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Kein Tod ist gut

Thu, 17 Apr 2025 20:00:00 +0000 von . Bischofskanzlei

Würfel fallen, eine Aufschrift wird auf Holz gepinselt und angenagelt. Geschimpfe, Verhöhnung und Geläster sind zu hören. Und dann der Todesschrei. Jesus stirbt am Kreuz. „Du großer Schmerzensmann, vom Vater so geschlagen, Herr Jesu, dir sei Dank, für alle deine Plagen.“ So singen wir an Karfreitag. Was besingen wir da eigentlich? Was soll gut sein an diesem Tod, an den wir uns an Karfreitag erinnern? 

Kein Tod ist gut, der einen Menschen gewaltsam aus seinem Leben reißt. Nicht der Tod der Menschen während des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine oder während der Eskalation in Nah-Ost. Nicht das Sterben durch das Erdbeben in Myanmar. Nicht das Umkommen durch ein Attentat auf offener Straße. Kein Tod ist gut, der gewaltsam kommt.

Der Schrei Jesu am Kreuz ist ein Schrei, der für einen Augenblick diese Welt zerreißt. Und dann folgt das langwährende Schweigen, damit diese Welt geheilt werden kann. Wir wissen nichts zu sagen. Jesus schreit. Alles andere hat heute zu schweigen. Es ist karg und still. In vielen Kirchengemeinden bleiben an Karfreitag die Glocken stumm. Es gibt keine Blumen auf dem Altar. Selbst die Kerzen werden nicht angezündet. In manchen Gemeinden gibt es keine Orgelmusik. Nur der Schrei hallt in unserem Erinnern. 

Das Gedenken an den Schrei des Gekreuzigten, der Nachhall dieses Gottessohnes, der mitleidet mit denen, die Gewalt erleiden - das ist das Zentrum unseres Glaubens. 

Noch leiden und sterben Menschen – und Gott scheint darin so fern. Und doch: Es ist vollbracht! In der sichtbaren und spürbaren Einsamkeit und Gottverlassenheit ist Gottes Nähe und Barmherzigkeit schon Wirklichkeit. Das ist das Paradox von Karfreitag. Es ist vollbracht! Diesem Menschen, der das gerufen hat in seiner dunkelsten Stunde, dem will ich glauben.  

Einen gesegneten Karfreitag
Ihr
Ralf Meister
Quelle: Pixabay
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