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Erinnern ist der Schlüssel für die Zukunft

Sun, 10 Nov 2013 06:41:15 +0000 von . Bischofskanzlei

Niedersächsische Landespolitiker und Bürger haben am Samstagabend in Hannover der Opfer der Reichspogromnacht vor genau 75 Jahren gedacht. "Gedenken heißt, den Toten die Würde geben - die Würde, die unsere Vorväter und Mütter ihnen genommen haben", sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister vor rund 1.000 Besuchern bei einem Gedenkkonzert in der überfüllten Marktkirche. Die Ereignisse jener Nacht zeigten, "wie dünn die Haut unserer Zivilisation ist, auf der wir uns scheinbar so sicher bewegen".

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten überall in Deutschland jüdische Geschäfte und brannten Synagogen nieder. Insgesamt starben nach Schätzungen von Historikern mehr als 1.300 Menschen. Die Pogrome bildeten den Auftakt zur gewaltsamen Judenverfolgung.

Unter den Besuchern des Gedenkkonzertes waren Bundestagsvizepräsidentin Edelgard Bulmahn (SPD), Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) sowie mehrere Landesminister. Viele von ihnen nahmen anschließend an einer zweiten Feierstunde der Jüdischen Gemeinde Hannover in deren Synagoge teil.

Dabei bezeichnete Busemann die Reichspogromnacht 1938 laut Redemanuskript als krassen "Kultur- und Zivilisationsbruch". Sie habe jedem vor Augen geführt, "dass Deutschland zu einem Land geworden war, in dem Recht und Menschlichkeit keine Bedeutung mehr hatten". Der Landtagspräsident betonte zugleich, "welches Wunder und welches Geschenk es ist, dass wir nach allem, was geschehen ist, wieder eine solch starke und lebendige jüdische Gemeinde haben". Laut Busemann leben heute durch Zuwanderung aus der früheren Sowjetunion rund 6.200 Juden in Hannover - vor dem Holocaust seien es rund 5.000 gewesen.

Bei dem Gedenkkonzert des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik in der Marktkirche trug der jüdische Kantor Benjamin Maissner aus dem kanadischen Toronto gemeinsam mit dem Europäischen Synagogalchor jüdische Gesänge und Vertonungen heiliger Texte des Judentums vor. Dabei erklangen bei auch die Namen von Konzentrationslagern wie Sachsenhausen, Bergen-Belsen oder Mauthausen, in denen insgesamt sechs Millionen Juden ermordet wurden.

Landesbischof Meister sagte, angesichts von Geschichtsklitterungen, ausländerfeindlichen Parolen und Aufmärschen von Rechtsradikalen dürften die Menschen nicht nachlassen, an die Reichpogromnacht zu erinnern. "Diese Vergewisserung ist der Schlüssel für die Tür zur Zukunft." Die heutigen Generationen müssten sich immer fragen lassen, wie es um die Werte stehe, die eine Gesellschaft zusammenhalte. (epd)
Quelle: Cordula Paul
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