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Kinderrechte sind Menschenrechte

Mon, 06 Jul 2020 13:46:16 +0000 von . Bischofskanzlei

© Jens Schulze
Mein Sohn hat in diesem Jahr sein Abitur gemacht, ohne Abi-Ball, Zeugnisausgabe in Gruppen in der Turnhalle. "Corona-Abi", wie es jetzt schon landläufig genannt wird. Nicht nur für die Abiturienten wird dieses Schuljahr vermutlich das außergewöhnlichste sein, das sie erlebt haben. Die Meinungen über die Lernerfolge im Home-Schooling gehen weit auseinander. 

Fest steht aber, dass Kinder und Jugendliche zu den Verlierern dieser Krise gehören. Die notwendigen Maßnahmen des Lockdown waren ein schwerer Angriff auf ihre Lebenswelt. Diese Lebenswelt müssen wir jetzt wieder in den Blick nehmen. Englische Vokabeln, der Satz des Pythagoras und die Erklärung der Photosynthese sind wichtig. 

Aber Kinder und Jugendliche haben noch etwas anderes verloren: Soziale Kontakte und das Einüben sozialen Lebens. Lebensgefährlich, wenn hinter verschlossenen Türen Gewalt und Missbrauch freie Bahn hatten und haben. Die Sorge, dass die Dunkelziffer hoch ist, steigt mit den schrecklichen Missbrauchsmeldungen dieser Woche. 

"Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen". Dieses afrikanische Sprichwort hat seine Aktualität nicht verloren. Kinderrechte sind Menschenrechte. Sie zu schützen ist die Aufgabe einer ganzen Gesellschaft. 

"Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen", heißt es in der Bibel. Die Rechte und das Wohlergehen der Kinder sind ein wichtiger Maßstab für die Menschlichkeit unserer Gesellschaft. Kinder brauchen Räume für ein gelingendes Leben haben; und dort wird etwas vom Reich Gottes spürbar. Nehmen wir sie in den Blick: Es sind "unsere" Kinder.

Landesbischof Ralf Meister im "Zwischernruf" am 5. Juli 2020 auf NDR Niedersachsen
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