"Das Vernichtungslager Auschwitz ist einer der schrecklichsten Orte der Menschheitsgeschichte. Dieser Ort bleibt eine fortdauernde Mahnung vor dem, was der Mensch dem Menschen antun kann.
Das sich Menschen heute in Deutschland einen gelben Stern mit der Aufschrift „Ungeimpft“ anheften, ist entsetzlich. Das Fotomontagen vom Tor zum Konzentrationslager Auschwitz mit der Aufschrift "Impfen macht frei" verbreitet werden, als seien die Maßnahmen gegen die Pandemie einem Völkermord gleichzusetzen, ist abscheulich. Was die Opfer des Holocaust erlitten haben, verbietet jeden Vergleich und jede Leugnung.
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) hat mit ihrer jüngsten Resolution ein unmissverständliches Zeichen gegen die Leugnung und Verzerrung der Fakten des Holocausts gesetzt. Der 27. Januar als Internationaler Gedenktag hält die Erinnerung an das staatsterroristische Regime der Nationalsozialisten und die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wach.
Er mahnt uns Jahr für Jahr, gemeinsam wachsam und mutig Verschwörungsmythen entgegenzutreten und nicht gedankenlos radikalen Minderheiten das Heft des Handelns zu überlassen."
An 17 Türen wird Landesbischof Ralf Meister geklingelt haben, wenn seine Besuchstour bei den Superintendentinnen und Superintendenten, die in den letzten Jahren ihren Dienst in der Landeskirche begonnen haben, vorbei ist. Am Anfang seiner Dienstzeit als Landesbischof hat er alle Kirchenkreise und ihre Leitenden besucht. Mittlerweile sind einige von ihnen in Pension gegangen, ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger haben ihren Dienst aufgenommen. „Der Austausch mit den Superintendentinnen und Superintendenten ist mir wichtig. Die, die neu im Amt sind, an ihren Wohn- und Dienststätten zu besuchen und zu hören, was sie bewegt und welche Themen in den Kirchenkreisen aktuell sind, hat einen hohen Wert für mich“ sagt Meister, der heute zum Start ins Besuchsjahr 2022 an den Türen der Superintendenturen in Rotenburg, Verden und Celle klingelt.
Wenn er noch einmal ganz normaler Pastor sein könnte, da ist sich Ralf Meister sicher, dann wäre es irgendwo auf dem Dorf. „Vielleicht auf einer Insel oder ganz abgeschieden irgendwo im Solling“, erzählt der hannoversche Landesbischof, der am 5. Januar seinen 60. Geburtstag feiert. Dann würde er einfach für die Menschen da sein, die schon seit Jahrzehnten dort leben, sagt er. Mit ihnen den Alltag gestalten und ihnen vom Reich Gottes erzählen. „Und wenn ich dann einen großen Pfarrgarten hätte“, setzt Meister schelmisch hinzu, „dann würde ich dort endlich auch Schafe und Enten haben und nicht nur Hühner und Bienen.“
Die kleine Vision ist nur ein Gedankenspiel und doch typisch für den evangelischen Theologen, der seit mehr als zehn Jahren an der Spitze von Deutschlands größter Landeskirche steht. Die Begegnung mit Menschen ist sein Lebenselixier, die Predigt seine Leidenschaft. Und der Bewahrung der Schöpfung gilt seit Jahren sein ganz besonderes Interesse. Wenn Meister an der Schwelle zum siebten Lebensjahrzehnt auf Erlebtes und Erreichtes zurückblickt, dann nennt er mit als erstes seine Arbeit in der bundesweiten Kommission, die bis 2016 Kriterien für die Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll entwickelte.
„Das hat mein schöpfungstheologisches Nachdenken sehr geschärft“, sagt Meister. „Vermutlich wäre ich sonst in der ganzen Frage der Klimakrise nicht so ungeduldig geworden.“ Weil die Zukunft der Schöpfung und der Blick der Jugend darauf für ihn zentrale Themen sind, holte der Bischof einmal zwei Schülerinnen von „Fridays for Future“ vor die Synode, um sie vor dem Kirchenparlament sprechen zu lassen. Ein bisschen stolz ist er auch darauf, dass es ihm und anderen gelang, Jugendliche sogar dauerhaft in der Synode mit einzubinden. Seit 2020 sind vier Jugendvertreter mit Sitz und Stimme dort fest verankert.
