Mehr als 200 evangelische Pastorinnen, Diakone und kirchliche Mitarbeitende haben die Leitung der hannoverschen Landeskirche für deren Umgang mit Missbrauchsfällen in einem Brief kritisiert. Die Unterzeichnenden beziehen sich auf die im Januar und Februar erschienenen Studien zu Missbrauchsfällen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zu einem Fall in Oesede bei Osnabrück. Sie wünschen sich einen grundlegenden Kulturwandel innerhalb der Kirche. Die Kirche müsse sensibel für Grenzverletzungen und Machtmissbrauch werden.
Landesbischof Meister sagt zu diesem Brief:
„Der Brief, der unter beruflich Tätigen zur Unterschriftensammlung weitergeleitet und dann an die kirchenleitenden Gremien und damit auch mir zugeschickt wurde, spricht wichtige Punkte an: Die Ergebnisse der jüngsten Studien und Aufarbeitungsberichte zum Thema Sexualisierte Gewalt müssen in unserer Kirche zu vielen grundlegenden Veränderungen führen.
Landesbischof Meister sagt zu diesem Brief:
„Der Brief, der unter beruflich Tätigen zur Unterschriftensammlung weitergeleitet und dann an die kirchenleitenden Gremien und damit auch mir zugeschickt wurde, spricht wichtige Punkte an: Die Ergebnisse der jüngsten Studien und Aufarbeitungsberichte zum Thema Sexualisierte Gewalt müssen in unserer Kirche zu vielen grundlegenden Veränderungen führen.
Der Brief zeigt die große Beunruhigung unter beruflich und ehrenamtlich Tätigen. Wir sind uns darin einig, dass in der Vergangenheit große Fehler gemacht wurden. Deshalb schaffen wir jetzt mehr Stellen für Prävention und Aufarbeitung, erstellen in allen Kirchenkreisen Schutzkonzepte und verankern sie in unserem Handeln. Das sind die zeitnahen Schritte. Andere Maßnahmen werden mehr Zeit brauchen, weil wir sie im Beteiligungsforum für alle evangelischen Kirchen und die Diakonie gemeinsam erarbeiten und beschließen müssen.
Was wir jetzt brauchen, sind Kommunikationsräume: Gestern und heute haben sich insgesamt 500 beruflich und ehrenamtlich Tätige aus allen kirchlich-hierarchischen Ebenen erstmals in zwei Zoom-Meetings darüber ausgetauscht, wie jede und jeder einzelne gerade unseren Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt bei uns in der Kirche erlebt. Es war ein sehr offener und durchaus auch kontroverser und kritischer Austausch.
Die digitale Form mit dieser großen Zahl von Teilnehmenden bietet begrenzte Möglichkeiten. Doch wir brauchen mehr solcher Diskussionsräume, digital und in Präsenz für unser tägliches Handeln, für unseren Umgang miteinander, für unser Selbstverständnis.
Alle, die sich jetzt schon mit größtem Einsatz in unserer Kirche für Veränderungen engagieren, brauchen diese Austauschräume, um sich zu bestärken und zu vernetzen. Als Kirchenleitung werden wir diesen Prozess stärker voranbringen und fördern. Aber: Wirklich etwas verändern, werden wir nur, wenn jede und jeder in seinem und ihren Zuständigkeitsbereich die Verantwortung für diesen Kulturwandel übernimmt und wir alle daran arbeiten, sexualisierte Gewalt in unserer Kirche und den Kampf gegen sie als Thema zu enttabuisieren. Das schließt mich und alle in leitender Funktion ausdrücklich ein. Für mich ist deutlich: Die Kirche, auf die wir zugehen, darf und wird nicht die Kirche sein, die jetzt ist.“