Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da.
Für alle, die ihre Gedanken nicht nur träumend ihren Kissen anvertrauen wollen, öffnet sich nach Anbruch der Dunkelheit ein anderer Zeitraum. Und eine neue Zeitrechnung. (E.Bronfen)
Es gibt eine Zeit ohne Rechnung und eine Zeit ohne Raum im Schlaf. In der Nacht verlieren sich die Gedanken, die gerade noch nach Stunde und Minute uns von Veranstaltung zu Veranstaltung gelockt oder gedrängt haben. Die Zeit verläuft in einer Welt außerhalb meines Schlafs. Und aus der Vielfalt der Plätze und Orte, die wir durchstreift haben, bergen wir uns nun für ein paar Stunden in einem einzigen Zimmer, in einem Raum, selbst wenn es ein Klassenraum oder eine Turnhalle ist.
Schon zweieinhalb intensive Tage liegen hinter uns hier in Stuttgart. Vielfältige Ideen, eine Flut von Anregungen. Geist und Sinne bis zum Rand erregt. Was kann ich mitnehmen? Was klingt nach? Wie lange schwingen die Erfahrungen in mir?
Im Nächtlichen Tagebuch von Ennio Flaiano lese ich: „Er beschloss, sein Leben zu ändern, die Morgenstunde auszunutzen. Er stand um sechs Uhr auf, nahm die Dusche, rasierte sich, kleidete sich an, genoß das Frühstück, rauchte ein paar Zigaretten, setzte sich an den Arbeitstisch und erwachte zum Mittag.“
Doch am Ende des Tages einzukehren in die Nacht ist ein Willkommen in der Passivität. Kein Beschluss, kein Vorsatz, sondern alle Aktivität ruht. Selbst die längste Party endet irgendwann. Und alle Begegnung endet im Schlaf. Nur noch in Traumbildern bleibt Gemeinschaft gegenwärtig. Ungehemmt kann man sich im Schutz der Dunkelheit den Erinnerungen oder den Phantasien hingeben. Konturen verschwimmen, Getrenntes fließt zusammen. Und aus der bergenden, oder für manchen auch bedrängenden Gemeinschaft, landen wir in der Welt der einsamen Nacht. Und selbst die Liebenden bleiben einsam, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.
Doch so weit uns die Nacht aus der Welt nimmt, so nah bringt sie uns zu Gott. „Wer schläft sündigt nicht“ sagt der Volksmund. In kritischen Phasen sendet Gott den Schlaf. „Elia aber ging hin in die Wüste eine Tagesreise weit und kam und setzte sich unter einen Wachholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun Herr meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe ein Engel rührte ihn an..“ Abram versinkt in den Schlaf, als er mehr verzweifelt als hoffnungsfroh nach großer Reise und Strapazen von Gott eine klare Vorhersage verlangt, wie es nun weitergehen soll. „Als nun die Sonne am untergehen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abraham und siehe, Schrecken und Finsternis überfielen ihn“ – aber was geschieht, Gott schließt in dieser Nacht seinen Bund mit ihm. Josef erhält im Traum die rettende Nachricht :“Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit und flieh nach Ägypten“. Gottes Nähe im Schlaf. Oftmals in ganz kritischen Situationen, wenn es scheinbar keinen Ausweg gibt, dann hilft der Schlaf. Es ist eine erste Gegenwelt, die wir regelmäßig aufsuchen. Eine Wirklichkeit hinter dieser, die wir täglich sehen, fühlen und schmecken. Damit ist der Schlaf eine erste Erfahrung, ganz allnächtlich, die zeigt, hinter dieser Welt wartet noch andere Welten auf uns. Welten, in denen Gott uns in ganz anderer Art nahe sein wird. Jesus bringt sogar mit dem Schlaf die Welt des Todes in Verbindung bei der Auferweckung des Lazarus. „Er schläft nur“ sagt er lapidar. Der Schlaf eine Phase der Ruhe, die dem Tod verwandt ist. Martin Luther meinte, nach unserem Tod werden wir – ähnlich dem Schlaf – eine lange Ruhephase durchleben, bevor wir am jüngsten Tage wiederauferstehen.
Und manchmal, im wachenden Schlaf hören wir, wie alles gebunden wird.
Gerhard Tersteegen:
Nun schläfet man,
Und wer nicht schlafen kann,
der bete mit mir an
den großen Namen
dem Tag und Nacht
Wird von der Himmelswacht
Preis, Lob und Ehr gebracht;
O Jesu, Amen.
...
Es leuchte dir
Der Himmelslichter Zier;
Ich sei dein Sternlein, hier
Und dort zu funkeln.
Nun kehr ich ein;
Herr, rede du allein
Beim tiefsten Stillesein
Zu mir im Dunkeln.
