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Eine Tür als Mahnung

Mon, 28 Oct 2019 16:11:15 +0000 von . Bischofskanzlei

Zwischenruf von Landesbischof Ralf Meister im NDR am 27.10.2019

"Es ist eine dunkle, schlichte Holztür. Deutlich sichtbar: Um das Schloss herum Einschusslöcher. Dutzende Menschen verdanken dieser Tür ihr Leben. Durch sie ist der rechtsradikale Attentäter in Halle nicht hindurchgekommen. Zwei Menschen hat keine Tür geschützt. Sie sind ermordet worden. 
Die Tür soll jetzt, so wie sie ist, als Mahnmal in Halle aufgestellt werden. 
Wofür wird dieses Mahnmal stehen? Für das Datum, ab dem die Polizei dauerhaft jüdische Einrichtungen schützen muss? Oder dafür, dass wir nach Mahnwachen und symbolischen Gesten schnell wieder zur Tagesordnung übergehen?
Das darf nicht sein.
Ich wünsche mir, dass die Tür uns mahnt zu sichtbaren Zeichen konkreter Solidarität. Dass sie uns mahnt zu ganz normalen, vorurteilsfreien Begegnung mit Jüdinnen und Juden, Christinnen und Christen, ja, mit allen Menschen unserer Gesellschaft. 
Am Vorabend des Reformationstags wird in der Marktkirche in Hannover der Rabbiner Andreas Nachama sprechen. Langjähriger Direktor der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin. Er setzt sich beispielhaft dafür ein, dem Antisemitismus mit Verständigung und Begegnung den Nährboden zu entziehen.  Denn es bleibt erschreckend, dass stabil jeder Vierte in Deutschland antisemitisch denkt. 
Hoffentlich mahnt uns die Tür, solchen Denkmustern entschieden zu widersprechen. In der öffentlichen Debatte genauso wie in den kurzen Tür- und Angelgesprächen in der Schule oder Kirchengemeinde, im Sportverein oder in der Firma.
Möge die Tür ein aufrüttelndes Mahnmal werden: Für den entschlossenen Kampf unserer Gesellschaft gegen jede Form von Antisemitismus. Antisemitismus ist eine Geißel der Menschheit und eine Lästerung Gottes."
Quelle: Archiv
Die Tür der Synagoge in Halle, die dem Attentäter Stand gehalten hat.
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