Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens, Landesbischof Ralf Meister und der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer haben an traumatisierende Erlebnisse erinnert, die vielfach Kindern und Jugendlichen widerfuhren, die zwischen 1949 und 1975 in stationären Einrichtungen der Psychiatrie oder Behindertenhilfe untergebracht waren. Unter dem Titel „Leid und Unrecht anerkennen“ stellten sie in Hannover am Dienstag Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Leids vor und gaben Betroffenen die Möglichkeit, öffentlich über ihre individuellen Erfahrungen zu berichten.
Sozialministerin Behrens sprach von unerträglichen und grausamen Zuständen, die in betroffenen Einrichtungen geherrscht hätten. „Körperliche Schläge, Züchtigung und Strafarbeit - Empathie und Pflege hat es damals nicht für die Kinder gegeben.“ Ihr gehe es daher insbesondere darum, die Taten von damals anzuerkennen und die Betroffenen um Verzeihung zu bitten. Bereits 2017 hätten Bund, Länder und Kirchen zu diesem Zweck auch die mit rund 288 Millionen Euro ausgestattete Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ gegründet. Bundesweit seien rund 222 Millionen Euro ausgezahlt worden an über 21.000 Betroffene - 2568 davon allein in Niedersachsen.
Landesbischof Ralf Meister sagte, nichts entschuldige die Tatsache, „dass jungen Menschen lebenslange Schäden zugefügt wurden, wissentlich oder unwissentlich“. Ein Großteil der Einrichtungen sei in kirchlicher Trägerschaft geführt worden. Die karitative Fürsorgearbeit gehöre zu den ältesten und traditionsreichsten Arbeitsfeldern der Kirche, betonte Meister. „Umso schwerer wiegt die Einsicht, dass auch die Einrichtungen, die sich dem Ethos der christlichen Nächstenliebe verpflichtet fühlten, nicht zur Herstellung einer besseren Situation in der Lage waren.“ Es sei eher die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit deutlich geworden. "Wir sind beschämt über das Leid der Betroffenen, das auch in unseren Einrichtungen und in unserer Verantwortung geschehen ist. Ich bitte die Betroffenen um Entschuldigung und Verzeihung. Wir sehen es als unsere Pflicht an, hinzusehen, hinzuhören, aufzudecken, Verantwortung zu übernehmen und offenzulegen. Im Wahrnehmen und Anerkennen liegt die Voraussetzung zur Bewältigung.“
Bischof Wilmer betonte, dass aus der Aufarbeitung des historischen und systematischen Versagens auch weiterhin Lehren gezogen werden müssten. „Wir müssen schauen, wie sich unsere Institutionen so ändern, dass so etwas nie wieder vorkommt.“ Am Ende des Tages gehe es auch ganz aktuell stets um die Frage: „Wie können wir Demütigungen und Diffamierungen vermeiden und Inklusion gelingen lassen.“
Als eine der Betroffenen berichtete Marita Kirchhof aus ihrer Kindheit, die sie von Geburt an bis zum siebzehnten Lebensjahr in vier verschiedenen Einrichtungen verbrachte. „Es stimmte was nicht mit mir, sagten mir damals die Erwachsenen.“ So habe sie Schläge, Drohungen und Einsperrungen erlebt. Schlimmer seien später noch medikamentöse Behandlungen gewesen, wenn sie etwa per Spritze ruhig gestellt oder ans Bett gefesselt worden sei. Inzwischen habe sie über Therapien zu sich selbst gefunden, berichtete Kirchhof. „Aber es ist nie vorbei, es wird immer da sein. Da gibt es immer wieder Schübe, in denen die alten Bilder zurückkommen.“
Landesbischof Ralf Meister sagt zum 1. September: „Am 1. September 1939 entfesselte Deutschland mit dem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Millionen Menschen starben. 83 Jahre später begehen wir am 1. September in Deutschland den Weltfriedenstag. Dieser Tag steht für Frieden und dafür, dass Versöhnung zwischen Menschen und Völkern – auch wenn sie noch so unwahrscheinlich erscheint – möglich ist. Erst Versöhnung macht wirklichen Frieden möglich.
So fern Versöhnung angesichts von Waffengewalt und menschenverachtender Aggression im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine auch erscheint: Wir brauchen mutige Schritte für Verhandlungen. Gottes Geschichte mit uns Menschen ist eine Versöhnungsgeschichte.
