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Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

Fri, 27 Jan 2023 07:05:14 +0000 von . Bischofskanzlei

"Auschwitz bleibt uns anvertraut. Es gehört zu uns wie uns die übrige Geschichte gehört. Mit ihr in Frieden zu leben, ist eine Illusion." Mit diesen Worten erinnert Siegfried Lenz an die Schrecken der deutschen NS-Vergangenheit. Ihre Aufarbeitung war sein großes Anliegen.

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Konzentrationslager von Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder wurden in Auschwitz ermordet. Ein unsagbares, unverstehbares Verbrechen an Jüdinnen und Juden, an Sinti und Roma und allen anderen Menschen, die im nationalsozialistischen Weltbild keine Menschen sein sollten.

"Wenn Verstehen unmöglich ist, dann ist Wissen notwendig, denn was geschehen ist, könnte zurückkehren." So stellt der italienisch-jüdische Schriftsteller Primo Levi fest, der sich unter den Befreiten befand. "Es ist passiert, also kann es wieder passieren."

Als Christinnen und Christen müssen wir mit tiefer Erschütterung feststellen, dass der christliche Glaube die damaligen Verbrechen nicht verhindern konnte. Mehr noch, Kirchen und ihre Mitglieder haben daran mitgewirkt, Judenhass und Menschenverachtung selbst verbreitet, Nächstenliebe und Mitgefühl außer Kraft gesetzt und damit Schuld auf sich geladen; Schuld an den Menschen und ebenso an Gott wie am eigenen Glauben.

Auschwitz bleibt uns anvertraut. Es gehört zu unserer Geschichte und es ist unsere Pflicht davon zu sprechen und es im Wissensbestand der Weltgesellschaft zu verankern. Mit dieser Geschichte in Frieden zu leben, ist eine Illusion. Als die Nachfahren der Täterinnen und Täter sind wir in der Pflicht, damit Schuldige der vergangenen und gegenwärtiger Verbrechen nicht davonkommen und sich die Schrecken der Geschichte nicht wiederholen.

Ralf Meister
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