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Gemeinsam Selbstmorde verhindern

Sun, 05 May 2019 11:27:48 +0000 von . Bischofskanzlei

Woche für das Leben in Hannover eröffnet

Seit 25 Jahren wirbt die "Woche für das Leben" der evangelischen und katholischen Kirche für den Schutz des Lebens. Diesmal steht das Thema Suizid im Vordergrund. Die Kirchen wollen Wege für eine bessere Prävention aufzeigen.

Hannover (epd). Mit einem ökumenischen Festgottesdienst haben die beiden großen Kirchen am Sonnabend in Hannover ihre bundesweite "Woche für das Leben" eröffnet. Bei der Aktion, die seit 25 Jahren begangen wird, steht diesmal die Suizidprävention im Mittelpunkt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte zum Auftakt in der Marktkirche mehr Zuwendung für Menschen, die sich das Leben nehmen wollten. Die "radikale Liebe Gottes" gelte auch ihnen und denen, die sich selbst getötet hätten. "Wie könnte Gott die fallenlassen, die für sich nur noch den Todes-Ausweg gesehen haben, wo er ihre Verzweiflung doch so gut kennt", führte Bedford-Strohm aus. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hob die Angebote der Kirchen für Menschen hervor, die am Leben verzweifelten, vor allem das Engagement der Telefonseelsorge.

Laut Statistik nehmen sich jedes Jahr in Deutschland etwa 10.000 Menschen das Leben. Noch deutlich mehr versuchen es. Bei einem "Fest der Begegnung" in der Marktkirche stellten sich Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Hilfsorganisationen vor, unter ihnen die Robert-Enke-Stiftung. Der Fußball-Nationaltorhüter Robert Enke von Hannover 96 hatte sich im November 2009 das Leben genommen. Er litt unter einer Depression.

Bedford-Strohm prangerte in seiner Predigt das frühere Versagen der Kirche in Umgang mit Selbsttötungen an. "Es ist eine historische Schuld der Kirche, dass sie viel zu lange diese offenen Arme Gottes dementiert hat", betonte der Münchner Bischof. Sie habe Menschen, die sich das Leben genommen hätten, als Selbstmörder verdammt, habe ihnen das Begräbnis verweigert und so die Schuldgefühle der Angehörigen potenziert. Damit sei sie ihnen "das Zeugnis der Auferstehung schuldig geblieben".

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister stellte zwei Menschen vor, die sich ehrenamtlich für Selbstmordgefährdete engagieren: Armgard hat bei der Telefonseelsorge Tag und Nacht ein offenes Ohr und Marcel beschreibt in seinem Blog seinen eigenen Weg aus der Depression. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bezeichnete die Suizidprävention in einem anschließenden Gespräch als "Kernaufgabe staatlicher Sozialarbeit". So müssten die Lehrer an den Schulen genau hinschauen, wie es den Schülern gehe.

Die Aktionswoche wird bis zum 11. Mai in katholischen und evangelischen Kirchengemeinden begangen. Sie steht diesmal unter dem Motto "Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern." Die Aktion wirbt seit 1994 immer zwei Wochen nach Ostern für die Anerkennung der Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des menschlichen Lebens in allen Phasen.

Bericht der Tagesschau von der Eröffnung
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