Menschen suchen Trost. Trost im Angesicht des Unheils, des Abschieds, des Todes. Trost in einer Welt, in der die unerlöste Schöpfung sich sehnt und Erlösung erhofft. Die unerträglich großen Fragen ertragen zu müssen, macht uns zu trostbedürftigen Wesen.
Die Jahreslosung für 2016 beginnt mit dem göttlichen Wort: „Ich will euch trösten…“. Trost trifft nicht das Leiden, sondern unsere Empfindung des Leidens in der tiefsten Seele. So erlaubt uns der Trost, sich von der Wirklichkeit zu distanzieren. Er beschreibt eine Wirklichkeit, von der es nur eine leise Ahnung gibt, ja, die vielleicht völlig unsichtbar bleibt. Objektiv wird nichts verändert, wenn getröstet wird. Aber wir können uns von der Welt und der Leidenserfahrung, die uns schmerzt oder verzweifeln lässt, distanzieren.
Trosterfahrung ist keine Momentaufnahme. Wirklicher Trost findet sich nicht in einem schnell daher gesagten Wort. Die Erfahrung lehrt: ein schulterklopfendes „Komm, das wird schon wieder!“ bleibt schal. Ich fühle: Da ist jemand bei mir und will sich nicht wirklich einlassen auf das, was mir die Sinne raubt. In der Geschichte des Wortes „Trost“ verflachte seine Bedeutung bis hin zum kleinen Trostpflaster, das alles Schmerzende überdeckt. Vertröstung, ausgesprochen, um innere Wogen zu glätten und sich selber aus der Affäre zu ziehen. Das hat wenig mit Wahrheit zu tun.
Trost ist langsam. Lässt manchmal sogar auf sich warten. „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?“ fragt Friedrich Spee verzweifelt in seinem Adventslied, in dem er bittet „Oh Heiland, reiß die Himmel auf.“ „Wo bleibst Du?“ Trost braucht Zeit. Zeit, um innerlich bereit zu sein, um anzukommen. Zeit zum Schweigen, zum Hören und zum Verstehen. Zeit für die richtige Geste zur rechten Zeit.
Die ursprüngliche mittelhochdeutsche Verwendung des Trost-Begriffs bleibt nahe beim biblischen Vorbild, wenn Trost mit »trauen«, »vertrauen« und »Treue« umschrieben ist. Treue und Vertrauen zum trostbedürftigen Menschen sprechen von Nähe und Mitfühlen. Da lässt sich jemand auf mich ein, weicht der Trostbedürftigkeit und ihren Ursachen nicht aus, trägt mit, was mich quält. Beschwichtigt nicht, beschönigt nicht. Trost braucht diese Wahrheit. Im ursprünglichen Sinn wird dieses Wort im griechischen als „Herbeigerufener“, „Fürsprecher“ verstanden. Das zeigt: Ich kann mich schwerlich selbst trösten. Trost geschieht mir.
Trost liegt „extra nos“, außerhalb von uns selbst. Er ist uns zugesagt. Für uns und für andere. Christus, das ist der Trost, den wir nötig haben. Der Trost, der nicht nur mal schnell vorbeischaut. Sondern der bei uns bleibt, der wahrhaftig ist und uns in Liebe begegnet. Liebe, die sich erbarmt und bleibt. Liebe, die sich das Mitleiden für das momentan Schwache, Unattraktive, Leidende bewahrt.
Ein neues Jahr steht vor uns. In diesen Tagen um den Jahreswechsel empfinden wir die Tage und Stunden intensiver als sonst. Fragen treten hervor, Hoffnungen, Sorgen. Wir blicken zurück. Wir schauen nach vorn. Was wird das neue Jahr bringen?
„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Diese Empathie, diese urmütterliche Geste der innersten Beteiligung geht dem neuen Jahr voraus. „Ich will euch trösten“ - wir trauen dem einen Gott, der uns anspricht. Er stellt damit unser Leben in seine Ewigkeit, die über unseren Alltag hinausgeht. Getrost kann so das neue Jahr beginnen.