Gern blickt der verheiratete Vater dreier erwachsener Kinder auch auf ein paar andere Entscheidungen aus seiner Amtszeit zurück: „Es ist uns zum Beispiel enorm schnell gelungen, das Verhältnis der evangelischen Kirche zum Judentum noch einmal gründlich zu bedenken und in unsere Verfassung einzutragen.“ Das Judentum ist für den Theologen ein wichtiger Bezugspunkt. Er selbst hat eine Zeitlang in Jerusalem studiert, sprach sogar fließend Hebräisch. Noch immer hat er viele Freunde in Israel.
Meister gilt als Vertreter eines reformbereiten Kurses in der Kirche. Zu den herausragenden Ereignissen seiner Amtszeit zählt er unter anderem die seit 2020 geltende neue Verfassung für die hannoversche Landeskirche, die den 1.230 Gemeinden mehr Freiheiten bietet. „Sie öffnet Türen und Fenster für das, was jetzt kommt, und hilft uns reformfreudig zu bleiben“, sagt Meister.
Und noch ein Thema bewegt den gebürtigen Hamburger im Rückblick: „Dass es uns mit großer Schnelligkeit gelungen ist, gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht nur zu segnen, sondern sie mit der Ehe gleich zu behandeln.“ Vor vier Jahren hatte Meister homosexuelle Menschen öffentlich um Entschuldigung für das Leid gebeten, das sie durch Diskriminierungen in der Kirche erlitten hätten.
Der passionierte Motorradfahrer und Film-Fan ist längst nicht nur im Norden, sondern auch auf überregionalem Parkett unterwegs. Vor drei Jahren wählte ihn die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) zu ihrem Leitenden Bischof. Damit gehört Meister bundesweit zu den führenden Vertretern der Protestanten.
Dankbar blicke er darauf zurück, dass Niedersachsen und drei weitere norddeutsche Länder 2018 den Reformationstag am 31. Oktober zum arbeitsfreien gesetzlichen Feiertag erklärt hätten, betont der Bischof. Als Ko-Vorsitzender der „Meissen-Kommission“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist er zudem mitverantwortlich für das Gespräch der deutschen Protestanten mit der Anglikanischen Kirche von England.
An der Schwelle zum neuen Lebensjahrzehnt verändere sich so manche Perspektive, sagt Meister. Schon vor Jahren habe er begonnen, das Leben vom Ende her zu betrachten. „Die natürliche Annahme der Endlichkeit macht enorm gelassen“, sagt er. Und lächelt wieder schelmisch: „Es gibt einem auch eine Freiheit zur Frechheit. Wer viel erlebt hat, kann viele Dinge klar und ehrlich benennen, ohne sich vorher stundenlang in Diplomatie zu üben.“
Aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens findet der Epiphanias-Empfang der Landeskirche Hannovers nicht am 6. Januar statt. Nachdem er bereits im letzten Jahr zum ersten Mal in seiner 70-jährigen Geschichte abgesagt werden musste, lädt die Landeskirche jetzt zu einem Sommerempfang am 14. Juni 2022 ein. Die Veranstaltung, die traditionell im Kloster Loccum stattfindet, gehört in Niedersachsen seit vielen Jahrzehnten zu den zentralen Empfängen und damit zu den ersten Möglichkeiten einer persönlichen Begegnung von Kirche, Politik und Wirtschaft im neuen Jahr.
„Das Hygienekonzept war geschrieben, ein Empfang wäre im Rahmen der Vorgaben der Verordnung möglich gewesen. Nun haben wir jedoch entschieden, gemeinsam und solidarisch mit allen, die in den kommenden Wochen wieder Einschränkungen auf sich nehmen, auf diese Zusammenkunft zu verzichten“, sagt Landesbischof Ralf Meister, der auch Abt des Klosters Loccum ist. „Ich bedaure sehr, dass wir nicht gemeinsam in das neue Jahr gehen und so früh ein öffentliches Hoffnungszeichen setzen können. So setzen wir dieses Zeichen still und unbeugsam mit der Weihnachtsbotschaft in unseren Herzen: Fürchtet Euch nicht!“
Das Kloster Loccum bei Nienburg ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster, das 1163 vom thüringischen Volkenroda aus gegründet wurde und 1593 der Reformation beitrat. Seit über 200 Jahren werden im Kloster künftige Pastorinnen und Pastoren ausgebildet. Das Predigerseminar ist inzwischen neben der Landeskirche Hannovers auch für vier weitere nordwestdeutsche Landeskirchen zuständig. Nach einer grundlegenden Renovierung der Klostergebäude kehrte das Predigerseminar erst vor wenigen Wochen in seine Räumlichkeiten zurück.
