Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat davor gewarnt, die Bedeutung der jüngsten Untersuchung zur Kirchenmitgliedschaft zu hoch zu bewerten. "Wer aus diesen Ergebnissen ein Handlungsprogramm entwirft, wie wir zukünftig Pastoren ausbilden und die Gemeinden aufstellen müssen, welche Leuchttürme neu errichtet und welche alten eingerissen werden sollen, überschätzt diese Analyse kolossal", sagte der Bischof am Freitag vor der Landessynode in Hannover.
Anfang März hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die 5. Kirchenmitgliedschaftsbefragung veröffentlicht. Die Umfrage machte deutlich: 43 Prozent der Evangelischen fühlen sich mit der Kirche sehr oder ziemlich verbunden. Zugleich ist der Anteil derjenigen, die sich kaum oder überhaupt nicht verbunden sehen, auf 32 Prozent gestiegen. Ende 2012 gehörten 23,4 Millionen Menschen den evangelischen Landeskirchen an.
Auch er argumentiere mit den Deutungen der Befragung, sagte der Bischof der mit rund 2,75 Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. In Niedersachsen gehörten 2011 trotz rückläufiger Werte mit knapp vier Millionen noch immer mehr als die Hälfte der Einwohner einer evangelischen Kirche an. Doch sei die Aussagekraft der Zahlen mit Blick auf die Lebendigkeit des christlichen Glaubens begrenzt: "Sie sagen nichts über Gott, aber viel über Menschen und deren Fantasie, deren Offenheit oder Scheu, auf religiöse Fragen zu antworten, und ihr Verhältnis zur Kirche zu beschreiben."
Die Kirche vor Ort sei weiter gefragt und für den sozialen Zusammenhalt und Werthaltungen in der Gesellschaft unersetzlich, sagte Meister. Das zeige sich unter anderem im Engagement von rund 100.000 Ehrenamtlichen in der Landeskirche. Zudem habe die Untersuchung ergeben, dass der Pfarrberuf für das evangelische Profil eine große Rolle spiele. Die Institution Kirche müsse so gestaltet werden, dass Haupt- und Ehrenamtliche den nötigen Gestaltungsraum haben. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Gleichgültigen eine lebendige und starke religiöse Gegenwelt vor der Nase haben, die selbstverständlich offene Türen hat."
Allein religiöse Rituale oder die Begleitung von Menschen, etwa durch Trauerredner oder "Ritualdesigner", könnten den Glauben an Jesus Christus nicht ersetzen, sagte Meister. Dieser Kern des christlichen Glaubens sei auch leitend für die "Barmer Theologische Erklärung" vor 80 Jahren gewesen. Zu ihren Kernbotschaften gehöre es, dass ein demokratischer Staat keine Gesellschaftsbereiche für seine Zwecke vereinnahmen dürfe, sagte Meister: "So auch nicht die Kirchen." Die Barmer Erklärung wurde Ende Mai 1934 von evangelischen Theologen als Absage an den NS-Allmachtsanspruch veröffentlicht. Sie gehört heute zu den wegweisenden Glaubenszeugnissen der Kirche im 20. Jahrhundert. (epd)Der Bischofsbericht im Wortlaut
Anfang März hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die 5. Kirchenmitgliedschaftsbefragung veröffentlicht. Die Umfrage machte deutlich: 43 Prozent der Evangelischen fühlen sich mit der Kirche sehr oder ziemlich verbunden. Zugleich ist der Anteil derjenigen, die sich kaum oder überhaupt nicht verbunden sehen, auf 32 Prozent gestiegen. Ende 2012 gehörten 23,4 Millionen Menschen den evangelischen Landeskirchen an.
Auch er argumentiere mit den Deutungen der Befragung, sagte der Bischof der mit rund 2,75 Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. In Niedersachsen gehörten 2011 trotz rückläufiger Werte mit knapp vier Millionen noch immer mehr als die Hälfte der Einwohner einer evangelischen Kirche an. Doch sei die Aussagekraft der Zahlen mit Blick auf die Lebendigkeit des christlichen Glaubens begrenzt: "Sie sagen nichts über Gott, aber viel über Menschen und deren Fantasie, deren Offenheit oder Scheu, auf religiöse Fragen zu antworten, und ihr Verhältnis zur Kirche zu beschreiben."
Die Kirche vor Ort sei weiter gefragt und für den sozialen Zusammenhalt und Werthaltungen in der Gesellschaft unersetzlich, sagte Meister. Das zeige sich unter anderem im Engagement von rund 100.000 Ehrenamtlichen in der Landeskirche. Zudem habe die Untersuchung ergeben, dass der Pfarrberuf für das evangelische Profil eine große Rolle spiele. Die Institution Kirche müsse so gestaltet werden, dass Haupt- und Ehrenamtliche den nötigen Gestaltungsraum haben. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Gleichgültigen eine lebendige und starke religiöse Gegenwelt vor der Nase haben, die selbstverständlich offene Türen hat."
Allein religiöse Rituale oder die Begleitung von Menschen, etwa durch Trauerredner oder "Ritualdesigner", könnten den Glauben an Jesus Christus nicht ersetzen, sagte Meister. Dieser Kern des christlichen Glaubens sei auch leitend für die "Barmer Theologische Erklärung" vor 80 Jahren gewesen. Zu ihren Kernbotschaften gehöre es, dass ein demokratischer Staat keine Gesellschaftsbereiche für seine Zwecke vereinnahmen dürfe, sagte Meister: "So auch nicht die Kirchen." Die Barmer Erklärung wurde Ende Mai 1934 von evangelischen Theologen als Absage an den NS-Allmachtsanspruch veröffentlicht. Sie gehört heute zu den wegweisenden Glaubenszeugnissen der Kirche im 20. Jahrhundert. (epd)Der Bischofsbericht im Wortlaut
Quelle: Jens Schulze