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Reise in zwei verschiedenen Welten

Sun, 26 Nov 2017 12:54:10 +0000 von . Bischofskanzlei

Ewigkeitssonntag. Früher nannte man den Tag auch Totensonntag, denn in allen Kirchen werden heute die Namen der Verstorbenen des vergangenen Jahres verlesen. Oft werden auch Kerzen dazu entzündet. Unsere Toten sind auf einer Reise, einer Reise bei Gott.

Manchmal denke ich unvermittelt an liebe Menschen, die gestorben sind. Ich lese ein Buch und frage mich, was ein verstorbener, guter Freund, zu dem Buch sagen würde - und ich flüstere diese Frage. Ein anderes Mal beim Spaziergang fallen mir Gespräche ein, die ich einmal mit ihm geführt habe. Und ich denke an seine mahnenden Worte über meinen Lebensweg. Wie schaute er jetzt wohl auf mein Leben? Ich frage ihn.

Früher war man skeptisch in der Trauerarbeit, wenn es um Gespräche mir Verstorbenen ging. Man dachte, dass solche Gespräche gefährlich seinen könnten. Das können sie vermutlich auch, wenn man sich von ihnen abhängig macht und glaube, die Toten damit ins Leben zurückzurufen.

Doch die Menschen, die für mich wichtig waren, bleiben es auch nach ihrem Tod. Lebende wie Tote sind auf einer Reise in zwei verschiedenen Welten und beide doch bei Gott. Es ist für und richtig, wenn wir der Trauer und dem Gedenken Raum geben. Das kann beim Entzünden der Kerze, den Lesen alter Briefe und dem Gespräch geschehen.

Oder am heutigen Ewigkeitssonntag, wenn viele Menschen in die Kirchen und anschließend auf die Friedhöfe gehen. Um gemeinsam zu gedenken und zu spüren, was es bedeutet, dass der Tod eben nicht das Ende ist. Nicht für die Verstorbenen, die geborgen sind bei Gott. Und nicht für uns, die wir in unserer Welt uns dankbar erinnern können an erfüllte gemeinsame Zeiten.

Landesbischof Ralf Meister im "Zwischenruf" auf NDR Niedersachsen
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