Landesbischof Ralf Meister

In die Sprachlosigkeit des Todes spricht Gott diese Verheißung:
Ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt.
(Hes 37,14)

Es gibt Zeiten, an denen das Herz den Worten nicht nachkommt. Manchmal über Monate, über Jahre. Manchmal ist unser Herz dürres Land, dornenübersät, felsig ohne Nährboden. Nichts kann wurzeln, nichts kann fruchten. Uns fehlen die Worte, auch für das Gebet. 
Es hilft, die alten Worte des Vaterunsers zu bemühen, wenn wir keine Worte mehr finden. Es hilft, immer wieder am gleichen Ort zu beten. Die Stille einer Kirche zu suchen, den Platz am Fenster am frühen Morgen. Es hilft, Verse aus dem Gesangbuch zu sprechen, die schon viele Generationen vor uns gesprochen und gesungen haben. „Alles, was dich preisen kann, Cherubim und Seraphinen, stimmen dir ein Loblied an, alle Engel, die dir dienen, rufen dir stets ohne Ruh: `Heilig, heilig, heilig!´ zu. Das stützt unsere kargen Gebete und hilft uns aus der Sprachlosigkeit. Wir sind Teil des großen Lobgesangs aller Menschen, auch an fast  sprachlosen Tagen. Unsere klägliche Stimme mischt sich mit dem Gesang der Engel. Gott wird angebetet mit den Stimmen jeder Kreatur. Wir sind nicht mehr allein. 

Einen gesegneten Karsamstag wünscht Ihnen
Ralf Meister