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"Die Verpflichtung zum Handeln"

Fri, 24 Jan 2025 08:19:00 +0000 von Redaktion Evangelische Medienarbeit

Die St.-Pankratius-Gemeinde in Burgdorf hat als erste Kirchengemeinde der Landeskirche Hannovers ihr „Starterpaket“ für ein verstärktes Engagement gegen Antisemitismus erhalten. Für Landesbischof Ralf Meister ist dieses Siegel Symbol und Ansporn zugleich, Kirchenemeinden zu stärken, sich für jüdische Menschen einzusetzen.

Engagement von Gemeinden gegen Antisemitismus gebe es schon lange und an vielen Orten, sagte Landesbischof Meister am Donnerstagnachmittag in Burgdorf. „Doch das Gütesiegel „In Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft – Gemeinsam gegen Antisemitismus“ ist noch einmal ein anderes commitment, eine echte Verpflichtung zum Handeln.“ Burgdorfs St.-Pankratius-Gemeinde ist die erste, die sich in den kommenden drei Jahren besonders um ein solidarisches Miteinander mit jüdischen Menschen einsetzen will: mit Konzerten, Gedenktagen, Filmen und vielem mehr. Erfüllt die Kirchengemeinde die nun auferlegten Ziele, bekommt sie in drei Jahren das Siegel verliehen. Ralf Meister ist als Ideengeber auch Schirmherr des Projekts.

In Burgdorf sagte er: „Kirchen müssen sichere Räume sein und Brücken in die Mitte der Gesellschaft, damit Jüdinnen und Juden ein sicheres, selbstbewusstes Leben führen können. Es ist in all der Niedergeschlagenheit, die uns angesichts vieler Nachrichten derzeit begleitet, ein wirklich positives Zeichen.“

Sabine Preuschoff, Superintendentin des Kirchenkreises Burgdorf, sagte: „Elon Musk zeigt auf großer Weltbühne den Hitlergruß. Das ist nur eine Nachricht, die zeigt, dass es leider eine klare Notwendigkeit gibt, sich gegen Antisemitismus zu wehren,“ so Preuschoff. „Den Dialog mit jüdischen Menschen stärken, für Antisemitismus sensibilisieren - das sind die Ziele des Siegels.“

Per schriftlichem Statement ließ die erkrankte Marina Jalowaja, Vizepräsidentin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, ausrichten, jüdische Gemeinden spürten einen deutlichen Anstieg von Angriffen, verbal wie in Taten. Es gebe ein Klima der Unsicherheit. Antisemitismus werde von vielen als alltägliche Bedrohung wahrgenommen. Sie erwarte von der Landeskirche ein aktives Engagement und eine klare Stellungnahme der Solidarität. Sie hoffe, dass durch das Projekt Brücken gebaut würden, die auch über dessen Zeitraum hinaus Zusammenarbeit schaffe.

Dafür gibt es von der Landeskirche Hilfestellungen für die Kirchengemeinden: Dr. Ursula Rudnick, Referentin für Judentum in der Service Agentur der Landeskirche, übergab ein großes Paket mit Materialien, Arbeitshilfen, Projektideen und mehr. „Wann ist denn Purim und welche Anlässe kann man in Gottesdiensten aufgreifen? Hier finden sich jede Menge Anregungen.“ Den Kontakt für Fragen in die Service Agentur oder zum Verein „Begegnung Christen und Juden Niedersachsen“ stehe ohnehin jedem und jeder mit Interesse offen.

Und wie sehen die Planungen der St.-Pankratius-Gemeinde nun aus? Pastorin Friederike Grote beschrieb gleich einen großen Blumenstrauß an Ideen: „Wir haben zum Beispiel schon Stolperstein-Führungen mit Schülerinnen und Schülern organisiert und tun das weiter. Es werden Filme gezeigt, die sich mit der Geschichte auseinandersetzen, und es wird ein Konzert geben, bei der Musik aus Konzentrationslagern zu hören ist. Bei all diesen Veranstaltungen ist uns immer wichtig, die Teilnehmenden zu fragen: Wie ist Eure Situation, was nehmt Ihr wahr? Und darüber in Austausch zu kommen. Auch eine Fahrt nach Hameln mit einem Besuch der Synagoge ist in Planung, da wir hier vor Ort leider keine aktive jüdische Gemeinde haben.“ Die Kirche sei auch Teil des neuen zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Burgdorf ist bunt“ und wollte sich ins städtische Leben einbringen. „Es ist unerträglich“, so Grote, „wenn Menschen in Angst leben.“

Weitere Informationen zum Siegel gibt es auf der Seite der Service Agentur der Landeskirche.
Text: Christine Warnecke/EMA
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