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Hass und Zorn sind keine Antwort

Wed, 21 Dec 2016 11:13:43 +0000 von . Bischofskanzlei

Worte des Schocks: Trauer, Tränen und Schmerz. Ratlosigkeit und Angst. Verzweiflung und Unsicherheit. Und Worte des Zorns: Entsetzen und Wut. Verfolgung und Strafe. Dazu drängt sich auf die Liste des Hasses: Fluch und Rache. Verdammnis und Tod.

In großer Trauer gedenken wir der Menschen, die auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin durch einen Terroranschlag getötet oder verletzt wurden. Wir beklagen die Toten vor Gott, beten um Genesung für die Verletzten, bitten um Trost für die Angehörigen. Mit den Worten des Schocks treten wir vor Gott. Wir bergen sie in unseren Gebeten und sprechen mit den Worten des 39. Psalms: „Höre mein Gebet, Herr, und vernimm mein Schreien; schweige nicht zu meinen Tränen.“ So wahren wir die Würde der Opfer und treten aus der Wiederholungsschleife der Nachrichten und den schnellen Verdächtigungen.

So kann auch verhindert werden, dass Hass eine Antwort auf den grauenvollen Terroranschlag ist. Wir dürfen uns nicht aufhetzen lassen. Nicht von Attentätern, nicht von Kommentatoren, nicht von Provokationen in den sozialen Netzwerken. Für die Aufklärung und Strafverfolgung vertrauen wir auf die Stärke des demokratischen Rechtsstaats. Und in die Liste der Hassworte diktiert Gott: „Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes“ (Römerbrief 12, 9). Rache und Vergeltung liegen nicht in unserer Hand. Nicht mit Worten, nicht mit Werken. Das auszuhalten wird schwer, weil unsere Gefühle uns in Versuchung führen. Gönnen wir den Attentätern nicht unseren Hass! Antworten wir mit der Haltung, die sie vernichten wollen: Furchtlosigkeit.

Die Botschaft der Weihnachtsnacht lautet: Fürchtet Euch nicht! Dieses Versprechen bleibt die Grundlage jeder freien Gesellschaft. Halten wir daran fest!

Ralf Meister
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