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Rettungswesten, Zivilcourage und ein Zuspruch zur Nacht

Fri, 21 Jun 2019 07:54:32 +0000 von . Bischofskanzlei

Der Donnerstag auf dem Kirchentag in Dortmund

Ein volles Programm zum Auftakt des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund: Landesbischof Ralf Meister predigte im Friedensgottesdienst in der Melanchthonkirche und prangerte die Flüchtlingspolitik der EU an:  "Die Europäische Union verrät in ihrer systematischen Abwehr von Flüchtlingen ihren humanitären Wertekonsens", kritisierte er. "Menschen, die Hilfe leisten, werden als Verbrecher behandelt." Aktivistinnen stellten das Projekt "Safe Passage - Rüstungsexporte und Migrationsabwehr in Europa" vor: Aus den Rettungswesten von Mittelmeerflüchtlingen werden auf der griechischen Insel Lesbos Taschen hergestellt.

Auf dem Podium am Nachmittag "Hört das denn nie auf? Antisemtismus in Deutschland" diskutierte er mit Expertinnen und Experten darüber, wie man den wachsenden Antisemitismus in Europa beenden kann. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, berichtete mit Sorge, dass in Umfragen jeder Vierte angebe, er wolle keine jüdischen Nachbarn haben.  Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor warnte davor, Minderheiten gegeneinander auszuspielen. Muslimen, die selbst ausgegrenzt und angefeindet würden, falle es schwer, sich für Demokratie und gegen Antisemitismus stark zu machen. Gemeinsam mit Dr. Michael Blume, Referatsleiter für nichtchristliche Religionen und Beauftragter gegen Antisemitismus in Württemberg, hielt sie ein engagiertes Plädoyer, endlich positive Geschichten zu erzählen von gelungenen Begegnungen und gemeinsamem Leben, das es längst in Deutschland gibt. Die Zuhörenden in der voll besetzten Dortmunder Oper spendeten langen Beifall.

Mit einem Kerzenmeer endete der Tag. Zur Musik von Fritz Baltruweit und seiner Studiogruppe blickte Landesbischof Meister zusammen mit Pfarrerin Mechthild Werner aus der Pfalz auf den Tag zurück. "Stille Zeiten sind in meinem Leben sehr begrenzt", erzählte Landesbischof Meister im Zuspruch zur Nacht auf der Bühne am Hansaplatz. "Und dennoch gibt es durch alle Jahrzehnte meines Lebens diese kurze Spanne Zeit, die nur mir und Gott gehört. Dann ist Zeit für mein Abendgebet." (Bischofskanzlei/epd)
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