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Solidaritätsgedanke trotz Mitgliederrückgang

Tue, 30 Jun 2020 07:59:07 +0000 von . Bischofskanzlei

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Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers hat im vergangenen Jahr rund 50.600 Mitglieder verloren. Damit hat sich der Mitgliederrückgang beschleunigt. 2018 lag er noch bei 47.000 Mitgliedern. Ende 2019 gehörten der Kirche zwischen Elbe und Ems 2,48 Millionen Mitglieder an, wie sie am Freitag in Hannover mitteilte. Im Jahr zuvor waren es 2,53 Millionen, ein Rückgang um knapp zwei Prozent. Allein durch Austritte verlor die größte Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) rund 30.500 Mitglieder. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von 16,6 Prozent. EKD-weit stieg die Zahl der Kirchenaustritte auf einen historischen Höchststand. 
 
Landesbischof Ralf Meister sagte, ihn hätten die neuen Entwicklungen bedrückt und auch enttäuscht. "Die Arbeit der Kirche ist gut. Und wenn man dann solche Zahlen bekommt, dann fasst einen das schon richtig an." Kirche sei allerdings die Institution des Optimismus und der tiefen Hoffnung, betonte der Theologe. Auch mit weniger Mitgliedern wolle die Kirche ihrem Auftrag treu bleiben: "Wir arbeiten nicht für uns. Wir arbeiten für diese Welt und für das Miteinander von Menschen in Frieden und in Gerechtigkeit. Und davon nimmt nicht eine Spur ab, wenn Menschen aus der Kirche austreten." 
 
Der große Gedanke hinter der Kirche sei Solidarität, betonte Meister. Jeder, der als Kirchenglied Kirchensteuer zahle, denke weit über seine Kirchengemeinde hinaus auch an das, was in einem anderen Ortsteil oder auf anderen Kontinenten passiere. "Und ich glaube, dieser Solidargedanke - der ist so enorm wichtig - den brauchen wir in unserer Gesellschaft ganz besonders." (epd Niedersachsen-Bremen)

Neue Angebote werden ausgebaut

Die Präsidentin des Landeskirchenamtes in Hannover, Stephanie Springer, sagte, zwar verliere die hannoversche Landeskirche prozentual nicht so viele Mitglieder, wie andere Landeskirchen. Dennoch sei die Zahl der Austritte "signifikant hoch". Für den Mitgliederrückgang machte sie kein besonderes Ereignis verantwortlich. "Man kann immer sagen, es war eine Steueränderung oder ein Skandal aber im letzten Jahr hatten wir so etwas nicht." Stattdessen bewege sich der Mitgliederschwund recht genau auf einem vorausberechneten Niveau.
 
Auch Springer betonte, dass in den Gemeinden hervorragende Arbeit geleistet, aber nicht zwangsläufig honoriert werde: "Schlechte Arbeit wird von den Mitgliedern oft unmittelbar mit dem Austritt bestraft, während gute Arbeit nicht automatisch zum Bleiben oder Eintritt führt", sagte Springer. Zudem seien blanke Zahlen nicht das alleinige Maß, das über die Güte und Wirksamkeit kirchlicher Arbeit entscheide. Dennoch seien die Austrittszahlen ein Anlass, sich stärker darum zu bemühen, Glauben zeitgemäßer zu vermitteln.
 
Landebischof Meister kündigte an, dass die Landeskirche ihre digitalen Angebote weiterentwickeln wolle, um an Reichweite zu gewinnen und neue Zielgruppen in den Blick zu nehmen. Im Zuge der Corona-Krise und der Schließung der Kirchen seien in zahllosen Gemeinden auch durch digitale Angebote neue Kommunikationswege und Formen von Gemeinschaft entstanden, die teils beachtlichen Zulauf erlebt hätten. 
 
"Die Corona-Zeit hat eine weitere Pluralisierung unserer Gesellschaft befördert. Ich bin überzeugt, dass das auch über die Krise hinaus so bleiben wird", betonte der Landesbischof. Entsprechend wichtig sei es, mit passgenauen Angeboten, auch jenseits klassischer Gottesdienste und Gemeindearbeit, auf diese wachsende Vielfalt zu antworten. "Wir sollten diesen Angeboten offen begegnen, die Zukunftschancen ergreifen, ohne unsere alten Formen zu vernachlässigen."

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