Als Christinnen und Christen werden wir deshalb niemals aufhören, uns für Versöhnung einzusetzen: In Friedensgebeten, in unseren Gedenkstätten und Friedensorten, in unserer täglichen Arbeit, in unseren Gesprächen und Kontakten mit Politik und Gesellschaft.
Gott hat uns sein Wort anvertraut, das Versöhnung schenkt (2. Kor. 5, 19)."
Spätsommer vor einem Jahr: Wir dachten, wir hätten es langsam im Griff. Unsere größte Sorge galt damals der stockenden Impfkampagne und dass es neue Einschränkungen geben würde, auch mit Spannungen in unserer Gesellschaft. Und nun? Ein Jahr später. Wieder liegen riesige Herausforderungen vor uns, und viele haben das Gefühl: Wir haben es schon wieder nicht im Griff.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat nicht nur Zehntausende das Leben gekostet und Millionen in die Flucht getrieben. Er stellt ganz Europa mitten in einer brutalen Klimakrise, wir ächzen unter einem heißen, trockenen Sommer vor eine Energienot. Die Angst ist groß und sie befällt längst nicht nur jene, die schon jetzt um jeden Cent kämpfen müssen. Wie kommen wir durch den Winter?
In all dem, was in den kommenden Monaten auf uns zu kommt, tröstet mich der Blick zurück. So mühsam und anstrengend die zurückliegenden Jahre der Pandemie auch gewesen sind: Sie haben mein Vertrauen gestärkt in die Fantasie und Kreativität, vor allem aber in die Mitmenschlichkeit von uns Menschen. Man kann über die vergangenen Jahre der Covid-Pandemie eine Geschichte der Versäumnisse oder des Scheiterns erzählen. Gewiss. Vor allem aber kann man eine Geschichte der Rücksichtnahme, der gegenseitigen Hilfe und der Nächstenliebe erzählen. Auch wenn es manchmal - gerade in diesen Zeiten - schwer fällt: Glauben wir an das Gute, nicht an das Böse!
Diese Wintermonate werden anstrengend. Aber es liegt an uns, dass sie für die Schwächsten unter uns nicht schmerzhaft werden, dass unser Zusammenhalt wächst und nicht schwächelt. In einem Vers der Bibel heißt es: „Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark!“ 1 Kor 16,13 Dafür ist jetzt die Zeit.
Die evangelischen und katholischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen werden die Steuermehreinnahmen, die sich für die Kirchen aus der Energiepreispauschale des Bundes ergeben, gezielt in diakonischen und caritativen Angeboten für die Schwächsten in dieser Krisensituation einsetzen. Darauf haben sich alle evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer in Niedersachsen und Bremen sowie das Bischöflich Münstersche Offizialat für die Katholische Kirche im Oldenburger Land in dieser Ausnahmesituation verständigt. Die Kirchen folgen damit einer Empfehlung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).
„Als evangelische und katholische Kirchen sind wir verantwortlich, Menschen unabhängig von ihrer Religion oder Weltanschauung in Notsituationen zu helfen. Zugleich müssen wir selbst nachhaltig wirtschaften und den Energieverbrauch deutlich senken“, heißt es in der heute von den Bischöfen und Leitenden Geistlichen in Niedersachsen und Bremen gemeinsam veröffentlichten Erklärung.
Die Mehreinnahmen sollen ausdrücklich für zusätzliche und klar zur Linderung der Krise geeignete Projekte der Diakonie und Caritas sowie der Kirchengemeinden vor Ort verwendet werden. Diese Angebote sind offen für alle Menschen ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft.
Nach bisher vorliegenden Schätzungen belaufen sich die zu erwartenden Kirchensteuer-Mehreinnahmen durch die Energiepreispauschale für die Kirchen in Niedersachsen und Bremen auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Dieses Geld soll jenen Menschen zugutekommen, die am stärksten unter den Bedrängnissen der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursachten Energiekrise auch in Niedersachsen und Bremen zu leiden haben.
Um selbst signifikant Energie zu sparen, soll die Temperatur und Beleuchtungsintensität in Kirchen und kirchlichen Gebäuden gesenkt werden, sofern diese nicht für soziale Angebote wie Wärmestuben, Lernräume oder Essensausgabe zur Verfügung stehen. Auch ohne Heizung werde es jedoch geöffnete Kirchen für Gottesdienst und Gebet geben. Energieeinsparungen können sich überdies durch auch ökumenische Kooperationen zwischen Gemeinden oder anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen ergeben.
