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Aufruf zu weltweiter Neuausrichtung

Tue, 17 May 2016 13:57:11 +0000 von . Bischofskanzlei

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat in einem internationalen Pfingstgottesdienst zu einer weltweiten sozialen und wirtschaftlichen Neuausrichtung aufgerufen. Bisher sei die Geschichte der Menschheit durch unbegrenztes Wachstum, Ansammlung von Macht und Anhäufung von Reichtum in einigen Ländern zulasten anderer geprägt worden, sagte er am Pfingstsonntag im evangelischen Stephansstift in Hannover. Die Feier in englischer und deutscher Sprache stand unter dem Thema "Reformation und die Eine Welt". Sie bildete den Abschluss einer knapp einwöchigen Konferenz mit Vertretern aus zehn Partnerkirchen aus Afrika, Asien, Südamerika und Europa.

Inzwischen werde sowohl in der Wissenschaft als auch in Politik und Industrie immer deutlicher, dass westliche Staaten sich nicht länger durch schmale Beiträge zur Entwicklungshilfe freikaufen könnten, betonte Weil. Freiheit gehe immer mit Verantwortung einher und dürfe im christlichen Sinn nicht nur Mittel zur Selbstverwirklichung sein. Denn Freiheit ohne Verantwortung trage nicht zum menschlichen Gedeihen bei.

Die jüngsten politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in der Welt zeigten, dass sie nicht mehr regional eingegrenzt werden könnten. Entscheidungen, die in Europa, Deutschland, Niedersachsen oder Hannover getroffen würden, wirkten sich bis in die entferntesten Gebiete der Welt aus. Das Verhalten deutscher Konsumenten beeinflusse die Produktionsbedingungen in Afrika, Asien und Südamerika. Umgekehrt bedeuteten Dumpinglöhne in Asien, dass die westliche Wirtschaft im Wettbewerb ihre Preise drücken müsse.

Landesbischof Ralf Meister warnte in seiner Predigt vor neuen nationalen Abschottungen. "Mit Sorge sehe ich eine politische Strömung, die sich auf das christliche Abendland beruft und es dazu nutzen will, Menschen in Not die Aufnahme zu verweigern", sagte er. Die biblische Erzählung vom Pfingstwunder, in der alle Sprachbarrieren durch den Heiligen Geist überwunden wurden, sei "ein befreiender Gegenentwurf zu dem, was wir heute erleben". In der Pfingstgeschichte gehe es um das Gemeinsame jenseits von Herkunft und Religion, betonte Meister. "Darin ist das Pfingstfest revolutionär: vereinte Verschiedenheit ohne Feindschaft und ohne Gewalt." (epd)
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