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25 Jahre Meissen-Kommission

Fri, 02 Sep 2016 10:45:00 +0000 von . Bischofskanzlei

Es sollte der Beginn einer einzigartigen ökumenischen Erfolgsgeschichte werden: Am 29. Januar 1991 unterzeichneten die Erzbischöfe von Canterbury und York, Robert Runcie und John Habgood, zusammen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Martin Kruse, und dem Vorsitzenden des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, Bischof Christoph Demke, auf dem Altar von Westminster Abbey die Meissener Erklärung. Deren Ziel ist die "full, visible unity – volle, sichtbare Gemeinschaft“ dieser Kirchen.

Klaus Kremkau, der die Entstehung der Meissener Erklärung auf Seiten der EKD maßgeblich mit begleitet hat, erinnert sich in einem Zeitzeugenbericht: "Im Februar 1991 fanden die letzte Synodaltagung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und die erste gemeinsame Tagung mit der EKD-Synode statt – jetzt traten für die EKD und ihre Gliedkirchen über Jahre hinaus andere Aufgaben und Sorgen in den Vordergrund. Das galt in gewisser Weise auch für die Church of England (...) Unsere Kirchen hatten es gerade noch zur rechten Zeit geschafft, eine seit der Reformation des 16. Jahrhunderts offen gebliebene Frage, die der gegenseitigen offiziellen vorbehaltlosen Anerkennung als Kirchen, positiv zu klären.“

In den seitdem verstrichenen Jahrzehnten haben sich auf vielen Ebenen Meissen-Partnerschaften entwickelt: zwischen Einzelgemeinden, Kirchenkreisen und auch ganzen Landeskirchen und Diözesen (z.B. Braunschweig und Blackburn) – und nicht zuletzt auch zwischen bedeutenden Kirchen (z.B. Berliner Dom und St. Pauls, London). Bei allen nach wie vor offenen, theologischen Fragen zwischen anglikanischen und evangelischen Kirchen haben die Meissen-Partnerschaften eines deutlich unter Beweis gestellt: "full, visible unity“ ist noch viel mehr als nur theologische Verständigung über die Überwindung von Lehrunterschieden, wie sie z.B. im Amtsverständnis unserer Kirchen weiterhin bestehen. Einheit wird auch hergestellt durch wechselseitiges Kennenlernen, regelmäßiges Begegnen und einfühlsames Verstehen des anderen – und angesichts der wechselvollen gemeinsamen Geschichte Deutschlands und Englands eben auch durch Zeichen der gemeinsamen Erinnerung und Versöhnung. Gerade in einer Zeit unübersehbarer Umbrüche in Europa ist diese gelingende Partnerschaft damit wertvoller denn je und zugleich auch zu einem Vorbild für etliche weitere Kirchenpartnerschaften in der Ökumene geworden.

Gemeinsame Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum

Die gemeinsame thematische Arbeit in den Meissen-Beziehungen war in den vergangenen Jahren auch durch die Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum geprägt. Für die Church of England, die sich als reformatorische Kirche eigener Prägung versteht, wird 2017 darum auch ein besonderes Jahr, das ähnlich wie in Deutschland am 31. Oktober mit einem Festgottesdienst in Westminster Abbey seinen Höhepunkt finden wird. In den nächsten Jahren werden in der Meissen-Arbeit dann andere Themen gemeinsamen Interesses in den Fokus rücken: so 2018 "Together in Mission“, 2019 "Spirituality and the next Generation“, 2020 "Poverty and the Environment“. Beide Kirchen verstehen dies als wichtigen Beitrag zu einem gemeinsamen und engagierten christlichen Zeugnis in der Welt.

Wenn diese überaus wertvolle und gelingende ökumenische Arbeit, die auf deutschland- und englandweit rund 40 ganz unterschiedlichen Partnerschaften zwischen unseren Kirchen basiert, in diesem Jahr ihr silbernes Jubiläum begeht, dann ist das auch ein Grund zum ausgelassenen Feiern. Im Rahmen der Jahrestagung der gemeinsamen Meissen Kommission von EKD und Church of England, die vom 1. bis 4. September in München tagt, werden diese 25 Jahre daher am 3. September mit einem festlichen Abendprogramm gefeiert, zu dem sich eine große Zahl von Gästen angemeldet haben.

Inhaltlich wird die diesjährige Tagung auch durch Themen wie die Migrationsproblematik und die Integration von Flüchtlingen bestimmt. Das Thema Migration aus kirchlicher und politischer Sicht diskutiert die Meissen Kommission mit dem Politikbeauftragten der Bayerischen Landeskirche, Kirchenrat Dieter Breit, der auch Mitglied im Lenkungsstab der bayerischen Staatsregierung für Flüchtlingsfragen ist. Außerdem stellt die bayerische Europaministerin Beate Merk ihre Sichtweise auf die Frage einer angemessenen Flüchtlingspolitik zur Diskussion. Ein eigener Arbeitsschwerpunkt widmet sich sodann dem Brexit und seinen Folgen für die politische und kirchliche Kultur in Europa.

OKR Christoph Ernst/Kirchenamt der EKD
Quelle: Jahrestagung der Meissen Kommissin (Foto: EKD-Kirchenamt)
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