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Bleib in Berührung

Sun, 31 May 2020 07:41:20 +0000 von . Bischofskanzlei

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Eine von vielen guten Ideen aus den letzten Monaten: Gedanken zum Mitnehmen vor der Thomas-Kirche in Hannover
Gedanken zu Pfingsten von Landesbischof Ralf Meister

Auf den Besuch aus England hatte ich mich lange gefreut. Aus den Partnerinnen und Partnern in der anglikanischen Kirche sind gute Freunde geworden. Doch das Coronavirus machte allen Besuchsplänen einen Strich durch die Rechnung. „Keep in touch“, sagen die Engländer, wenn sie meinen: „Lass von dir hören“ oder „Lass uns in Kontakt bleiben“. Wörtlich übersetzt heißt das: „Bleib in Berührung.“

Dabei sind Berührungen in unserer Zeit in Verruf geraten. Menschliche Nähe ist ein Infektionsrisiko. Abstand ist das Gebot der Stunde. Anstatt mit den Freunden Ausflüge an meine Lieblingsorte in der Landeskirche zu machen, sehe ich in der Videokonferenz ihre Gesichter als sprechende Bilderkacheln. ...  
Zu Pfingsten finde ich es noch etwas schmerzlicher als sonst, auf die Gemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen zu verzichten. Open Air-Gottesdienste, ökumenische Feste, Grillen im Pfarrgarten – das ist Pfingsten. Beim ersten Pfingstfest machten die Jüngerinnen und Jünger die Türen weit auf. Sie teilten mit allen, was sie im Innersten berührt hatte. Die unsichtbaren Grenzen zwischen Sprachen und Kulturen wurden für einen Moment durchlässig: „Ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden“, heißt es in der Apostelgeschichte. 


Aber das ist erst der zweite Teil der Geschichte. Viel schwieriger zu fassen ist, was zuvor geschah: Wer oder was hat die Jünger so verändert? Die Apostelgeschichte zieht mächtige Bilder aus der Natur heran: „ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm“, „Zungen zerteilt und wie von Feuer“. Unfassbar, ungreifbar, virtuell ist dieser Geist der Veränderung. 


Wenn wir unsere Kirchen jetzt wieder öffnen, mit Abstand in den Bänken sitzen und summen statt zu singen, dann wünsche ich mir, dass wir nicht einfach weitermachen wie zuvor. Lassen wir den Geist der Veränderung wirken. Nehmen wir das Gute mit, was wir in diesen Wochen gelernt und geschenkt bekommen haben: die Solidarität untereinander, die Rücksichtnahme, die guten Ideen, die neuen Formen, Kirche zu leben. Fenster und Türen kann man auch virtuell öffnen. Vielleicht nicht umsonst trägt ein allgegenwärtiges Betriebssystem diesen Namen: „Windows“. 


Ich wünsche Ihnen ein inspirierendes Pfingstfest!
 Ihr
 Ralf Meister
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