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Landesbischof Meister würdigt verstorbenen Pastor Hans-Jürgen Meyer

Sat, 25 Feb 2023 09:32:31 +0000 von Redaktion Evangelische Medienarbeit

Landesbischof Ralf Meister hat den verstorbenen Pastor und Kämpfer für die Rechte von homosexuellen Menschen, Hans-Jürgen Meyer, in einer Trauerfeier gewürdigt. Meyer sei hin- und hergerissen gewesen zwischen seinem tiefen Wunsch, evangelischer Pastor zu sein, und seiner homosexuellen Lebensform, sagte Meister am Freitag in seiner Traueransprache in der Marktkirche in Hannover. Diese Lebensform habe Meyer leben wollen und als selbstverständlichen Ausdruck seiner sexuellen Selbstbestimmung verstanden. Meyer war Anfang Februar im Alter von 73 Jahren gestorben.

Der Theologe hatte bundesweit Bekanntheit erlangt, nachdem er sich 1984 zu seiner Homosexualität bekannt hatte und von der hannoverschen Landeskirche seines Amtes enthoben worden war. Er hatte sich als erster verbeamteter Pastor gegenüber dem Landeskirchenamt geoutet, nachdem ein befreundeter homosexueller Theologe erst gar nicht in den unbefristeten Pfarrdienst übernommen worden war. Er war damals bereits zwei Jahre als Pastor in Hannover verbeamtet.

Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, der innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Präzedenzfall wurde. Nach einigen Jahren im „Wartestand“, in denen er zeitweise nicht predigen, trauen oder beerdigen durfte und nur ein gekürztes Gehalt erhielt, arbeitete Meyer schließlich wieder als Krankenhausseelsorger, in der Behindertenarbeit und der Altenhilfe. In einem autobiografischen Buch schrieb er 2011, die langwierige juristische Auseinandersetzung sei die Sache wert gewesen.

Meister sagte am Freitag, fast 20 Jahre habe diese Geschichte Meyer ermüdet und erschöpft, ihn aber auch kämpfen lassen und fortwährend herausgefordert: „Die Kirche konnte die sexuelle Selbstbestimmung eines Pastors und die gelebte Partnerschaft nicht ertragen und antwortete mit Lebensordnungssätzen, traditioneller Schriftauslegung und schließlich mit dem Kirchenrecht und der Amtszucht“, betonte er. „Heute am Tag der Erinnerung und des Gebets für Hans-Jürgen Meyer wird noch einmal deutlich, wie mühsam und langwierig, vor allem aber, wie diskriminierend die Haltung der Landeskirche gegenüber schwulen Menschen war.“

Wer das alles wie eine Nachricht aus längst überwundenen Zeiten halte, der müsse nur einmal nach Rom schauen oder sich ansehen, was vor wenigen Tagen in der Kirche von England beschlossen worden sei, ergänzte Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Dort dürften homosexuelle Paare zwar gesegnet, aber nicht getraut werden. Dies habe dazu geführt, dass weltweit zwölf Bischöfe von Kirchen in der anglikanischen Gemeinschaft dem Erzbischof von Canterbury die Zustimmung versagten.

"In all den Jahren verbitterte Hans-Jürgen Meyer nicht", sagte Ralf Meister. Er hätte sogar in den schwierigen Phasen seines Kampfes um die sexuelle Selbstbestimmung homosexueller Menschen immer wieder vermittelt und nach Kompromissen gesucht. "Er kämpfte für sich, aber er wusste, dass es zugleich ein Einsatz für viele Menschen war."

Schon als Meyers Tod bekannt geworden war, hatte Meister gesagt, er wünsche ihm „eine gottbefohlene Reise in die kommende Welt“. Er betonte: „Es bewegt mich im Rückblick immer noch sehr, dass er - wenn auch erst in seinem Ruhestand - sich am Silvestertag 2012 mit seinem Lebenspartner kirchlich trauen lassen konnte.“ Meister habe mit Meyer damals in engem Kontakt gestanden. „Ich bin froh, dass ich ihn seinerzeit zu diesem Schritt ermutigen konnte.“ Meister hatte bereits 2017 vor dem Kirchenparlament öffentlich für Diskriminierungen der Kirche gegenüber homosexuellen Menschen um Entschuldigung gebeten.
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