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Das andere Ostern

Sun, 12 Apr 2020 16:01:12 +0000 von . Bischofskanzlei

© Jens Schulze
NDR-Zwischenruf von Landesbischof Meister

Was ist das für ein Ostern in der Corona-Zeit? Auf jeden Fall eines, an das wir uns noch sehr lange erinnern werden: Keine Gottesdienste, keine Osterfeuer, keine Grillfeste im großen Freundeskreis, keine Besuchsreisen.
Es ist ein Osterfest, glaube ich, welches uns sehr nahe an die alte Geschichte zurück bringt. Als Jesus auferstanden ist, war da nichts mit Euphorie, sondern zunächst herrschten Kummer, Tränen, Ängste. Ein paar Frauen machten sich auf, gingen zum Grab. Da wurde er von ihnen gesehen. „Sie fürchteten sich“ heißt es in der Bibel. Dann erschien er einzelnen Jüngern. Verändert, leuchtend, lebendig. Das Unglaubliche geschah im kleinsten Kreis. Aus diesem Start ist das Wunder der Auferstehung um die ganze Welt gegangen. Und seit 2000 Jahren wird es erzählt und gefeiert. 
Für mich ist es die stärkste Hoffnungs-Geschichte, die ich kenne. Wir endlichen Wesen, die wir in dieser verrückten Welt leben, können hoffnungsvoll und glücklich miteinander sein. 
Heute sitzen wir in kleiner Gemeinschaft beisammen, vielleicht mit der Familie, zu zweit oder auch allein,  begegnen diesem Ostern und kramen alle Osterfeste aus unserer Erinnerung hervor. Wie viele Stunden der Gemeinschaft waren dabei. Welche Bilder von den Kindern im Garten, welche tiefen Gefühle beim Hören der Bachkantaten, alten Osterchoräle. Was fällt uns an Kostbarem nicht alles ein. So setzt sich das Glück zusammen. Aus kleinen Bruchstücken. Und die große Gemeinschaft, auf die wir in diesen Tagen verzichten, finden wir in Erinnerungen und in alten Bräuchen. Dazu zählt für mich das Osterläuten heute Mittag. Alle Kirchen in ganz Deutschland haben am Ostersonntag um 12.00 Uhr das volle Geläut erklingen lassen. Was für ein Zeichen der Verbundenheit. Das ist unser Ostern. „Christ ist erstanden.“

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