Ein illustrer Kreis ist da zusammengekommen: Wissenschaftler, Vertreter der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Umweltverbände, Landes- und Bundespolitiker sowie je ein Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche. Der Kreis hat die nahezu unlösbare Aufgabe, ein sicheres Endlager für radioaktiven Abfall zu finden.
Genau genommen sollen erst einmal die Kriterien für die Endlagersuche festgezurrt werden. Wo kann gefährlicher Abfall für viele tausend Jahre sicher gelagert werden? In welcher Form wird die Bevölkerung an dem Verfahren beteiligt? Niemand will so ein Lager in seiner Nähe haben, und gleichzeitig ist die Endlagerung eines der drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts. Streit ist also vorprogrammiert.
Bundestagspräsident Norbert Lammert ermahnte die Runde, für eine friedensstiftende Wirkung des Gremiums gut zusammenzuarbeiten und sagte: „Ich stehe in einer Mischung aus Bewunderung, Respekt und gehöriger Erwartung vor der Arbeit dieser Kommission“.
In der Tat wird die Endlagersuche ein Kraftakt für unsere Gesellschaft werden, bei dem die sozialen, wissenschaftlichen, politischen und ethischen Dimensionen in ein gutes Verhältnis gesetzt werden müssen.
Die Kirchen haben die jahrzehntelange Auseinandersetzung um Gorleben kritisch begleitet und miterlebt, welche Folgen der Verlust von Vertrauen mit sich bringt. Als Kirchenvertreter in der Kommission werde ich mit aller Kraft versuchen, Vertrauen wieder aufzubauen. Dabei geht es sowohl um das Vertrauen innerhalb der Kommission, als auch um das Vertrauen der Bürger in diese Runde.
Durch die Beteiligung der Kirchen spiegelt sich wohl auch noch eine andere Erkenntnis wider: Spätestens seit Tschernobyl und Fukushima ist uns schmerzlich bewusst geworden, wie gefährlich die menschliche Hybris sein kann. Und bei der Endlagersuche spüren wir auch die eigene Überforderung.
Ein besonderer Ausdruck gut verstandener Demut in unserem Auftrag findet sich seit 25 Jahren Sonntag für Sonntag in Gorleben. Dort treffen sich Menschen mitten im Wald zum Gorlebener Gebet. Sie tun das unter dem biblischen Motto „Bleibet hier – wachet und betet!“. Eine gute und absolut nötige Ergänzung zu der Endlagerkommission. Eins geht nicht ohne das Andere.
Ralf Meister, Landesbischof in Hannover
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