Zum Schulanfang verschenkt Landesbischof Ralf Meister in diesem Jahr Kartenspiele an mehr als 46.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler in der Landeskirche Hannovers. Die Kinder bekommen in den Einschulungsgottesdiensten ein Kartenspiel mit dem Aktionsmotto „Du zählst“. Das Spiel fördert das Zahlenverständnis und hilft beim Üben einfacher Rechenaufgaben.
Landesbischof Ralf Meister sagt: „Lesen, Schreiben, Rechnen - ja darum geht es in der Schule. Vor allem aber zählt das Miteinander der verschiedenen Gaben. Deshalb: Brecht gemeinsam auf, erkundet und verändert die Welt."
Mehr als 650 Kirchengemeinden haben in diesem Jahr die Schulstarter*innenpakete bestellt. Die Pakete enthalten auch eine begleitende Broschüre für Eltern zum Religionsunterricht, die gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirche in Niedersachsen herausgegeben wird.
Für die Kirchengemeinden stellt die Landeskirche auch passend zur Aktion Plakate, Handzettel und Postkarten sowie einen Gottesdienstentwurf zum Download zur Verfügung.
Die Schulanfangs-Aktion der Landeskirche gibt es seit dem Amtsantritt von Landesbischof Ralf Meister im Jahr 2011. In den vergangenen Jahren bekamen die Kinder zur Einschulung u.a. ein Bügelbild, einen Flugdrachen, eine Magnettafel, einen reflektierenden Engel für den Schulranzen, Mützen oder ein Mini-Memory.
Weitere Informationen zur Schulanfangsaktion gibt es hier.
Landesbischof Ralf Meister hat in einem persönlichen Brief seine Glückwünsche zur Vize-Europameisterschaft an Alexandra Popp übersandt, der Kapitänin der Frauen-Fußball-Nationalmannschaft. Popp spielt seit 2012 für den VfL Wolfsburg.
"Sie alle haben mit Ihrer großartigen sportlichen Leistung und mit Ihrer Haltung auch außerhalb des Platzes diesen Sportsommer zu einem besonderen Erlebnis gemacht", schreibt Meister in seinem am Tag nach dem EM-Endspiel versandten Brief. "Mit Ihrer Fröhlichkeit, Ihren klugen Antworten und den vielen Zeichen, die das Team gesetzt hat, sind Sie zu wichtigen Botschafterinnen für den Reichtum von Diversität und den Wert von Zusammenhalt geworden. Ihr Nicht-Einverstanden sein mit Gegebenheiten, die als gesetzt gelten, wird hoffentlich längst nötige Diskussionen in Gang setzen."
Meister betont in seinem Brief überdies die Vorbildfunktion des Frauen-Fußball-Nationalteams. "Sie gehen jungen Menschen voran mit Ihrer Energie und Ihrer Überzeugung." Nach den zurückliegenden Pandemiejahren sei es einer "der wichtigsten Beiträge, die Sie für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen leisten können." Besonders Mädchen und jungen Frauen bekämen durch diese Erlebnisse Antrieb, ihren Weg zielstrebig zu gehen. Meister ist überzeugt, so schreibt er an Alexandra Popp, dass die Wirkung des Teams "über den Sport hinausgehen wird".
Der Krieg in der Ukraine und seine wirtschaftlichen Folgen zwingen in kaum gekanntem Ausmaß zum Sparen und Maßhalten - eine Notwendigkeit, vor der die Menschheit angesichts des Klimawandels eigentlich schon viel länger steht. Landesbischof Ralf Meister ist davon überzeugt, dass die Krise ein Anlass ist, das Handeln zu überdenken. Mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sprach er über das Ende alter Gewissheiten, die sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft und den Charme des Reisens mit wenig Gepäck.
epd: Herr Meister, wir stehen am Rande einer Wirtschaftskrise, sogar Menschen, die vorher einigermaßen sorgenfrei gelebt haben, müssen den Euro zweimal umdrehen. Bei allen Härten, die das mit sich bringt: Birgt diese Situation wenigstens die Chance, dass wir nicht nur sparsamer, sondern auch nachhaltiger werden?
Ralf Meister: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist der denkbar schlimmste Katalysator für eine Veränderung von Haltungen und Einsichten. Und es gibt nichts, was so sinnlos Ressourcen vernichtet und jeder Art von Nachhaltigkeit zuwider läuft wie ein Krieg. Die Menschen in der Ukraine erleben das jeden Tag in einer Art und Weise, die wir uns nicht vorstellen können.