Für alle, die ihre Gedanken nicht nur träumend ihren Kissen anvertrauen wollen, öffnet sich nach Anbruch der Dunkelheit ein anderer Zeitraum. Und eine neue Zeitrechnung. (E.Bronfen)
Es gibt eine Zeit ohne Rechnung und eine Zeit ohne Raum im Schlaf. In der Nacht verlieren sich die Gedanken, die gerade noch nach Stunde und Minute uns von Veranstaltung zu Veranstaltung gelockt oder gedrängt haben. Die Zeit verläuft in einer Welt außerhalb meines Schlafs. Und aus der Vielfalt der Plätze und Orte, die wir durchstreift haben, bergen wir uns nun für ein paar Stunden in einem einzigen Zimmer, in einem Raum, selbst wenn es ein Klassenraum oder eine Turnhalle ist.
Schon zweieinhalb intensive Tage liegen hinter uns hier in Stuttgart. Vielfältige Ideen, eine Flut von Anregungen. Geist und Sinne bis zum Rand erregt. Was kann ich mitnehmen? Was klingt nach? Wie lange schwingen die Erfahrungen in mir?
Im Nächtlichen Tagebuch von Ennio Flaiano lese ich: „Er beschloss, sein Leben zu ändern, die Morgenstunde auszunutzen. Er stand um sechs Uhr auf, nahm die Dusche, rasierte sich, kleidete sich an, genoß das Frühstück, rauchte ein paar Zigaretten, setzte sich an den Arbeitstisch und erwachte zum Mittag.“
Doch am Ende des Tages einzukehren in die Nacht ist ein Willkommen in der Passivität. Kein Beschluss, kein Vorsatz, sondern alle Aktivität ruht. Selbst die längste Party endet irgendwann. Und alle Begegnung endet im Schlaf. Nur noch in Traumbildern bleibt Gemeinschaft gegenwärtig. Ungehemmt kann man sich im Schutz der Dunkelheit den Erinnerungen oder den Phantasien hingeben. Konturen verschwimmen, Getrenntes fließt zusammen. Und aus der bergenden, oder für manchen auch bedrängenden Gemeinschaft, landen wir in der Welt der einsamen Nacht. Und selbst die Liebenden bleiben einsam, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.
Doch so weit uns die Nacht aus der Welt nimmt, so nah bringt sie uns zu Gott. „Wer schläft sündigt nicht“ sagt der Volksmund. In kritischen Phasen sendet Gott den Schlaf. „Elia aber ging hin in die Wüste eine Tagesreise weit und kam und setzte sich unter einen Wachholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun Herr meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe ein Engel rührte ihn an..“ Abram versinkt in den Schlaf, als er mehr verzweifelt als hoffnungsfroh nach großer Reise und Strapazen von Gott eine klare Vorhersage verlangt, wie es nun weitergehen soll. „Als nun die Sonne am untergehen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abraham und siehe, Schrecken und Finsternis überfielen ihn“ – aber was geschieht, Gott schließt in dieser Nacht seinen Bund mit ihm. Josef erhält im Traum die rettende Nachricht :“Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit und flieh nach Ägypten“. Gottes Nähe im Schlaf. Oftmals in ganz kritischen Situationen, wenn es scheinbar keinen Ausweg gibt, dann hilft der Schlaf. Es ist eine erste Gegenwelt, die wir regelmäßig aufsuchen. Eine Wirklichkeit hinter dieser, die wir täglich sehen, fühlen und schmecken. Damit ist der Schlaf eine erste Erfahrung, ganz allnächtlich, die zeigt, hinter dieser Welt wartet noch andere Welten auf uns. Welten, in denen Gott uns in ganz anderer Art nahe sein wird. Jesus bringt sogar mit dem Schlaf die Welt des Todes in Verbindung bei der Auferweckung des Lazarus. „Er schläft nur“ sagt er lapidar. Der Schlaf eine Phase der Ruhe, die dem Tod verwandt ist. Martin Luther meinte, nach unserem Tod werden wir – ähnlich dem Schlaf – eine lange Ruhephase durchleben, bevor wir am jüngsten Tage wiederauferstehen.
Und manchmal, im wachenden Schlaf hören wir, wie alles gebunden wird.
Gerhard Tersteegen:
Nun schläfet man,
Und wer nicht schlafen kann,
der bete mit mir an
den großen Namen
dem Tag und Nacht
Wird von der Himmelswacht
Preis, Lob und Ehr gebracht;
O Jesu, Amen.
...
Es leuchte dir
Der Himmelslichter Zier;
Ich sei dein Sternlein, hier
Und dort zu funkeln.
Nun kehr ich ein;
Herr, rede du allein
Beim tiefsten Stillesein
Zu mir im Dunkeln.