalsekretärin Kristin Jahn heute in einer Pressekonferenz mit dem hannoverschen Oberbürgermeister Belit Onay und Landesbischof Ralf Meister in der Hannover verkündet.
"Wenn es den Kirchentag nicht gäbe, man müsste ihn genau jetzt erfinden. Mit großer Aufmerksamkeit und Zuversicht begegnet die Kirchentagsbewegung den Krisen und Konflikten unserer Zeit und ringt gemeinsam um die besten Lösungen", erklärte Anja Siegesmund bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt als neue Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentages. "Nach Hannover bringen wir heute eine echte Mutbotschaft mit. Hier fand der erste Kirchentag überhaupt statt. Und 2025 stellen wir ihn unter die Losung 'mutig – stark – beherzt'. Wir freuen uns auf Hannover und laden schon jetzt ein: Werden Sie mit uns Mutbotschafter:innen!"
Mit der Festlegung der Losung beginnen nun die konkreten Programmvorbereitungen für den Kirchentag, der vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover stattfinden wird. Geplant sind rund 1.500 Veranstaltungen an fünf Tagen - darunter gesellschaftspolitische Diskussionen, interreligiöse Dialoge, geistlich-theologische Formate sowie große und kleine Kulturveranstaltungen. "Ich freue mich sehr, dass der Kirchentag 2025 in Hannover stattfindet", erklärt dazu Oberbürgermeister Belit Onay. "Unsere Stadt ist nicht nur eine tolle und erfahrene Gastgeberin, sie ist vor allem weltoffen sowie geprägt von kultureller, sprachlicher und auch religiöser Vielfalt. Diese Vielfalt gilt es zu erhalten, weil sie den Frieden fördert, gemeinschaftlichen Zusammenhalt stärkt und vielen Menschen eine Heimat bietet. Deswegen ist es für mich sehr wichtig, dass Hannover für uns alle ein sicherer und offener Hafen ist, ein Zuhause, in dem sich alle gegenseitig stützen und gemeinsam die größten Krisen überstehen. Denn gesellschaftlicher Zusammenhalt ist ein wichtiger Indikator eines intakten und solidarischen Gemeinwesens."
Landesbischof Ralf Meister sagt dazu: "Kirchentage - zumal wenn sie in Hannover stattfanden - haben immer Zeichen gesetzt weit über den rein kirchlichen Kontext hinaus. Das ist auch mein Wunsch, wenn der Kirchentag 2025 wieder in die Stadt seiner Gründung zurückkehrt. Mutig, stark und beherzt sollen wir als Christinnen und Christen Position beziehen: Wenn unser gesellschaftlicher Zusammenhalt angezweifelt wird, wenn es neu um die Fragen von Krieg und Frieden geht und wenn wir darum ringen, wie wir unsere Welt lebenswert erhalten können. Mutig, stark und beherzt - so werden wir Kirchentag 2025 in Hannover feiern und als Landeskirche freuen wir uns sehr darauf, wieder Gastgeberin zu sein."
Zusammen mit der Losung wurden auch die begleitenden biblischen Texte für Gottesdienste und Bibelarbeiten beim Kirchentag 2025 festgelegt. Die Textpassagen greifen die Losung auf und ergänzen sie. Dazu gehören unter anderem der Text zum Schlussgottesdienst am 4. Mai 2025, Röm 8,31-39, sowie der Kirchentagspsalm, Ps 27. Generalsekretärin Kristin Jahn sagte dazu: "Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein – fragte Paulus einst im Brief an die Römer und er meinte damit eine Lebenshaltung des Angenommenseins, eine Lebenshaltung, die sich für den anderen interessiert, ihn respektiert. Wenn wir Herz, Sinn und Verstand füreinander haben – was soll uns dann noch im Wege stehen, Lösungen zu finden für die Suche nach Frieden und Gerechtigkeit angesichts all der drängenden Fragen? Der Kirchentagspsalm nimmt diese Haltung auf und wird uns durch die 5 Tage begleiten und hoffentlich 'hängen bleiben', damit uns das Herz weit wird füreinander", so Jahn. "Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den Menschen in der Stadt und der Region Kirchentag zu gestalten: mutig – stark – beherzt."
Angesichts der Krisen der Gegenwart stehen die Kirchen nach Ansicht von Landesbischof Ralf Meister vor einer wichtigen Aufgabe für den Zusammenhalt der Gesellschaft. „Wir schulden der Welt einen gegenseitig bereichernden Dialog mit Menschen anderer Glaubensrichtungen und auch mit jenen, die ohne Glauben sind“, sagte er in Hannover in einem Gottesdienst mit Gästen aus England. „Das Christentum muss konfessionelle, kulturelle und soziale Grenzen überschreiten, um seinen universellen Auftrag zu erfüllen.“
Meister sprach zum Abschluss eines Treffens der „Meissen-Kommission“, in der Protestanten aus Deutschland und England ihre Zusammenarbeit pflegen. Dazu waren am Wochenende Vertreteende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der anglikanischen Kirche im niedersächsischen Kloster Loccum zusammengekommen.
Die permanente Bedrohung durch Pandemie, Kriege und Terror überfordere heute viele Menschen, sagte Meister. „Politische Inkonsequenz und Dauergeschrei lassen viele zweifeln an der Tragfähigkeit unserer Demokratie.“ Radikale Meinungen, rechtsradikales Gedankengut und Hassbotschaften würden wieder gesellschaftsfähig - das mache viele ratlos. In dieser Situation komme es auch entscheidend auf die Stimme und das Handeln der Kirche an, unterstrich der Bischof.
Mit Blick auf Gefühle von Wut, Zorn, Hass und Bitterkeit nach den Terrorangriffen der Hamas-Milizen auf Israel und Israels Reaktion darauf mahnte Meister zum Maßhalten und zur Besonnenheit. „Du bist nicht nur verzweifelt, zornig, laut, böswillig“, sagte er unter Berufung auf einen Bibeltext. „Du bist ein Mensch voller Mitgefühl und Barmherzigkeit.“
Die Meissen-Kommission trifft sich zu ihrer 33. Tagung im Kloster Loccum bei Nienburg und in Hannover. Der Themen-Schwerpunkt des Partnerschaftstreffens der Kirche von England und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) steht dieses Mal unter dem Titel „Gefährdete Demokratie und die Rolle der Kirchen“.
Zu den Referenten der dreitätigen Tagung, die am Freitag (13.10.2023) begonnen hat, gehören unter anderem Prof. Dr. Philip Manow von der Universität Bremen, Dr. Hilke Rebenstorf vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD, Hannover, und der Theologe und Publizist Horst Gorski. Auf dem Programm steht überdies eine Führung durch eine Ausstellung im Historischen Museum Hannover unter dem Titel „Von goldenen Kutschen und kolonialer Vergangenheit – Hannover, England und die Sklaverei“.
Zum Abschluss der Tagung gestalten die Kommissionsmitglieder am Sonntag, 15. Oktober, einen Gottesdienst in der Marktkirche, Hannover. Die Predigt hält Hannovers Landesbischof Ralf Meister, der zugleich Co-Vorsitzender der Meissen-Kommission ist.