Aber es stimmt: In dieser Krisenzeit werden wir auf die Notwendigkeit gestoßen, maßzuhalten. Unsere Abhängigkeit von Ressourcen, die nicht unserer Kontrolle unterliegen und von Erzeugnissen, die unter hochproblematischen Umwelt- und Menschenrechtsbedingungen hergestellt werden, wird uns jetzt direkt vor Augen geführt - auch wenn wir das natürlich schon vor der Krise wussten.
epd: Was macht denn jetzt, in der Krise, den Unterschied?
Meister: Unser ziemlich abstraktes Wissen um die Endlichkeit unserer Ressourcen wird angesichts von Krieg und Krise zu einer sehr konkreten Erfahrung. Wir erleben gerade überall im Alltag, dass scheinbar selbstverständliche Lebensgrundlagen alles andere als selbstverständlich sind: Der Strom kommt nicht einfach so aus der Steckdose und das Brot nicht einfach so vom Bäcker. Auch die Erfahrung durchfrorener Winter, an die sich gerade noch die 80-, 90-Jährigen erinnern, ist auf einmal kein rein gedankliches Szenario mehr.
epd: Haben Sie wirklich Hoffnung, dass die Menschheit - zumindest der Teil, der im Überfluss lebt - jetzt endlich Ernst macht mit dem nachhaltigeren Leben?
Meister: Ich bin überzeugt, dass schon in den letzten Jahren immer mehr Menschen verstanden haben, dass es kein „Weiter so“ geben kann. Derzeit besuche ich viele Gemeinden unserer Landeskirche, die sich besonders für Klimaschutz und Nachhaltigkeit engagieren. Beeindruckend, was da auf die Beine gestellt wird - das reicht vom eigenen Windrad, über Feuchtbiotope bis hin zum großflächigen Einsatz von Photovoltaik.
Oft entfalten solche Projekte einen regelrechten Sog. Die Kirchengemeinde geht mit einem Klimaschutzprojekt voran, die Kommune unterstützt es oder zieht mit eigenen Initiativen mit - oder umgekehrt. Auf einmal ist das Thema Umweltschutz Teil des Dorfgesprächs. Und mit ihm die Frage: Was können wir konkret tun, um bewusster und im Einklang mit der Schöpfung zu leben?
epd: Gerade jetzt wird es aber auch viele Menschen geben, die vor Sorge, die Stromrechnung nicht zahlen zu können, wohl kaum über die Rettung der Erde nachdenken ...
Meister: Eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu wirksamem Klimaschutz muss immer sozial abgesichert sein, um den sozialen Frieden zu wahren. Die Solidargemeinschaft ist hier gefordert, gezielte Hilfe für in Armut lebende Haushalte zu leisten. Und das wird nicht nur über staatliche Zuwendungen geschehen können. Veränderungen und Sparmaßnahmen müssen bei den Besserverdienenden ansetzen, nicht bei den Schwächsten der Gesellschaft.
epd: Wie konkret können die Kirchen mithelfen, die Krise zu schultern und darüber hinaus zu einer sozial-ökologischen Wende beitragen?
Meister: Wir müssen unsere Ressourcen - Gebäude, Liegenschaften, Netzwerke, Personal, Geld - noch gezielter einsetzen. Das, was wir haben, gehört nicht uns und hinter Kirchenmauern. Ein Beispiel: Worum sollte ein Gemeindehaus nicht auch Vereinen, Bürgerinitiativen und anderen Gruppen im Dorf oder Stadtteil ein Dach bieten? Lieber ein Gebäude intensiv nutzen, als drei wenig genutzte gleichzeitig heizen zu müssen.
Zudem kann die Kirche einiges zur Debatte beitragen: Überall in den Gemeinden, ob nun im Gospelchor, beim Gemeindefest oder der Arbeitsgruppe für öko-faire Beschaffung gibt es Raum für die Frage: Wie stellen wir uns ein sinnvolles Leben vor? Vieles von dem, was auch zur Klimakrise beiträgt, etwa, viel zu konsumieren und viel zu besitzen, wird kritisch infrage gestellt. Mit dieser Haltung und der Einsicht, dass weniger mitunter tatsächlich mehr ist, fängt der Wandel an.
epd: Fürchten Sie nicht, dass nach dem Ende von Krieg und Krise eine Rückkehr zum alten Status quo erfolgt, also: Wohlstand und Wachstum als wesentliche Treiber unseres Handelns?
