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Impfen und miteinander reden Zwischenruf/NDR vom 19. Dezember 2021

Mon, 20 Dec 2021 09:17:46 +0000 von . Bischofskanzlei

© Jens Schulze
In der zurückliegenden Woche haben beinah jeden Tag rund eine Million Menschen ihren ganz persönlichen Einsatz gegen die Pandemie aufgenommen. Ihr Weg führte nicht mit Fackeln und Bannern lautstark und bedrohlich vor Privathäuser. Er führte diese Menschen ins Impfzentrum. 
 
Ihnen gegenüber stehen andere, die sich abgespalten fühlen von jenem Leben, das ihnen vertraut war und die sich nicht impfen lassen wollen. Also: Selbst schuld? Können wir diesen Menschen getrost den Rücken zukehren? 
 
Das wäre fatal - auch wenn ich das Gerede von einer nie dagewesen Spaltung unserer Gesellschaft für übertrieben halte. Es gibt Spannungen und harsche Auseinandersetzungen. Die aber sind nicht nur auf die wenigen Gewalttätigen und Irregeleiteten zurückzuführen. Sie wachsen mit der Ungeduld und Unfreundlichkeit, mit der wir einander in dieser Zeit belasten. Scheinbar harmlose Fragen verkehren sich im aufgeheizten Klima zu verletzenden Waffen. 
 
Wir leben nicht in apokalyptischen Zeiten, sondern im Advent. Und Weihnachten ist das Fest, das unterschiedliche Menschen zusammenführt. Da sind die Obdachlosen Maria und Josef, die Hirten vom Feld, also Leute aus prekären Arbeitsverhältnissen und die Weisen von ganz weither - Astronomen, Könige vielleicht. Dazu kommen die Engel und mit ihnen: Gott.
 
Ich vertraue auf die verbindende Kraft von Weihnachten. Und will selbst dazu beitragen. Ich will denen zuhören, von den ich meinte, das lohnt sich doch gar nicht mehr. Will mit denen sprechen, die ich für unbelehrbar gehalten habe und Gesten der Verständigung senden, auf Menschen zugehen, die so ganz anderer Ansicht sind als ich. 
 
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit!
Ihr Ralf Meister
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