© Bischofskanzlei

Im Wortlaut: Ralf Meister

Sat, 18 Jan 2014 09:10:25 +0000 von . Bischofskanzlei

Anlässlich des 60jährigen Jubiläums des "Wort zum Sonntag" erinnert sich Landesbischof Ralf Meister:

Es gibt Worte zum Sonntag, einmal gesehen oder gelesen, an die erinnere ich mich noch Jahre oder Jahrzehnte später. An ein außergewöhnliches Wort zum Sonntag von Jörg Zink, 1974 vor dem 1. Advent gesendet, habe ich mich im letzten Jahr unter dem Stichwort Reformation und Toleranz erinnert. Jörg Zink ergreift in diesem Wort Partei für den Berliner Bischof Kurt Scharf. Der hatte im November 1974 Ulrike Meinhof im Gefängnis besucht und die Presse tobte. Unter dem Titel „Der Bischof muss weg“ entstand eine Debatte über den Besuch eines Geistlichen bei einer angeklagten Mörderin. Und Jörg Zink verteidigt ihn. „Man mag einwenden“ sagt er, „dies sei politisch nicht klug. Aber zum einen ist für einen Bischof wichtig, dass er tut, was er glaubt, nicht was man um ihn her für klug hält, und zum anderen gibt es im Augenblick kaum etwas Klügeres als was er tut. Man mag einwenden, es könne einer in seiner Güte auch zu weit gehen. Aber ich bitte Sie: Krankt unsere Welt wirklich daran, dass Menschen und die Völker in ihrer Güte zu weit gehen. Ist das das Unglück, unter dem wir leiden?“ Jörg Zink gehörte zu den Besten, den die evangelische Kirche jemals in diesem Format hatte.

Glücklicherweise musste ich in einer solch kritischen Situation wie 1974 kein Wort zum Sonntag verfassen. Doch heftige Reaktionen gab es trotzdem immer dann besonders, wenn ich aktuelle politische oder wirtschaftliche Situationen ansprach. Ein kritisches Wort in der Finanzkrise über Manager die sich schuldlos gaben oder über die politische Rat- und Handlungslosigkeit bei Flüchtlingsfragen, schon rollte die Kritik.

Viel Spaß machten mir die Außenaufnahmen, vor der Nikolaikirche in Berlin, in der Marienkirche in Lübeck oder knietief in der Nordsee stehend in St. Peter-Ording. Höhepunkte waren die Reisen mit einem kleinen Redaktionsteam zum Eurovision Song Contest nach Kiew und Helsinki.

Mein letztes Jahr im Dienst als Wort zum Sonntagsprecher war durch ein Ereignis geprägt, welches meinen beruflichen Weg wenig später prägen sollte: Ich kommentierte im Wort zum Sonntag am 27. Februar 2010 den Rücktritt von Margot Käßmann.

Mehr zum Thema:

in der Evangelischen Zeitung: "Eine Fernsehsendung wird 60"

als Tagesthema: "Minipredigt für Millionen"

beim NDR: Die Kirche im NDR blickt zurück - in Wort, Bild und Ton

Die Erinnerung von Ralf Meister erscheint in der kommenden Ausgabe von IDEA-Spektrum (erscheint am 22. Januar).
Quelle: epd-Bild - Das Bild zeigt: Die Gruppe der "Wort zum Sonntag"-Autoren, als Ralf Meister dazu gehörte (April 2008)
Bestätigen

Bist du sicher?