Meister: Das klingt mir zu sehr nach Kapitalismuskritik. Ich sträube mich, das so plakativ zu sehen. Ich frage mich lieber, was kann ich, was kannst du tun? Ein Anfang wäre, wenn wir uns bei allem, was wir anschaffen oder konsumieren, fragen, ob wir es wirklich brauchen - die vielen Klamotten, die Flugreisen oder jährlich ein neues Smartphone, in dem neben seltenen Erden und etlichen Giftstoffen auch viel Kinderarbeit stecken kann. Jede Anschaffung ist ein mehr oder weniger großes CO2-Desaster.
epd. Was sagen Sie eigentlich zum Neun-Euro-Ticket, das vor allem die Schwächsten entlasten soll?
Meister: Das befürworte ich sehr. Dazu gehören aber auch zwingend Investitionen in die Infrastruktur, damit so ein Ticket wirklich flächendeckend nutzbar ist. Das Ticket bietet dann dauerhaft die Chance, dass Autos weniger genutzt werden und ärmere oder große Familien die Möglichkeit bekommen, Bahnreisen zu machen, die für sie sonst unerschwinglich wären. Es sollte überlegt werden, wie dieses Angebot aufrechterhalten werden kann, um Ärmeren weiterhin diese Teilhabe zu ermöglichen.
epd: Da Sie von überflüssigen Anschaffungen abraten: Was brauchen Sie nicht wirklich?
Meister: Neben den vielen kleinen und größeren Dingen, die sich zu Hause ansammeln - Wohnaccessoires, kaum genutzte Möbelstücke, vergessene Kellerschätze - ist es wohl ein eigenes Auto. Noch bin ich dienstlich an einen Wagen gebunden. Aber nach meiner Pensionierung werde ich sicher Carsharing machen.
epd: Die Ferienzeit startet. Reisen Sie als Verfechter des Maßhaltens eigentlich mit leichtem Gepäck?
Meister: Ich erinnere mich an vierwöchigen Urlaub, in dem wir als fünfköpfige Familie gerade mal zwei Koffer ins Auto bekommen und Urlaub in einer winzigen Ferienwohnung gemacht haben. Auf der Hinfahrt haben wir uns etwas besorgt gefragt, ob wir wenigstens das Nötigste eingepackt haben. Auf der Rückreise waren wir erholt und glücklich wie selten nach einem Urlaub, weil die Wochen mit so wenigen Dingen so herrlich unbeschwert waren!
Landesbischof Ralf Meister hat sich skeptisch zur kirchlichen Trauung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und der Journalistin Franca Lehfeldt geäußert. „Das entsprechende Kirchengesetz der Landeskirche Hannovers sieht keine kirchlichen Trauungen für Nichtmitglieder vor. Das gilt in jedem Fall, unabhängig von sozialem Status, Wohlstand und Prominenz“, sagte der Landesbischof dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Für eine Trauung von zwei ausgetretenen Kirchenmitgliedern könne es aber seelsorgerliche Gründe geben, die eine Ausnahme rechtfertigten. Zugleich betonte der Bischof, dass er die näheren Umstände, die zu Lindners Trauung geführt haben, nicht kenne.
Die Nordkirche, in deren Verantwortung diese Trauung stehe, erprobe zur Zeit eine Öffnung der Kasualien für Nichtmitglieder, so Meister weiter. Es sei jedoch "problematisch", wenn durch die Hochzeit des Ministers in der Bevölkerung der Eindruck entstanden sein könnte, die Kirche bevorzuge einzelne Menschen.
Zuvor hatte bereits die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschuss, Kritik an der Trauung geäußert. Gegenüber dem in Bielefeld erscheinenden „Westfalen-Blatt“ (Montag) sagte die westfälische Präses, es könne der Eindruck entstehen, man könne die Kirchensteuer sparen, aber bei Bedarf kirchliche Dienste wie ein Event buchen. So sei es aber nicht. „Sonderangebote für Reiche und Wichtige zu machen, ist nicht unser Ding und wird es auch nie sein.“
Am vergangenen Samstag hatten Lindner und Lehfeldt in der evangelischen Kirche St. Severin in Keitum auf Sylt geheiratet, obwohl sie keiner Kirche angehören. Der evangelische Bischof von Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, hatte die kirchliche Trauung verteidigt. Zwar sehe die Lebensordnung der Nordkirche vor, dass bei einer Trauung mindestens ein Partner Mitglied sein soll. Ausnahmen lägen jedoch im Ermessen des Seelsorgers. Die evangelische Theologin Margot Käßmann hatte in ihrer Kolumne für „Bild am Sonntag“ kritisiert, hier sei es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse gegangen.
