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Landesbischof Meister warnt vor Lockerung des Friedhofszwangs

Sat, 23 Nov 2013 11:41:15 +0000 von Christof Vetter

Landesbischof Ralf Meister hat vor einer Lockerung des Friedhofszwangs in Deutschland gewarnt. Er glaube, das führe mittelfristig zu einer Auflösung der klassischen Friedhofskultur, sagte der leitende Theologe der größten Landeskirche Deutschlands am Sonnabend in einer Videobotschaft zum bevorstehenden Ewigkeitssonntag. Bremen will als erstes Bundesland in Deutschland erreichen, dass Angehörige die Urne mit der Asche eines Verstorbenen in Zukunft zeitweise zu Hause aufbewahren dürfen.

Meister sieht darin einen Dammbruch und befürchtet einen Prozess, in dem sich die Friedhöfe vollständig verwandeln. "Wenn man diese Orte vernichtet, bleiben nur gepflegte Parks, in denen man herumgeht und irgendwann den Kiefernhain oder die Sonne anbetet, aber nicht mehr darüber nachdenkt, was kommt."

Friedhöfe seien Räume, die über die irdische Existenz hinauswiesen und die Vorläufigkeit des Lebens markierten. "Das Leben ist immer noch ausgerichtet auf etwas, was mir bevorsteht." Existierten Friedhöfe so nicht mehr, sei das ein großer Verlust. "Das sind für mich immer noch Naherholungsgebiete für die Seele."

In Bremen soll es künftig möglich sein, die Urne für zwei Jahre zu Hause aufzubewahren. Dann soll sie in einer Grabstätte beigesetzt werden, die zuvor reserviert und nachgewiesen werden muss. Die Bremische Bürgerschaft hat den rot-grünen Senat beauftragt, eine entsprechende Änderung des Bestattungsrechts auszuarbeiten. Mit der Novelle würde das aus dem Jahr 1934 stammende deutsche Feuerbestattungsgesetz zumindest teilweise ausgehebelt. Danach muss eine Urne mit der Asche des Toten zwingend sofort auf Friedhöfen oder besonders ausgewiesenen Arealen wie Friedwäldern beigesetzt werden.

Mit dem Ewigkeits- oder Totensonntag an diesem Sonntag endet das Kirchenjahr. Neben dem Andenken an die Verstorbenen wird in vielen evangelischen Gottesdiensten zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermutigt. Wem es gelinge, Abschied und Tod im Alltag zu bewältigen, der bekomme auch sein Leben besser in den Griff, heißt es in christlichen Lebenshilfen. Vergänglichkeit könne so als Gewinn und nicht als Verlust erfahren werden. (epd)
Quelle: Jens Schulze
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