Ihr
Ralf Meister
Die Jahreslosung für 2016 beginnt mit dem göttlichen Wort: „Ich will euch trösten…“. Trost trifft nicht das Leiden, sondern unsere Empfindung des Leidens in der tiefsten Seele. So erlaubt uns der Trost, sich von der Wirklichkeit zu distanzieren. Er beschreibt eine Wirklichkeit, von der es nur eine leise Ahnung gibt, ja, die vielleicht völlig unsichtbar bleibt. Objektiv wird nichts verändert, wenn getröstet wird. Aber wir können uns von der Welt und der Leidenserfahrung, die uns schmerzt oder verzweifeln lässt, distanzieren.
Trosterfahrung ist keine Momentaufnahme. Wirklicher Trost findet sich nicht in einem schnell daher gesagten Wort. Die Erfahrung lehrt: ein schulterklopfendes „Komm, das wird schon wieder!“ bleibt schal. Ich fühle: Da ist jemand bei mir und will sich nicht wirklich einlassen auf das, was mir die Sinne raubt. In der Geschichte des Wortes „Trost“ verflachte seine Bedeutung bis hin zum kleinen Trostpflaster, das alles Schmerzende überdeckt. Vertröstung, ausgesprochen, um innere Wogen zu glätten und sich selber aus der Affäre zu ziehen. Das hat wenig mit Wahrheit zu tun.
Trost ist langsam. Lässt manchmal sogar auf sich warten. „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?“ fragt Friedrich Spee verzweifelt in seinem Adventslied, in dem er bittet „Oh Heiland, reiß die Himmel auf.“ „Wo bleibst Du?“ Trost braucht Zeit. Zeit, um innerlich bereit zu sein, um anzukommen. Zeit zum Schweigen, zum Hören und zum Verstehen. Zeit für die richtige Geste zur rechten Zeit.
Die ursprüngliche mittelhochdeutsche Verwendung des Trost-Begriffs bleibt nahe beim biblischen Vorbild, wenn Trost mit »trauen«, »vertrauen« und »Treue« umschrieben ist. Treue und Vertrauen zum trostbedürftigen Menschen sprechen von Nähe und Mitfühlen. Da lässt sich jemand auf mich ein, weicht der Trostbedürftigkeit und ihren Ursachen nicht aus, trägt mit, was mich quält. Beschwichtigt nicht, beschönigt nicht. Trost braucht diese Wahrheit. Im ursprünglichen Sinn wird dieses Wort im griechischen als „Herbeigerufener“, „Fürsprecher“ verstanden. Das zeigt: Ich kann mich schwerlich selbst trösten. Trost geschieht mir.
Trost liegt „extra nos“, außerhalb von uns selbst. Er ist uns zugesagt. Für uns und für andere. Christus, das ist der Trost, den wir nötig haben. Der Trost, der nicht nur mal schnell vorbeischaut. Sondern der bei uns bleibt, der wahrhaftig ist und uns in Liebe begegnet. Liebe, die sich erbarmt und bleibt. Liebe, die sich das Mitleiden für das momentan Schwache, Unattraktive, Leidende bewahrt.
Ein neues Jahr steht vor uns. In diesen Tagen um den Jahreswechsel empfinden wir die Tage und Stunden intensiver als sonst. Fragen treten hervor, Hoffnungen, Sorgen. Wir blicken zurück. Wir schauen nach vorn. Was wird das neue Jahr bringen?
„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Diese Empathie, diese urmütterliche Geste der innersten Beteiligung geht dem neuen Jahr voraus. „Ich will euch trösten“ - wir trauen dem einen Gott, der uns anspricht. Er stellt damit unser Leben in seine Ewigkeit, die über unseren Alltag hinausgeht. Getrost kann so das neue Jahr beginnen.
Ihr
Ralf Meister