Begründer des Empfanges ist der früherer hannoversche Landesbischof und Abt des Klosters Hanns Lilje. 1950 hatte er zum ersten Mal zum Empfang „zwischen den Jahren“ eingeladen. Seinerzeit fand diese Begegnung noch am 27. Dezember statt. Anlässlich Liljes Todestages am 6. Januar wurde der Empfang zum Epiphanias-Empfang. Seit 1950 fand er bis 2020 ohne Unterbrechung statt. Im letzten Jahr wurde er abgesagt, nun musste erneut auf die pandemische Lage reagiert werden.
Landesbischof Ralf Meister wünscht sich eine Kirche, die sich stärker als bisher als Teil der Zivilgesellschaft sieht. "Unsere Gebäude, die Kirchen und Gemeindehäuser gehören letztlich nicht uns, sondern den Menschen, die dort leben. Für sie, ihre Anliegen und Projekte müssen wir diese Räume noch weiter öffnen", sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dazu sei es erforderlich, "sich mehr auf eine Welt einzulassen, in der die Frage nach Gott zweitrangig sein mag, die Frage aber, was sich an Gutem für die Gemeinschaft bewegen lässt, ganz zentral ist."
Die Kirche könne mit ihren Netzwerken, mit ihrer nach wie vor breiten gesellschaftlichen Verankerung sowie ihren beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden ein "verlässliche und überparteiliche Verbündete guter zivilgesellschaftlicher Anliegen" sein - etwa für Nachbarschaftsprojekte oder Umwelt- und Klimaschutzaktionen, betonte Meister.
"Eine zukunftsfeste Kirche sollte für die Menschen so einladend und niedrigschwellig sein wie ein guter Sportverein. Einer allerdings, in dem es nicht ums Toreschießen, sondern vor allem um Naherholung für die Seele geht", unterstrich der Bischof. Zwar sei die Vielfalt gemeindlicher Themen und Schwerpunkte in der hannoverschen Landeskirche beeindruckend, dennoch sei für die Zukunft noch mehr Mut gefragt, über klassische kirchliche Handlungsfelder und ein womöglich eingefahrenes Selbstverständnis hinauszuwachsen.
Dafür sehe er Jesu Leben und Wirken auch nach mehr als 2.000 Jahren noch als Vorbild an, betonte Meister. "Er ist ja nicht mit einem fertigen Programm unterm Arm losgezogen, um die Menschen danach zu missionieren. Jesus hat seine Botschaft in jeder einzelnen Begegnung neu entfaltet". Diese innere Freiheit und Spontanität wünsche er sich für alle Menschen, die in der Kirche aktiv seien.
Zugleich müsse die Kirche auf struktureller Ebene schlanker und agiler werden, um Projekte vor Ort schneller und unbürokratischer unterstützen zu können, unterstrich der Bischof. Gerade in einem von beschleunigtem Mitgliederrückgang und wachsender Entkirchlichung geprägten Situation könne Kirche nur gewinnen, wenn sie stärker dem Motto "einfach mal machen" folge.
Heiligabend predigt Landesbischof Ralf Meister in der Christvesper um 16 Uhr in der Marktkirche in Hannover. Die musikalische Gestaltung übernehmen Ulfert Smidt (Orgel) und der Mädchenchor Hannover unter der Leitugn von Andreas Felber. Für alle, die nicht vor Ort dabei sein können, gibt es den Gottesdienst im Livestream und im Anschluss als Video zum Abruf.
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„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging…“ Das ist der Beginn einer der schönsten Rettungsgeschichten. Erinnern wir uns daran, als wir sie zum ersten Mal gehört haben? Wir haben längst nicht alles verstanden und ahnten doch schon etwas vom Zauber dieser Zeilen. Später lasen wir selbst diese Worte zum ersten Mal laut, am Weihnachtsbaum, für unsere Eltern und Großeltern. So ist diese Geschichte mit uns gewandert; durch all die Jahrzehnte unseres Lebens. Sie beschreibt ein Wunder, dessen Wirkung bis heute nicht aufgebraucht ist. Und die Worte, mit denen diese Rettungsgeschichte beginnt, zeigen: Es geschieht etwas Außerordentliches.