In seinem "Zwischenruf" bei NDR Radio Niedersachsen hat sich Landesbischof Ralf Meister an seinen Schulabschluss vor über 40 Jahren erinnert. In diesen Wochen endet auch in Niedersachsen für viele Schülerinnen und Schüler ihre Schulzeit. Das geschehe in einer Zeit mit großen Herausforderungen, sagte Meister. "Die jungen Menschen, die jetzt ihre Schulzeit beenden, das weiß ich aus manchen Gesprächen, tun das mit sehr gemischten Gefühlen."
Die letzten Jahre seien für die Schüler*innen geprägt von Corona, der Klimakrise und nun vom Krieg in der Ukraine. All diese Themen würden ihren Alltag noch lange Zeit mitbestimmen. In dieser Situation mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen, sei nicht einfach, so Meister und erinnerte an ein Wort des Apostels Paulus: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist.“
Er erlebe heute an vielen Stellen junge Menschen, die "brennen in ihrer Lösungssuche für die Mega-Herausforderungen unserer Zeit." Sie würden klar und eindeutig benennen, "was jetzt dran ist" und dabei Leidenschaft und Ernsthaftigkeit ausstrahlen.
Seine Generation forderte Meister auf, den jüngeren Menschen zuzuhören und sich von ihrer Leidenschaft begeistern zu lassen: "Das sind wir denjenigen schuldig, die heute zur Schule gehen oder jetzt in Ausbildung und Studium starten. Die Hoffnung wird dann wirklich, wenn wir uns dafür einsetzen."
Tatsächlich waren es nur Gewinnerinnen, die am Samstag (9. Juli 2022) zur Preisverleihung nach Loccum gekommen waren. Vor allem wegen Corona konnten viele der ausgezeichneten 39 Studierenden den Weg nicht antreten. So nahmen letztlich elf junge Frauen die Glückwunsche und Urkunden von Landesbischof Ralf Meister persönlich entgegen zur Auszeichnung mit dem Studienpreis des Klosters Loccum. In einem Gottesdienst wurden die verschobene 29. und die 30. Preisverleihung gleichzeitig begangen.
Seit 2007 wurden knapp 500 angehende Theologinnen und Theologen für hervorragende Ergebnisse bei der Sprachprüfung oder der Zwischenprüfung ausgezeichnet. Wer Pastorin oder Pastor werden will, muss in den ersten Semestern Latein, Griechisch und Hebräisch lernen. Als Preisgeld gibt es 500 Euro für eine Sprache und 800 Euro für die Zwischenprüfung. Insgesamt hat sich die Hannoversche Landeskirche die Nachwuchsförderung mit dem Studienpreis bislang 317.900 Euro kosten lassen.
Landesbischof Ralf Meister betonte in seiner Predigt, dass Religion nicht einem erzieherischen Zweck dienen oder Dominanz ausüben sollte. „Christlicher Glaube beginnt nie mit einer Moralvorstellung, sondern immer mit der Freiheit, die Gott jedem Menschen schenkt.“ Direkt an die Studierenden gerichtet, sagte er: „Wir freuen uns auf Sie als Erzählerinnen und Erzähler des Glaubens.“
Pastor Ralf Tyra, Direktor des Hauses kirchlicher Dienste und Mitglied im Konvent des Klosters Loccum, sicherte zu, dass das Geld für den Studienpreis auch künftig zur Verfügung stehen wird. Seit 2021 werden die Preise nicht nur innerhalb der Hannoverschen Landeskirche vergeben, sondern an alle Kirchen, die im Predigerseminar Loccum ausbilden (Braunschweig, Bremen, Oldenburg, Schaumburg-Lippe). Und ab 2023 ist eine weitere Neuerung geplant: Dann soll auch der diakonisch-pädagogische Nachwuchs für besondere Leistungen im Studium der Religionspädagogik und Sozialen Arbeit an der Hochschule Hannover ausgezeichnet werden.
Dass der Studienpreis seine Wirkung nicht verfehlt, zeigen die vielen positiven Reaktionen der Ausgezeichneten. „Der Studienpreis vergrößert meine Freude über die bestandene Sprachprüfung noch mehr und war beim ständigen Vokabellernen, Pauken der Grammatik und täglichem Übersetzen ein zusätzlicher Ansporn“, sagt etwa die 23-jährige Lena Schaper, die in Göttingen studiert und aus dem Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt stammt.