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Im Wortlaut: - Zum Thema „Friedensnobelpreis“

Thu, 16 Oct 2014 06:52:55 +0000 von Christof Vetter

Einen Tag, bevor der Friedensnobelpreis vergeben wurde, schrieb Christoph Sydow auf Spiegel online: „Der Sprecher des Gremiums sollte in Oslo vor die versammelten Journalisten treten und einfach sagen: „Das Komitee hat sich entschieden, den Friedensnobelpreis 2014 nicht zu vergeben. Das wäre ein starkes und angemessenes Zeichen in einem Jahr, in dem Russland in Europa mit Gewalt Grenzen verschoben hat, in dem die IS-Dschihadisten ein religiöses Terrorregime errichtet haben und in dem Israels Armee und die Hamas sich gegenseitig beschossen haben“. Als dann jedoch am nächsten Tag die Preisträger bekannt wurden, die beiden Kinderrechtsaktivisten Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi, verstummten die kritischen Stimmen weitgehend.

Denn die Vergabe an die 17-jährige Muslimin aus Pakistan und den 60-jährigen Hindu aus Indien hat eine starke symbolische Kraft. Sie steht für die Hoffnung, dass der enorme Mut und das herausragende Engagement einzelner Menschen sehr viel verändern können. Malala hat schon als elfjährige Schülerin auf einer Webseite der BBC über Gewalttaten der Taliban im Swat-Tal in Pakistan berichtet. „Ich habe das Ziel, dass irgendwann jedes Kind auf der Welt zur Schule gehen kann“ sagte sie, als sie von dem Preis erfuhr. Kailash Satyarthi, der seit langem gegen die Ausbeutung von Kindern kämpft, sagte: „Mit diesem Preis finden die Stimmen von Millionen von Kindern Gehör – Stimmen, die bislang nicht gehört wurden“.

Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees zeigt, dass Frieden viel mehr ist als das Schweigen der Waffen. Frieden beginnt bei der Bildung, beim schlichten Recht darauf, dass Kinder zur Schule gehen können und weder durch ihr Geschlecht noch durch den Zwang zur Arbeit daran gehindert werden. Unvergessen bleibt der Schlusssatz von Malala in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen am 12. Juli 2013: „Also lasst uns einen weltweiten Kampf wagen, gegen Analphabetismus, Armut und Terrorismus, lasst uns unsere Bücher und Stifte holen, sie sind unsere stärksten Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung zuerst.“ Ich wünsche Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi Gottes Segen für ihren friedlichen Einsatz.

veröffentlicht in Evangelische Zeitung 42/2014
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