Nach dem Kreuzestod von Jesus versammeln sich die Seinen im Haus. Aus Furcht vor Verfolgung haben sie alle Türen abgeschlossen. Auf einmal erscheint der auferstandene Jesus mitten unter ihnen und sagt:)
„Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!“ (Johannes 20,21-22)
Es beginnt im Verborgenen. Hinter verschlossenen Türen begegnet Jesus seinen verängstigten Freunden wieder. Da, wo sich unser Leben auch meistens abspielt, nicht auf der großen Bühne, sondern im kleinen Kreis. Oft genug in Angstwinkeln und im Kleinkarierten.
Sie waren mit ihm unterwegs gewesen, Feuer und Flamme für das, was er sagte, was er tat. Große Worte hatten sie gewagt: Nie werden wir dich verlassen! Und als es ernst wurde waren sie geflohen und hatten sich verschanzt aus lauter Furcht. Die Anfänge waren kümmerlich. Eine Gruppe verängstigter Freunde, wortbrüchig geworden, voller Furcht vor den Herausforderungen, die draußen auf sie warteten. Vielleicht war es sogar einen Augenblick peinlich, als er wieder vor ihnen stand und sie grüßte. „Shalom! Friede sei mit euch!“. Worte, die viel bedeuten: Frieden, Freude, Heil, Vergebung, Gesundheit. Das alles ist „Shalom!“ Denen, die ihn verlassen hatten, spricht Jesus Frieden Vergebung von Schuld und Versagen zu. Dorthin, wo die Scham mit Händen zu greifen ist, zielt sein Gruß.
Die Begegnung hinter verschlossenen Türen ist intim. „Nehmt hin den Heiligen Geist!“ Kein Sturmgebraus des Himmels, nur ein Windhauch. Auf das Leise zu hören, lernen wir mühsam, denn unsere Ohren sind von den lautstark posaunten Neuigkeiten taub gewordenen. Und unsere Augen wurden von dem unermüdlichen Anschauen der millionenfachen Banalitäten blind.
Doch in dem leisen, kleinen Geschenkwort, „Nehmt hin“ verbirgt sich Großes. Damit können Veränderungen beginnen: „Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich Euch!“ Jesus schickt seine Freunde auf den Weg. Und mit diesem Wort sendet er uns auch. Raus aus der Komfortzone, hinein in die Welt. Manchmal scheint es, dass Geschichten von Schmerz und Tod uns lähmen. Wir verharren in den kleinen Möglichkeiten und wagen uns nicht heraus. Jeden Tag erzählen wir lange Passionsgeschichten. Wo bleiben die Geschichten der Neuschöpfung? Von Aufbruch? Vom Aufstehen und Rausgehen? Ist uns die Hoffnung abhandengekommen? Erzählen wir uns von den Aufbrüchen, die wir gewagt haben. Von den Momenten, in denen wir losgingen, zögerlich zu Beginn aber gestärkt von dem Geist, der ins uns war. Auferstehung ist zitternder Beginn, und wird zu Widerstand und Freiheit.
Ihr
Ralf Meister
Ihr
Ralf Meister