„Es begab sich aber…“. Es beginnt mit einem Widerspruch. Ein „Aber“, das uns in der Heiligen Nacht erinnert: Gott kommt in diese Welt und nichts ist mehr gleichgültig. Es war die erste Enttäuschung der Heiligen Nacht, dass nicht ein mächtiger König in die Welt kommt und sie regiert. Aber ein Gott, der treu an der Seite von uns verletzlichen Menschen liegt. Ein Gott, der weint und unsere Traurigkeit genauso trägt wie unser Glück. Der uns nicht verspricht, dass wir ewig leben, der nicht Gesundheit garantiert. Der nicht alle Wünsche erfüllt und alle Sehnsüchte befriedigt. Aber einer, der uns begleitet durch alle Tage des Lebens - alle gewesenen und alle kommenden. Der uns glauben lässt, dass dieses Leben einen Sinn hat.
Weihnachten steht unsere Sehnsucht wieder unter dem großen „Aber“ Gottes: Dass es anders weitergeht, dass Hoffnungen erfüllt werden, ja, und dass Gott uns nicht loslässt, so wie er uns mit dieser Geschichte kein Jahr in unserem Leben losgelassen hat. In all den wunderbaren, schmerzhaften, in den elend herrlichen Jahren unseres Lebens.
Archivbild 2019: Interkultureller Weihnachtsgottesdienst in Hannover
Zu Weihnachten am Heiligen Abend sind immer Gäste an unserem Tisch. Fast beiläufig hat es sich ergeben und ist nun Weihnachtsbrauch geworden. Waren es zu Beginn Freunde, von denen wir wussten, dass sie allein feiern, so sind es über die Jahre Menschen geworden, die in unserem Land Heimat suchen. In unserem Gästebuch finden sich Einträge auf Farsi und Arabisch von Rajhab, Ali und Asef. Sie besuchten mit uns den Gottesdienst und wir aßen und sangen miteinander. Dann tauschten wir kleine Geschenke aus. Für unsere Familie ist ein Weihnachtsabend ohne Gäste aus der Ferne nun schon eine Ausnahme geworden. Im ersten Coronajahr blieben wir mit unseren Kindern alleine. Schön und zugleich seltsam war das. Gerade wenn am späten Abend dann per WhatsApp und SMS die Grüße versendet werden an die Freunde, die nun an anderen Orten leben oder wieder in der Ferne sind.
In unser Miteinander gehört auch die Gemeinschaft mit einer yezidischen Familie aus dem Nordirak, die seit fünf Jahren mit fünf Kindern in unserem Haus wohnt. Uns verbinden nicht die Sprache, nicht die Herkunft, nicht die Religion oder die unzähligen kulturellen Prägungen, die ein Leben formen. Uns verbindet nur das Menschsein in der großen Familie der Menschheit. Geschöpfe des einen Gottes, der uns zueinander weist.
In diesem Jahr wird zur Heiligen Nacht Yaakoub aus Palästina mit uns am Tisch sein. Er ist neu angekommen in unserem Land und studiert in Stuttgart. Wir kennen seinen Vater, Taxifahrer in Bethlehem, der unsere Tochter in ihrem Freiwilligenjahr in Palästina behütet hat. Nun ist sein Sohn bei uns zu Gast. Weihnachten rückten alle zusammen. Auch die, die sonst nichts miteinander verband. Die Privilegierten und die, die nichts hatten, die Menschen auf der Flucht mit denen, die für diese Nacht ihre Luxusherbergen verlassen hatten. Und sie waren alle zusammen als sich der Himmel öffnete und Einer sagte: Habt keine Angst, es wird Frieden!
In Vorfreude auf den Heiligen Abend grüßt Sie Ihr Ralf Meister
In der zurückliegenden Woche haben beinah jeden Tag rund eine Million Menschen ihren ganz persönlichen Einsatz gegen die Pandemie aufgenommen. Ihr Weg führte nicht mit Fackeln und Bannern lautstark und bedrohlich vor Privathäuser. Er führte diese Menschen ins Impfzentrum.
