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Die Preise stimmen nicht! NDR-Zwischenruf vom 17. Januar 2021

Mon, 18 Jan 2021 09:37:23 +0000 von . Bischofskanzlei

„Die Preise stimmen nicht!“ sagt mein Cousin. Er hat in Nordfriesland einen Bauernhof. „Nicht für Milch, nicht für Fleisch, nicht für Getreide. Die Familienunternehmen werden weiter aufgeben.“ 
Es ist die Klage einer Berufsgruppe, die wie keine zweite seit Generationen für die Grundversorgung der Menschen mit Lebensmitteln steht. Strukturwandel, globale und lokale Veränderungen kennen sie seit Jahrzehnten. Jetzt blockieren sie mit ihren Traktoren die Auslieferungslager der Discounter. 
Denn der Preiskampf dieser Discounter zeigt: Es fehlt der Grundrespekt vor der Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben. 
Ich habe viel Verständnis für diese Blockade. Es scheint, trotz der großen Trecker, wie ein Kampf Davids gegen Goliath. Doch was wir brauchen ist kein Kampf, sondern einen Gesellschaftsvertrag mit der Landwirtschaft. Zum Wohle der Bauern, der Tiere, der Schöpfung. Seit vielen Jahren ist gestritten worden und die Verantwortung immer von einem zum anderen geschoben. „Es kommt auf die Verbraucher an“, „Der Handel muss mitziehen und weg vom Preisdumping gehen“, „Die Landwirtschaft muss anders produzieren“, „Das Tierwohl und die Umweltauswirkungen müssen stärker in den Vordergrund.“ 
Keiner darf und kann sich aus der Verantwortung stehlen! Die Bauern ertragen unseren Geiz bei der Ausgabe für Lebensmitteln und arbeiten unter unserer Ignoranz, die wir über bessere Umweltbedingungen und für mehr Tierwohl gerne reden, aber freiwillig nicht mehr bezahlen. 
Es gibt in einem Gespräch von Jesus das Wort: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Matthäus 7,3). Die Wertschätzung unserer Lebensmittel und derer, die tagtäglich dafür arbeiten, muss über Worte hinaus auch in Euro und Cent deutlich werden. Dazu muss der Handel eine angemessene Preispolitik machen, damit nicht weiterhin viele Davids gegen Goliath kämpfen müssen. 
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