Ihnen gegenüber stehen andere, die sich abgespalten fühlen von jenem Leben, das ihnen vertraut war und die sich nicht impfen lassen wollen. Also: Selbst schuld? Können wir diesen Menschen getrost den Rücken zukehren?
Das wäre fatal - auch wenn ich das Gerede von einer nie dagewesen Spaltung unserer Gesellschaft für übertrieben halte. Es gibt Spannungen und harsche Auseinandersetzungen. Die aber sind nicht nur auf die wenigen Gewalttätigen und Irregeleiteten zurückzuführen. Sie wachsen mit der Ungeduld und Unfreundlichkeit, mit der wir einander in dieser Zeit belasten. Scheinbar harmlose Fragen verkehren sich im aufgeheizten Klima zu verletzenden Waffen.
Wir leben nicht in apokalyptischen Zeiten, sondern im Advent. Und Weihnachten ist das Fest, das unterschiedliche Menschen zusammenführt. Da sind die Obdachlosen Maria und Josef, die Hirten vom Feld, also Leute aus prekären Arbeitsverhältnissen und die Weisen von ganz weither - Astronomen, Könige vielleicht. Dazu kommen die Engel und mit ihnen: Gott.
Ich vertraue auf die verbindende Kraft von Weihnachten. Und will selbst dazu beitragen. Ich will denen zuhören, von den ich meinte, das lohnt sich doch gar nicht mehr. Will mit denen sprechen, die ich für unbelehrbar gehalten habe und Gesten der Verständigung senden, auf Menschen zugehen, die so ganz anderer Ansicht sind als ich.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit! Ihr Ralf Meister
Landesbischof Ralf Meister hält Befürchtungen einer Spaltung der Gesellschaft in der Corona-Pandemie für überzogen. Die derzeitige Auseinandersetzung um eine Corona-Impfpflicht sei zwar spannungsvoll, zu anderen Zeiten hätte es in der Bundesrepublik aber weit tiefere und länger anhaltende Zerwürfnisse gegeben, sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wenn manche jetzt heraufbeschwören, der Konflikt könnte unser Land, unsere Gesellschaft auseinanderreißen, halte ich das für Unsinn.“ Er rate dazu, „Druck aus der überhitzten Debatte um eine angebliche Spaltung der Gesellschaft zu nehmen“, betonte Meister.
Meister betonte, dass andere gesellschaftlichen Konflikte ganze Generationen geprägt hätten und nur nach harten politischen und teils auch physischen Auseinandersetzungen zu befrieden gewesen seien: „Ich denke an die Nachrüstungsdebatte und die wohl größten Demonstrationen, die Nachkriegsdeutschland bis dahin gesehen hatte. Ich denke auch an den Widerstand gegen die Atommülltransporte bei uns im Wendland, an die teils brutalen Auseinandersetzung auf den Bahngleisen“, sagte der evangelische Theologe, der auch leitender Geistlicher der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ist.
Der Bischof hob die Bedeutung der Sozialen Medien als „Verstärker“ der Corona-Debatte hervor. Sie machten die Kontroverse um die Impfung und die Pandemie-Maßnahmen weitaus größer als sie eigentlich sei. „Ich stelle mir vor, dass wir diese Blasen nicht hätten, in denen sich Haltungen verstärken, mitunter radikalisieren und tausendfach geteilt werden.“ Dann wären lediglich Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen und das unmittelbare soziale Umfeld Informationsquellen und Meinungsbilder der Menschen. „Nur auf diesen Ausschnitt unserer Kommunikation beschränkt, sehe ich keine unkittbaren Zerwürfnisse oder eine Radikalisierung, die uns ängstigen muss.“
Weder nehme er wahr, dass die Zahl der Menschen, „die sich radikal von der gesellschaftlichen Mehrheit entsolidarisieren“ eine besorgniserregende Größe erreiche, noch erlebe er, dass Ungeimpfte von Geimpften im persönlichen Kontakt aktiv ausgegrenzt oder als Menschen diskreditiert würden, sagte Meister. Zugleich appellierte er, dass der Gesprächsfaden zu Bürgerinnen und Bürgern, die gegenüber der Impfung und dem Corona-Management „tief misstrauisch“ seien, nicht reißen dürfe. „Denn auch das gehört zu einer vitalen Demokratie: Widersprüche aushalten, andere Meinungen akzeptieren, miteinander sprechen, für Vernunft und Zusammenhalt streiten.“